hoffe, sie werden allen ihren Unwillen in meinem Grabe verscharren.
Wegen Jhres guten Raths, in Absicht auf den Herrn Belford, erlauben Sie mir zu sagen, daß die Verwerfung, mit der ich angesehen wor- den, und die kurze Zeit, die ich habe, nunmehr statt einer Schutzschrift für mich dienen müsse. - - Jch wünschte, daß ich, Jhrem Rathe gemäß an meine Mutter und meine Onkels hätte schrei- ben können. Gleichwohl aber kommen die Gunstbezeigungen so langsam von ihnen! - -
Jch habe nunmehr nur die Gewähruug einer einzigen Bitte von ihnen zu wünschen: welche ich dennoch, wann sie mir gewähret wird, nicht empfinden werde. Es ist diese, daß sie gütigst erlauben wollen, daß mein erblaßter Körper bey den Leibern meiner Voreltern geleget - - zu den Füßen meines werthen Großvaters beygesetzet werde, wie in ich meinem Testament gedacht habe. Jedoch mag es hiemit gehalten werden, wie es ihnen gefällt. Denn bey dem allen muß dieser geringe Leib billig meine Sorge nicht so sehr auf sich ziehen. Es ist eine Schwachheit - - Allein erlauben sie es eine natürliche Schwach- heit zu nennen: so werde ich entschuldigt seyn; sonderlich wenn man wissen wird, daß eine ehrer- bietige Dankbarkeit dabey zum Grunde lieget. Sie wissen, meine werthe Fr. Norton, wie sehr mich mein Großvater liebte. Sie wissen auch, wie sehr ich ihn ehrte, und das von meiner Kindheit an bis auf seine letzte Stunde. Wie oft habe ich
nach
hoffe, ſie werden allen ihren Unwillen in meinem Grabe verſcharren.
Wegen Jhres guten Raths, in Abſicht auf den Herrn Belford, erlauben Sie mir zu ſagen, daß die Verwerfung, mit der ich angeſehen wor- den, und die kurze Zeit, die ich habe, nunmehr ſtatt einer Schutzſchrift fuͤr mich dienen muͤſſe. ‒ ‒ Jch wuͤnſchte, daß ich, Jhrem Rathe gemaͤß an meine Mutter und meine Onkels haͤtte ſchrei- ben koͤnnen. Gleichwohl aber kommen die Gunſtbezeigungen ſo langſam von ihnen! ‒ ‒
Jch habe nunmehr nur die Gewaͤhruug einer einzigen Bitte von ihnen zu wuͤnſchen: welche ich dennoch, wann ſie mir gewaͤhret wird, nicht empfinden werde. Es iſt dieſe, daß ſie guͤtigſt erlauben wollen, daß mein erblaßter Koͤrper bey den Leibern meiner Voreltern geleget ‒ ‒ zu den Fuͤßen meines werthen Großvaters beygeſetzet werde, wie in ich meinem Teſtament gedacht habe. Jedoch mag es hiemit gehalten werden, wie es ihnen gefaͤllt. Denn bey dem allen muß dieſer geringe Leib billig meine Sorge nicht ſo ſehr auf ſich ziehen. Es iſt eine Schwachheit ‒ ‒ Allein erlauben ſie es eine natuͤrliche Schwach- heit zu nennen: ſo werde ich entſchuldigt ſeyn; ſonderlich wenn man wiſſen wird, daß eine ehrer- bietige Dankbarkeit dabey zum Grunde lieget. Sie wiſſen, meine werthe Fr. Norton, wie ſehr mich mein Großvater liebte. Sie wiſſen auch, wie ſehr ich ihn ehrte, und das von meiner Kindheit an bis auf ſeine letzte Stunde. Wie oft habe ich
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hoffe, ſie werden allen ihren Unwillen in meinem
Grabe verſcharren.
Wegen Jhres guten Raths, in Abſicht auf
den Herrn Belford, erlauben Sie mir zu ſagen,
daß die Verwerfung, mit der ich angeſehen wor-
den, und die kurze Zeit, die ich habe, nunmehr
ſtatt einer Schutzſchrift fuͤr mich dienen muͤſſe.
‒ ‒ Jch wuͤnſchte, daß ich, Jhrem Rathe gemaͤß
an meine Mutter und meine Onkels haͤtte ſchrei-
ben koͤnnen. Gleichwohl aber kommen die
Gunſtbezeigungen ſo langſam von ihnen! ‒ ‒
Jch habe nunmehr nur die Gewaͤhruug einer
einzigen Bitte von ihnen zu wuͤnſchen: welche
ich dennoch, wann ſie mir gewaͤhret wird, nicht
empfinden werde. Es iſt dieſe, daß ſie guͤtigſt
erlauben wollen, daß mein erblaßter Koͤrper bey
den Leibern meiner Voreltern geleget ‒ ‒ zu den
Fuͤßen meines werthen Großvaters beygeſetzet
werde, wie in ich meinem Teſtament gedacht habe.
Jedoch mag es hiemit gehalten werden, wie es
ihnen gefaͤllt. Denn bey dem allen muß dieſer
geringe Leib billig meine Sorge nicht ſo ſehr
auf ſich ziehen. Es iſt eine Schwachheit ‒ ‒
Allein erlauben ſie es eine natuͤrliche Schwach-
heit zu nennen: ſo werde ich entſchuldigt ſeyn;
ſonderlich wenn man wiſſen wird, daß eine ehrer-
bietige Dankbarkeit dabey zum Grunde lieget.
Sie wiſſen, meine werthe Fr. Norton, wie ſehr
mich mein Großvater liebte. Sie wiſſen auch,
wie ſehr ich ihn ehrte, und das von meiner Kindheit
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 381. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/387>, abgerufen am 22.11.2024.
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