Und es ist mir leid, daß sie sich nicht eben so ein- stimmig von ihr die Hoffnung einer vortrefflichen Gattinn machen. Allein ich hoffe, daß eine Fräu- lein von ihren guten Grundsätzen seine Anwer- bung nicht gut heißen würde, sie möchte ihn nun itzo lieben, oder nicht, wofern sie dächte, daß sie ihn nicht lieben könnte, oder wofern sie irgend sonst jemand ihm vorzöge.
Herr Pocock macht sich anheischig, gegenwär- tiges zu überbringen: aber er besorgt, es möchte erst Sonnabends spät, wo nicht gar Sonntags frühe geschehen.
Der Allmächtige sey Jhr Schutz und Heil! Mich verlangt herzlich, sie zu sehen - - Meine wertheste Fräulein, mich verlangt herzlich, sie zu sehen und noch einmal an meine für Sie zärtliche Brust zu drücken. Jch unterstehe mich zu sa- gen, die glücklichen Tage nahen sich schon. Mun- tern Sie sich nur auf. Lassen Sie der Hoffnung Raum.
Es sey in dieser, oder jener Welt: Sie müs- sen glücklich seyn. Jnzwischen wünschen sie doch ja, am Leben zu bleiben: wenn es auch nur des- wegen geschehen sollte, weil Sie nach Jhrer Ge- müthsart so geschickt sind, jedermann glücklich zu machen, der die Ehre hat, Sie zu kennen. Was hat diese kurze Verdunkelung Jhres Glanzes auf sich? Sie kommen nach allem, was ich gehöret habe, der Vollkommenheit so nahe, als ihr ein Geschöpfe in dieser Welt kommen kann. Denn hierinn liegt ihre Herrlichkeit: Sie sind durch
Jhr
Und es iſt mir leid, daß ſie ſich nicht eben ſo ein- ſtimmig von ihr die Hoffnung einer vortrefflichen Gattinn machen. Allein ich hoffe, daß eine Fraͤu- lein von ihren guten Grundſaͤtzen ſeine Anwer- bung nicht gut heißen wuͤrde, ſie moͤchte ihn nun itzo lieben, oder nicht, wofern ſie daͤchte, daß ſie ihn nicht lieben koͤnnte, oder wofern ſie irgend ſonſt jemand ihm vorzoͤge.
Herr Pocock macht ſich anheiſchig, gegenwaͤr- tiges zu uͤberbringen: aber er beſorgt, es moͤchte erſt Sonnabends ſpaͤt, wo nicht gar Sonntags fruͤhe geſchehen.
Der Allmaͤchtige ſey Jhr Schutz und Heil! Mich verlangt herzlich, ſie zu ſehen ‒ ‒ Meine wertheſte Fraͤulein, mich verlangt herzlich, ſie zu ſehen und noch einmal an meine fuͤr Sie zaͤrtliche Bruſt zu druͤcken. Jch unterſtehe mich zu ſa- gen, die gluͤcklichen Tage nahen ſich ſchon. Mun- tern Sie ſich nur auf. Laſſen Sie der Hoffnung Raum.
Es ſey in dieſer, oder jener Welt: Sie muͤſ- ſen gluͤcklich ſeyn. Jnzwiſchen wuͤnſchen ſie doch ja, am Leben zu bleiben: wenn es auch nur des- wegen geſchehen ſollte, weil Sie nach Jhrer Ge- muͤthsart ſo geſchickt ſind, jedermann gluͤcklich zu machen, der die Ehre hat, Sie zu kennen. Was hat dieſe kurze Verdunkelung Jhres Glanzes auf ſich? Sie kommen nach allem, was ich gehoͤret habe, der Vollkommenheit ſo nahe, als ihr ein Geſchoͤpfe in dieſer Welt kommen kann. Denn hierinn liegt ihre Herrlichkeit: Sie ſind durch
Jhr
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Und es iſt mir leid, daß ſie ſich nicht eben ſo ein-
ſtimmig von ihr die Hoffnung einer vortrefflichen
Gattinn machen. Allein ich hoffe, daß eine Fraͤu-
lein von ihren guten Grundſaͤtzen ſeine Anwer-
bung nicht gut heißen wuͤrde, ſie moͤchte ihn nun
itzo lieben, oder nicht, wofern ſie daͤchte, daß ſie
ihn nicht lieben koͤnnte, oder wofern ſie irgend
ſonſt jemand ihm vorzoͤge.
Herr Pocock macht ſich anheiſchig, gegenwaͤr-
tiges zu uͤberbringen: aber er beſorgt, es moͤchte
erſt Sonnabends ſpaͤt, wo nicht gar Sonntags
fruͤhe geſchehen.
Der Allmaͤchtige ſey Jhr Schutz und Heil!
Mich verlangt herzlich, ſie zu ſehen ‒ ‒ Meine
wertheſte Fraͤulein, mich verlangt herzlich, ſie zu
ſehen und noch einmal an meine fuͤr Sie zaͤrtliche
Bruſt zu druͤcken. Jch unterſtehe mich zu ſa-
gen, die gluͤcklichen Tage nahen ſich ſchon. Mun-
tern Sie ſich nur auf. Laſſen Sie der Hoffnung
Raum.
Es ſey in dieſer, oder jener Welt: Sie muͤſ-
ſen gluͤcklich ſeyn. Jnzwiſchen wuͤnſchen ſie doch
ja, am Leben zu bleiben: wenn es auch nur des-
wegen geſchehen ſollte, weil Sie nach Jhrer Ge-
muͤthsart ſo geſchickt ſind, jedermann gluͤcklich zu
machen, der die Ehre hat, Sie zu kennen. Was
hat dieſe kurze Verdunkelung Jhres Glanzes auf
ſich? Sie kommen nach allem, was ich gehoͤret
habe, der Vollkommenheit ſo nahe, als ihr ein
Geſchoͤpfe in dieſer Welt kommen kann. Denn
hierinn liegt ihre Herrlichkeit: Sie ſind durch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/353>, abgerufen am 22.11.2024.
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