Euer anderer Diener ist gekommen. - - Jhr habt wohl Ursache ungedultig zu seyn - - Jhr habt wohl Ursache - - Aber denkt ihr denn, daß ich mitten in einer Unterredung abbrechen kann, wegzulaufen, und was vorgeht, aufzusetzen, und es stückweise, wie ich es schreibe, wegzuschi- cken? - - Wenn ich es auch könnte: müßte ich auf die Art nicht die eine Hälfte verlieren, indem ich die andere niederschriebe?
Diefe Begebenheit geht mich sast eben so na- he an, als euch. Wo ihr betrübter seyd, als ich: so kann das nur eine Ursache haben; und die liegt in eurem Herzen. Jch hätte lieber alle Freun- de, die ich in der Welt habe; euch selbst mit einge- schlossen; als diese göttliche Fräulein verlohren: und werde unglücklich seyn, so oft ich an ihr Lei- den und an ihre Vorzüge gedenke; ob ich gleich des erstern wegen mir nichts vorzuwerfen habe.
Jch sage dieß, itzt eben, nicht so wohl in der Absicht, euch eines zu versetzen, als meine eigne Betrübniß an den Tag zu legen: ob gleich euer Gewissen, wie ich vermuthe, euch andere Gedanken beybringen wird.
Euer armer Kerl, welcher sagt, daß er um sein Leben bitte, wenn er verlanget, eiligst mit einem Briefe zurückgesandt zu werden, reißt mir dieses fast mit Gewalt aus den Händen. Sonst würde vielleicht eine halbe Stunde; denn ich wer- de eben hinuntergerufen; - - euch freylich nicht
ruhig
Euer anderer Diener iſt gekommen. ‒ ‒ Jhr habt wohl Urſache ungedultig zu ſeyn ‒ ‒ Jhr habt wohl Urſache ‒ ‒ Aber denkt ihr denn, daß ich mitten in einer Unterredung abbrechen kann, wegzulaufen, und was vorgeht, aufzuſetzen, und es ſtuͤckweiſe, wie ich es ſchreibe, wegzuſchi- cken? ‒ ‒ Wenn ich es auch koͤnnte: muͤßte ich auf die Art nicht die eine Haͤlfte verlieren, indem ich die andere niederſchriebe?
Diefe Begebenheit geht mich ſaſt eben ſo na- he an, als euch. Wo ihr betruͤbter ſeyd, als ich: ſo kann das nur eine Urſache haben; und die liegt in eurem Herzen. Jch haͤtte lieber alle Freun- de, die ich in der Welt habe; euch ſelbſt mit einge- ſchloſſen; als dieſe goͤttliche Fraͤulein verlohren: und werde ungluͤcklich ſeyn, ſo oft ich an ihr Lei- den und an ihre Vorzuͤge gedenke; ob ich gleich des erſtern wegen mir nichts vorzuwerfen habe.
Jch ſage dieß, itzt eben, nicht ſo wohl in der Abſicht, euch eines zu verſetzen, als meine eigne Betruͤbniß an den Tag zu legen: ob gleich euer Gewiſſen, wie ich vermuthe, euch andere Gedanken beybringen wird.
Euer armer Kerl, welcher ſagt, daß er um ſein Leben bitte, wenn er verlanget, eiligſt mit einem Briefe zuruͤckgeſandt zu werden, reißt mir dieſes faſt mit Gewalt aus den Haͤnden. Sonſt wuͤrde vielleicht eine halbe Stunde; denn ich wer- de eben hinuntergerufen; ‒ ‒ euch freylich nicht
ruhig
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Euer anderer Diener iſt gekommen. ‒ ‒
Jhr habt wohl Urſache ungedultig zu ſeyn ‒ ‒
Jhr habt wohl Urſache ‒ ‒ Aber denkt ihr denn,
daß ich mitten in einer Unterredung abbrechen
kann, wegzulaufen, und was vorgeht, aufzuſetzen,
und es ſtuͤckweiſe, wie ich es ſchreibe, wegzuſchi-
cken? ‒ ‒ Wenn ich es auch koͤnnte: muͤßte ich
auf die Art nicht die eine Haͤlfte verlieren, indem
ich die andere niederſchriebe?
Diefe Begebenheit geht mich ſaſt eben ſo na-
he an, als euch. Wo ihr betruͤbter ſeyd, als ich:
ſo kann das nur eine Urſache haben; und die liegt
in eurem Herzen. Jch haͤtte lieber alle Freun-
de, die ich in der Welt habe; euch ſelbſt mit einge-
ſchloſſen; als dieſe goͤttliche Fraͤulein verlohren:
und werde ungluͤcklich ſeyn, ſo oft ich an ihr Lei-
den und an ihre Vorzuͤge gedenke; ob ich gleich
des erſtern wegen mir nichts vorzuwerfen habe.
Jch ſage dieß, itzt eben, nicht ſo wohl in der
Abſicht, euch eines zu verſetzen, als meine eigne
Betruͤbniß an den Tag zu legen: ob gleich euer
Gewiſſen, wie ich vermuthe, euch andere Gedanken
beybringen wird.
Euer armer Kerl, welcher ſagt, daß er um
ſein Leben bitte, wenn er verlanget, eiligſt mit
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 445. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/451>, abgerufen am 22.11.2024.
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