Jhr Leiden, so zu sagen, glänzender und reiner ge- worden! - - Wie verlangt mich, Jhre ganze traurige aber doch lehrreiche Geschichte aus Jhrem eignen Munde zu hören!
Um der Fräulein Howe willen, die in ihren neuen Verbindungen Jhrer so nöthig haben wird; um Jhres Herrn Vetter Mordens willen; um Jhrer Fr. Mutter willen, wenn ich ja nicht wei- ter in Jhrer Familie gehen darf; und dennoch kann ich wohl sagen, um ihrer aller willen; und um meinetwillen, meine allerliebste Fräulein, neh- men Sie Jhre gewöhnliche Großmuth wieder an, und lassen sich dadurch aufrecht erhalten. Sie haben vieles zu thun: und ich weiß nicht, wer es thun würde, wenn Sie uns verlassen.
So vereinigen Sie dann Jhr Gebeth mit dem meinigen, daß Gott Sie einer Welt, die Jh- rer und Jhres Vorbildes bedarf, noch länger er- halten wolle. Sollten auch gleich Jhre Tage abgezählt gewesen zu seyn scheinen: wer weiß dennoch, ob sie Jhnen nicht mit dem frommen Könige Hiskias verlängert werden mögen? Gott gebe es, wo es sein gnädiger Wille ist, und erhö- re dadurch das Gebeth
Jhrer Judith Norton.
Der
Jhr Leiden, ſo zu ſagen, glaͤnzender und reiner ge- worden! ‒ ‒ Wie verlangt mich, Jhre ganze traurige aber doch lehrreiche Geſchichte aus Jhrem eignen Munde zu hoͤren!
Um der Fraͤulein Howe willen, die in ihren neuen Verbindungen Jhrer ſo noͤthig haben wird; um Jhres Herrn Vetter Mordens willen; um Jhrer Fr. Mutter willen, wenn ich ja nicht wei- ter in Jhrer Familie gehen darf; und dennoch kann ich wohl ſagen, um ihrer aller willen; und um meinetwillen, meine allerliebſte Fraͤulein, neh- men Sie Jhre gewoͤhnliche Großmuth wieder an, und laſſen ſich dadurch aufrecht erhalten. Sie haben vieles zu thun: und ich weiß nicht, wer es thun wuͤrde, wenn Sie uns verlaſſen.
So vereinigen Sie dann Jhr Gebeth mit dem meinigen, daß Gott Sie einer Welt, die Jh- rer und Jhres Vorbildes bedarf, noch laͤnger er- halten wolle. Sollten auch gleich Jhre Tage abgezaͤhlt geweſen zu ſeyn ſcheinen: wer weiß dennoch, ob ſie Jhnen nicht mit dem frommen Koͤnige Hiskias verlaͤngert werden moͤgen? Gott gebe es, wo es ſein gnaͤdiger Wille iſt, und erhoͤ- re dadurch das Gebeth
Jhrer Judith Norton.
Der
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Jhr Leiden, ſo zu ſagen, glaͤnzender und reiner ge-
worden! ‒ ‒ Wie verlangt mich, Jhre ganze
traurige aber doch lehrreiche Geſchichte aus Jhrem
eignen Munde zu hoͤren!
Um der Fraͤulein Howe willen, die in ihren
neuen Verbindungen Jhrer ſo noͤthig haben wird;
um Jhres Herrn Vetter Mordens willen; um
Jhrer Fr. Mutter willen, wenn ich ja nicht wei-
ter in Jhrer Familie gehen darf; und dennoch
kann ich wohl ſagen, um ihrer aller willen; und
um meinetwillen, meine allerliebſte Fraͤulein, neh-
men Sie Jhre gewoͤhnliche Großmuth wieder an,
und laſſen ſich dadurch aufrecht erhalten. Sie
haben vieles zu thun: und ich weiß nicht, wer es
thun wuͤrde, wenn Sie uns verlaſſen.
So vereinigen Sie dann Jhr Gebeth mit
dem meinigen, daß Gott Sie einer Welt, die Jh-
rer und Jhres Vorbildes bedarf, noch laͤnger er-
halten wolle. Sollten auch gleich Jhre Tage
abgezaͤhlt geweſen zu ſeyn ſcheinen: wer weiß
dennoch, ob ſie Jhnen nicht mit dem frommen
Koͤnige Hiskias verlaͤngert werden moͤgen? Gott
gebe es, wo es ſein gnaͤdiger Wille iſt, und erhoͤ-
re dadurch das Gebeth
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 348. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/354>, abgerufen am 22.11.2024.
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