ist der Zuruf ihrer Familie, die nun nicht mehr unversöhnlich heißen muß. Jedoch bleibt es noch immer eine Familie, mit der meine Seele nichts zu thun haben kann.
Allein was ist denn das, daß ich über Hals und Kopf durch den Fußboden in eine schreckliche Grube taumelte, und, wie sie hinaufstieg, her- unterfuhr? Ey, nichts mehr als dieß: es zielet auf meine Abneigung von dem Ehestande, der eine grundlose Grube ist, ein Schlund, und ich weiß nicht was. Jch vermuthe, daß, wenn ich nicht in einem so gewaltigen Schrecken erwachet wäre, ich an dem Grunde der Höle in einen Fluß getauchet, in demselben wohl eingeweichet, und alsdenn, von meinen vorigen Bosheiten gereinigt oder geläutert, durch eben die glänzende Gestalt, die etwa an dem moosichten Ufer auf mich gewar- tet hätte, zu meinem geliebten Kinde gebracht seyn würde. So würden wir mit einander an- gefangen haben, uns eine Gesellschaft von Cheru- binen zu verschaffen und Geburtslieder zu singen, bis wir mit unserm Capitel zu Ende gekommen wären.
Aber was sind die schwarzen Mäntel und Kleider mit langen Schleppen, worinn der Lord M. und die Frauenzimmer erschienen? Der schwarze Mantel, den der Lord M. mir über das Gesicht warf? Ey, Bruder! Auch dieß weiß ich. Sie bedeuten nichts in der Welt, als daß mein Lord so gut seyn wird, zu sterben und mir alle sei- ne Güter zu hinterlassen. So wünsche ich dann,
ehrli-
iſt der Zuruf ihrer Familie, die nun nicht mehr unverſoͤhnlich heißen muß. Jedoch bleibt es noch immer eine Familie, mit der meine Seele nichts zu thun haben kann.
Allein was iſt denn das, daß ich uͤber Hals und Kopf durch den Fußboden in eine ſchreckliche Grube taumelte, und, wie ſie hinaufſtieg, her- unterfuhr? Ey, nichts mehr als dieß: es zielet auf meine Abneigung von dem Eheſtande, der eine grundloſe Grube iſt, ein Schlund, und ich weiß nicht was. Jch vermuthe, daß, wenn ich nicht in einem ſo gewaltigen Schrecken erwachet waͤre, ich an dem Grunde der Hoͤle in einen Fluß getauchet, in demſelben wohl eingeweichet, und alsdenn, von meinen vorigen Bosheiten gereinigt oder gelaͤutert, durch eben die glaͤnzende Geſtalt, die etwa an dem mooſichten Ufer auf mich gewar- tet haͤtte, zu meinem geliebten Kinde gebracht ſeyn wuͤrde. So wuͤrden wir mit einander an- gefangen haben, uns eine Geſellſchaft von Cheru- binen zu verſchaffen und Geburtslieder zu ſingen, bis wir mit unſerm Capitel zu Ende gekommen waͤren.
Aber was ſind die ſchwarzen Maͤntel und Kleider mit langen Schleppen, worinn der Lord M. und die Frauenzimmer erſchienen? Der ſchwarze Mantel, den der Lord M. mir uͤber das Geſicht warf? Ey, Bruder! Auch dieß weiß ich. Sie bedeuten nichts in der Welt, als daß mein Lord ſo gut ſeyn wird, zu ſterben und mir alle ſei- ne Guͤter zu hinterlaſſen. So wuͤnſche ich dann,
ehrli-
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iſt der Zuruf ihrer Familie, die nun nicht mehr
unverſoͤhnlich heißen muß. Jedoch bleibt es
noch immer eine Familie, mit der meine Seele
nichts zu thun haben kann.
Allein was iſt denn das, daß ich uͤber Hals
und Kopf durch den Fußboden in eine ſchreckliche
Grube taumelte, und, wie ſie hinaufſtieg, her-
unterfuhr? Ey, nichts mehr als dieß: es zielet
auf meine Abneigung von dem Eheſtande, der
eine grundloſe Grube iſt, ein Schlund, und ich
weiß nicht was. Jch vermuthe, daß, wenn ich
nicht in einem ſo gewaltigen Schrecken erwachet
waͤre, ich an dem Grunde der Hoͤle in einen Fluß
getauchet, in demſelben wohl eingeweichet, und
alsdenn, von meinen vorigen Bosheiten gereinigt
oder gelaͤutert, durch eben die glaͤnzende Geſtalt,
die etwa an dem mooſichten Ufer auf mich gewar-
tet haͤtte, zu meinem geliebten Kinde gebracht
ſeyn wuͤrde. So wuͤrden wir mit einander an-
gefangen haben, uns eine Geſellſchaft von Cheru-
binen zu verſchaffen und Geburtslieder zu ſingen,
bis wir mit unſerm Capitel zu Ende gekommen
waͤren.
Aber was ſind die ſchwarzen Maͤntel und
Kleider mit langen Schleppen, worinn der Lord
M. und die Frauenzimmer erſchienen? Der
ſchwarze Mantel, den der Lord M. mir uͤber das
Geſicht warf? Ey, Bruder! Auch dieß weiß ich.
Sie bedeuten nichts in der Welt, als daß mein
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/44>, abgerufen am 23.11.2024.
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