hung Jhres großväterlichen Testaments in Anse- hung des vermachten Gutes aufgetragen ist, nicht alle Gedanken aufgeben möchten, den vertrauten Freund des Herrn Lovelacens zu dem Ausrichter Jhres letzten Willens zu machen: sonderlich da die Sache, wenn der Herr sich auf den betrübten Fall, woran mein Herz nicht ohne Kummer ge- denket, in die Angelegenheiten Jhrer Familie mischte, solche Folgen nach sich ziehen könnte, die Sie in andern Fällen so sorgfältig zu verhüten suchen. Und gesetzt, meine wertheste Fräulein, Sie sollten noch einmal einen Brief an einen je- den von Jhren Onkels schreiben, um ihnen zu mel- den, wie schlecht Sie sich befänden? - - und sich ihren Rath zur Einrichtung Jhres letzten Wil- lens wegen Jhres Guts und Vermögens aus- zubitten, nebst dem Erbieten, sich darnach zu richten?
Jch finde, daß sie Jhnen einen großen Theil von den Einkünften aus dem Gute, seit dem es Jhnen zugehöret hat, zugleich mit Jhrem hinter- lassenen Vorrath an Gelde, das Sie zu den ge- wöhnlichen Ausgaben zu gebrauchen pflegten, übersenden wollen: und zwar durch Jhren Herrn Vetter Morden; aus Furcht, Sie möchten etwa Schulden gemacht haben, die Jhnen Unbequem- lichkeiten verursachten.
Sie vermuthen, wie es scheint, daß Sie ge- neigt seyn werden, in der Stille Jhres Großva- ters Haus zu bewohnen: wofern Jhr Herr Vet-
ter
hung Jhres großvaͤterlichen Teſtaments in Anſe- hung des vermachten Gutes aufgetragen iſt, nicht alle Gedanken aufgeben moͤchten, den vertrauten Freund des Herrn Lovelacens zu dem Ausrichter Jhres letzten Willens zu machen: ſonderlich da die Sache, wenn der Herr ſich auf den betruͤbten Fall, woran mein Herz nicht ohne Kummer ge- denket, in die Angelegenheiten Jhrer Familie miſchte, ſolche Folgen nach ſich ziehen koͤnnte, die Sie in andern Faͤllen ſo ſorgfaͤltig zu verhuͤten ſuchen. Und geſetzt, meine wertheſte Fraͤulein, Sie ſollten noch einmal einen Brief an einen je- den von Jhren Onkels ſchreiben, um ihnen zu mel- den, wie ſchlecht Sie ſich befaͤnden? ‒ ‒ und ſich ihren Rath zur Einrichtung Jhres letzten Wil- lens wegen Jhres Guts und Vermoͤgens aus- zubitten, nebſt dem Erbieten, ſich darnach zu richten?
Jch finde, daß ſie Jhnen einen großen Theil von den Einkuͤnften aus dem Gute, ſeit dem es Jhnen zugehoͤret hat, zugleich mit Jhrem hinter- laſſenen Vorrath an Gelde, das Sie zu den ge- woͤhnlichen Ausgaben zu gebrauchen pflegten, uͤberſenden wollen: und zwar durch Jhren Herrn Vetter Morden; aus Furcht, Sie moͤchten etwa Schulden gemacht haben, die Jhnen Unbequem- lichkeiten verurſachten.
Sie vermuthen, wie es ſcheint, daß Sie ge- neigt ſeyn werden, in der Stille Jhres Großva- ters Haus zu bewohnen: wofern Jhr Herr Vet-
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hung Jhres großvaͤterlichen Teſtaments in Anſe-
hung des vermachten Gutes aufgetragen iſt, nicht
alle Gedanken aufgeben moͤchten, den vertrauten
Freund des Herrn Lovelacens zu dem Ausrichter
Jhres letzten Willens zu machen: ſonderlich da
die Sache, wenn der Herr ſich auf den betruͤbten
Fall, woran mein Herz nicht ohne Kummer ge-
denket, in die Angelegenheiten Jhrer Familie
miſchte, ſolche Folgen nach ſich ziehen koͤnnte, die
Sie in andern Faͤllen ſo ſorgfaͤltig zu verhuͤten
ſuchen. Und geſetzt, meine wertheſte Fraͤulein,
Sie ſollten noch einmal einen Brief an einen je-
den von Jhren Onkels ſchreiben, um ihnen zu mel-
den, wie ſchlecht Sie ſich befaͤnden? ‒ ‒ und ſich
ihren Rath zur Einrichtung Jhres letzten Wil-
lens wegen Jhres Guts und Vermoͤgens aus-
zubitten, nebſt dem Erbieten, ſich darnach zu
richten?
Jch finde, daß ſie Jhnen einen großen Theil
von den Einkuͤnften aus dem Gute, ſeit dem es
Jhnen zugehoͤret hat, zugleich mit Jhrem hinter-
laſſenen Vorrath an Gelde, das Sie zu den ge-
woͤhnlichen Ausgaben zu gebrauchen pflegten,
uͤberſenden wollen: und zwar durch Jhren Herrn
Vetter Morden; aus Furcht, Sie moͤchten etwa
Schulden gemacht haben, die Jhnen Unbequem-
lichkeiten verurſachten.
Sie vermuthen, wie es ſcheint, daß Sie ge-
neigt ſeyn werden, in der Stille Jhres Großva-
ters Haus zu bewohnen: wofern Jhr Herr Vet-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/350>, abgerufen am 22.11.2024.
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