Jhrem eignen Gehorsam und Jhrer eignen Klug- heit anheimstellen. Nur erklären sich Jhr Bru- der und Schwester, daß sie Herrn Lovelace nie- mals Bruder nennen wollen: und, wie ich glau- be, wird auch Jhr Herr Vater nicht leicht dahin zu bringen seyn, daß er gedenke, ihn zu einem Sohn zu haben.
Jch soll Sie mit mir herunterbringen: so bald es Jhre Gesundheit und Neigung erlauben will. Sie werden mit offnen Armen empfangen werden. Einen jeden verlangt, Sie zu sehen. Alle Be- dienten machen sich eine Freude darüber, daß sie die Erlaubniß haben sollen, Jhnen die Hände zu küssen. Die Rolle der stichelnden Elisabeth hat sich schon geändert: und sie strömet itzo von ihren gerechten Lobeserhebungen. Was für Freunde macht das Glück! Was für Feinde das Unglück! Es ist allezeit so gewesen, und wird allezeit so seyn, in einem jeden Stande, von dem Kayserthrone, bis zu der Schäferhütte. - - Allein lassen Sie nun bey diesem frohen Wechsel alles vergessen seyn. Jch wünsche nichts mehr, als daß Sie, meine wertheste Fräulein, im Stande seyn mö- gen, sich über diese gute Zeitung zu erfreuen: wie ich weiß, daß Sie sich freuen werden; wo Sie noch zu etwas im Stande sind.
Gott erhalte Sie zu unserer glücklichen Um- armung! Und ich will den Himmel mit meinem unabläßigen Gebeth, wo ich so sagen mag, er- müden, daß er Sie erhalte, und nachher zur völli- gen Genesung bringe!
Jch
Jhrem eignen Gehorſam und Jhrer eignen Klug- heit anheimſtellen. Nur erklaͤren ſich Jhr Bru- der und Schweſter, daß ſie Herrn Lovelace nie- mals Bruder nennen wollen: und, wie ich glau- be, wird auch Jhr Herr Vater nicht leicht dahin zu bringen ſeyn, daß er gedenke, ihn zu einem Sohn zu haben.
Jch ſoll Sie mit mir herunterbringen: ſo bald es Jhre Geſundheit und Neigung erlauben will. Sie werden mit offnen Armen empfangen werden. Einen jeden verlangt, Sie zu ſehen. Alle Be- dienten machen ſich eine Freude daruͤber, daß ſie die Erlaubniß haben ſollen, Jhnen die Haͤnde zu kuͤſſen. Die Rolle der ſtichelnden Eliſabeth hat ſich ſchon geaͤndert: und ſie ſtroͤmet itzo von ihren gerechten Lobeserhebungen. Was fuͤr Freunde macht das Gluͤck! Was fuͤr Feinde das Ungluͤck! Es iſt allezeit ſo geweſen, und wird allezeit ſo ſeyn, in einem jeden Stande, von dem Kayſerthrone, bis zu der Schaͤferhuͤtte. ‒ ‒ Allein laſſen Sie nun bey dieſem frohen Wechſel alles vergeſſen ſeyn. Jch wuͤnſche nichts mehr, als daß Sie, meine wertheſte Fraͤulein, im Stande ſeyn moͤ- gen, ſich uͤber dieſe gute Zeitung zu erfreuen: wie ich weiß, daß Sie ſich freuen werden; wo Sie noch zu etwas im Stande ſind.
Gott erhalte Sie zu unſerer gluͤcklichen Um- armung! Und ich will den Himmel mit meinem unablaͤßigen Gebeth, wo ich ſo ſagen mag, er- muͤden, daß er Sie erhalte, und nachher zur voͤlli- gen Geneſung bringe!
Jch
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Jhrem eignen Gehorſam und Jhrer eignen Klug-
heit anheimſtellen. Nur erklaͤren ſich Jhr Bru-
der und Schweſter, daß ſie Herrn Lovelace nie-
mals Bruder nennen wollen: und, wie ich glau-
be, wird auch Jhr Herr Vater nicht leicht dahin
zu bringen ſeyn, daß er gedenke, ihn zu einem
Sohn zu haben.
Jch ſoll Sie mit mir herunterbringen: ſo bald
es Jhre Geſundheit und Neigung erlauben will.
Sie werden mit offnen Armen empfangen werden.
Einen jeden verlangt, Sie zu ſehen. Alle Be-
dienten machen ſich eine Freude daruͤber, daß ſie
die Erlaubniß haben ſollen, Jhnen die Haͤnde zu
kuͤſſen. Die Rolle der ſtichelnden Eliſabeth hat
ſich ſchon geaͤndert: und ſie ſtroͤmet itzo von ihren
gerechten Lobeserhebungen. Was fuͤr Freunde
macht das Gluͤck! Was fuͤr Feinde das Ungluͤck!
Es iſt allezeit ſo geweſen, und wird allezeit ſo ſeyn,
in einem jeden Stande, von dem Kayſerthrone,
bis zu der Schaͤferhuͤtte. ‒ ‒ Allein laſſen Sie
nun bey dieſem frohen Wechſel alles vergeſſen
ſeyn. Jch wuͤnſche nichts mehr, als daß Sie,
meine wertheſte Fraͤulein, im Stande ſeyn moͤ-
gen, ſich uͤber dieſe gute Zeitung zu erfreuen:
wie ich weiß, daß Sie ſich freuen werden; wo
Sie noch zu etwas im Stande ſind.
Gott erhalte Sie zu unſerer gluͤcklichen Um-
armung! Und ich will den Himmel mit meinem
unablaͤßigen Gebeth, wo ich ſo ſagen mag, er-
muͤden, daß er Sie erhalte, und nachher zur voͤlli-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 470. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/476>, abgerufen am 22.11.2024.
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