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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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in einem demüthigen Tone reden, als wenn er sich
entschuldigte - - Jhr lüget, ihr Hund! - -
Jch hätte wohl Lust, meine Peitsche eure versoffene
Kehle hinunterzustoßen. Der Henker hohle mich,
wo ich einem solchen Galgenschwengel, wenn du
mein wärest, nicht die Haut vom Rücken ziehen,
und hundeslederne Handschuhe daraus machen
lassen wollte, daß die übrigen Schurken, diene
Brüder, sie zum Andenken deines muthwilligen
Vergehens gegen einen solchen Herrn tragen sollten.

Das arme Pferd muß sonder Zweifel dafür
leiden. Denn der Kerl schreyet: Was nun! - -
Stehe still! - - Daß dich der Teufel hohle! - -
und giebt ihm vermuthlich einen Stoß, den er
selbst besser verdienet. Diese Buben sind eben-
falls, wo sie können, Mowbrayen und Lovelacen;
es sey gegen Menschen oder Thiere: und weil er
ihm nicht antworten darf; so möchte er wohl dem
Pferde die Haut über die Ohren ziehen.

Jch höre, daß der Kerl sich eben auf die Sei-
te gemacht hat: indem das Pferd, welches besser
als sonst ordentlich, vermuthlich in der Hälfte der
gewöhnlichen Zeit, gestriegelt ist, durch seine ras-
selnde Schuhe, und Mowbray durch sein Still-
schweigen, mir zu erkennen giebet, daß ich nun
fortschreiben mag. Also will ich dir sagen, daß
ich für das erste wünsche, du möchtest deinen
Traum zu Herzen nehmen: so wenig ich auch
sonst, gleichwie ihr, auf Träume halte. Denn
ich könnte dir eine solche Deutung davon machen,

welche



in einem demuͤthigen Tone reden, als wenn er ſich
entſchuldigte ‒ ‒ Jhr luͤget, ihr Hund! ‒ ‒
Jch haͤtte wohl Luſt, meine Peitſche eure verſoffene
Kehle hinunterzuſtoßen. Der Henker hohle mich,
wo ich einem ſolchen Galgenſchwengel, wenn du
mein waͤreſt, nicht die Haut vom Ruͤcken ziehen,
und hundeslederne Handſchuhe daraus machen
laſſen wollte, daß die uͤbrigen Schurken, diene
Bruͤder, ſie zum Andenken deines muthwilligen
Vergehens gegen einen ſolchen Herrn tragen ſollten.

Das arme Pferd muß ſonder Zweifel dafuͤr
leiden. Denn der Kerl ſchreyet: Was nun! ‒ ‒
Stehe ſtill! ‒ ‒ Daß dich der Teufel hohle! ‒ ‒
und giebt ihm vermuthlich einen Stoß, den er
ſelbſt beſſer verdienet. Dieſe Buben ſind eben-
falls, wo ſie koͤnnen, Mowbrayen und Lovelacen;
es ſey gegen Menſchen oder Thiere: und weil er
ihm nicht antworten darf; ſo moͤchte er wohl dem
Pferde die Haut uͤber die Ohren ziehen.

Jch hoͤre, daß der Kerl ſich eben auf die Sei-
te gemacht hat: indem das Pferd, welches beſſer
als ſonſt ordentlich, vermuthlich in der Haͤlfte der
gewoͤhnlichen Zeit, geſtriegelt iſt, durch ſeine raſ-
ſelnde Schuhe, und Mowbray durch ſein Still-
ſchweigen, mir zu erkennen giebet, daß ich nun
fortſchreiben mag. Alſo will ich dir ſagen, daß
ich fuͤr das erſte wuͤnſche, du moͤchteſt deinen
Traum zu Herzen nehmen: ſo wenig ich auch
ſonſt, gleichwie ihr, auf Traͤume halte. Denn
ich koͤnnte dir eine ſolche Deutung davon machen,

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[32/0038] in einem demuͤthigen Tone reden, als wenn er ſich entſchuldigte ‒ ‒ Jhr luͤget, ihr Hund! ‒ ‒ Jch haͤtte wohl Luſt, meine Peitſche eure verſoffene Kehle hinunterzuſtoßen. Der Henker hohle mich, wo ich einem ſolchen Galgenſchwengel, wenn du mein waͤreſt, nicht die Haut vom Ruͤcken ziehen, und hundeslederne Handſchuhe daraus machen laſſen wollte, daß die uͤbrigen Schurken, diene Bruͤder, ſie zum Andenken deines muthwilligen Vergehens gegen einen ſolchen Herrn tragen ſollten. Das arme Pferd muß ſonder Zweifel dafuͤr leiden. Denn der Kerl ſchreyet: Was nun! ‒ ‒ Stehe ſtill! ‒ ‒ Daß dich der Teufel hohle! ‒ ‒ und giebt ihm vermuthlich einen Stoß, den er ſelbſt beſſer verdienet. Dieſe Buben ſind eben- falls, wo ſie koͤnnen, Mowbrayen und Lovelacen; es ſey gegen Menſchen oder Thiere: und weil er ihm nicht antworten darf; ſo moͤchte er wohl dem Pferde die Haut uͤber die Ohren ziehen. Jch hoͤre, daß der Kerl ſich eben auf die Sei- te gemacht hat: indem das Pferd, welches beſſer als ſonſt ordentlich, vermuthlich in der Haͤlfte der gewoͤhnlichen Zeit, geſtriegelt iſt, durch ſeine raſ- ſelnde Schuhe, und Mowbray durch ſein Still- ſchweigen, mir zu erkennen giebet, daß ich nun fortſchreiben mag. Alſo will ich dir ſagen, daß ich fuͤr das erſte wuͤnſche, du moͤchteſt deinen Traum zu Herzen nehmen: ſo wenig ich auch ſonſt, gleichwie ihr, auf Traͤume halte. Denn ich koͤnnte dir eine ſolche Deutung davon machen, welche

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/38>, abgerufen am 23.11.2024.