lichen Unterschied in den Wirkungen, bey eben derselben fürchterlichen und rührenden Gelegen- heit, zwischen einem guten und einem bösen Gewissen!
Diesen Augenblick ist ein Mann mit einem Briefe von der Fräulein Howe gekommen. Vielleicht werde ich dir den Jnhalt senden können.
Sie gab sich zu verschiednen malen ernstliche Mühe, den Brief von ihrer werthen Freundinn zu lesen: aber vergebens - - Die Schrift, sagte sie, wäre zu fein für ihr gröbers Gesicht, und die Zeilen wackelten unter ihren Augen. Jn der That zitterte sie so. daß sie das Papier nicht halten konnte: und zuletzt bat sie Fr. Lovick, ihn ihr vorzulesen; weil der Bothe auf eine Antwort wartete.
Du wirst an dem Briefe von der Fräulein Howe sehen, wie weit sich eben die Ungedult und heftige Liebe in ihren Ausdrückungen, wenn sie von dem sanftern Gemüthe eines Frauenzimmers in die Feder gegeben werden, von denen unterschei- de, die aus einem so stürmischen und rauhen Ge- müthe, als du hast, herkommen. Denn Fr. Lo- vick will ihn abschreiben und ich werde ihn über- senden - - damit du ihn hier lesen könnest, wo du willst.
Fräu-
lichen Unterſchied in den Wirkungen, bey eben derſelben fuͤrchterlichen und ruͤhrenden Gelegen- heit, zwiſchen einem guten und einem boͤſen Gewiſſen!
Dieſen Augenblick iſt ein Mann mit einem Briefe von der Fraͤulein Howe gekommen. Vielleicht werde ich dir den Jnhalt ſenden koͤnnen.
Sie gab ſich zu verſchiednen malen ernſtliche Muͤhe, den Brief von ihrer werthen Freundinn zu leſen: aber vergebens ‒ ‒ Die Schrift, ſagte ſie, waͤre zu fein fuͤr ihr groͤbers Geſicht, und die Zeilen wackelten unter ihren Augen. Jn der That zitterte ſie ſo. daß ſie das Papier nicht halten konnte: und zuletzt bat ſie Fr. Lovick, ihn ihr vorzuleſen; weil der Bothe auf eine Antwort wartete.
Du wirſt an dem Briefe von der Fraͤulein Howe ſehen, wie weit ſich eben die Ungedult und heftige Liebe in ihren Ausdruͤckungen, wenn ſie von dem ſanftern Gemuͤthe eines Frauenzimmers in die Feder gegeben werden, von denen unterſchei- de, die aus einem ſo ſtuͤrmiſchen und rauhen Ge- muͤthe, als du haſt, herkommen. Denn Fr. Lo- vick will ihn abſchreiben und ich werde ihn uͤber- ſenden ‒ ‒ damit du ihn hier leſen koͤnneſt, wo du willſt.
Fraͤu-
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lichen Unterſchied in den Wirkungen, bey eben
derſelben fuͤrchterlichen und ruͤhrenden Gelegen-
heit, zwiſchen einem guten und einem boͤſen
Gewiſſen!
Dieſen Augenblick iſt ein Mann mit einem
Briefe von der Fraͤulein Howe gekommen.
Vielleicht werde ich dir den Jnhalt ſenden
koͤnnen.
Sie gab ſich zu verſchiednen malen ernſtliche
Muͤhe, den Brief von ihrer werthen Freundinn
zu leſen: aber vergebens ‒ ‒ Die Schrift, ſagte
ſie, waͤre zu fein fuͤr ihr groͤbers Geſicht, und die
Zeilen wackelten unter ihren Augen. Jn der
That zitterte ſie ſo. daß ſie das Papier nicht halten
konnte: und zuletzt bat ſie Fr. Lovick, ihn ihr
vorzuleſen; weil der Bothe auf eine Antwort
wartete.
Du wirſt an dem Briefe von der Fraͤulein
Howe ſehen, wie weit ſich eben die Ungedult und
heftige Liebe in ihren Ausdruͤckungen, wenn ſie
von dem ſanftern Gemuͤthe eines Frauenzimmers
in die Feder gegeben werden, von denen unterſchei-
de, die aus einem ſo ſtuͤrmiſchen und rauhen Ge-
muͤthe, als du haſt, herkommen. Denn Fr. Lo-
vick will ihn abſchreiben und ich werde ihn uͤber-
ſenden ‒ ‒ damit du ihn hier leſen koͤnneſt, wo
du willſt.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/419>, abgerufen am 22.11.2024.
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