Wir sind in der That durch die Zeitung von Eurem so gar schlechten Befinden mehr betrübet worden, als ich ausdrücken kann. Denn ich sehe nicht anders, als daß wir nach dieser Trennung; da wir vernehmen, daß Euer Unglück größer ge- wesen ist, als Euer Fehltritt, und Jhr, so unglück- lich Jhr auch gewesen seyd, Euch dennoch wie das gute Kind, das Jhr zu seyn pflegtet, aufgeführet habet; Euch, wo möglich, noch mehr, als jemals, lieben werden.
Laßt Euch also trösten, Schwester Clärchen, und seyd nicht allzu niedergeschlagen. - - Wie sehr es Euch auch kränken mag, daß eine so treffli- che Aussicht in die Zukunft, als Jhr vor Euch hattet, mit trüben Wolken überzogen ist; wie sehr Euch auch Eure eigne Betrachtungen über euren Fehltritt, und die Befleckung eines so schönen Rufes durch denselben, kränken mögen: so werdet Jhr doch gewiß von keinem von uns jemals ge- kränket werden. Als ein Unterpfand von der Gewogenheit und Versöhnung eures Vaters und Mutter, versichern Sie Euch durch mich Jhres Segens und stündlichen Gebeths.
Wo es Euch zu einem Troste dienen kann, und meine Mutter finden wird, daß dieser Brief so aufgenommen ist, wie wir erwarten; welches wir aus der guten Wirkung, die er über Eure Gesund- heit haben wird, erkennen werden: so will sie selbst zu Euch nach London kommen. Mittler- weile wird die gute Frau, welche Jhr so herzlich liebet, eiligst zu Euch hinauf geschickt werden:
und
Wir ſind in der That durch die Zeitung von Eurem ſo gar ſchlechten Befinden mehr betruͤbet worden, als ich ausdruͤcken kann. Denn ich ſehe nicht anders, als daß wir nach dieſer Trennung; da wir vernehmen, daß Euer Ungluͤck groͤßer ge- weſen iſt, als Euer Fehltritt, und Jhr, ſo ungluͤck- lich Jhr auch geweſen ſeyd, Euch dennoch wie das gute Kind, das Jhr zu ſeyn pflegtet, aufgefuͤhret habet; Euch, wo moͤglich, noch mehr, als jemals, lieben werden.
Laßt Euch alſo troͤſten, Schweſter Claͤrchen, und ſeyd nicht allzu niedergeſchlagen. ‒ ‒ Wie ſehr es Euch auch kraͤnken mag, daß eine ſo treffli- che Ausſicht in die Zukunft, als Jhr vor Euch hattet, mit truͤben Wolken uͤberzogen iſt; wie ſehr Euch auch Eure eigne Betrachtungen uͤber euren Fehltritt, und die Befleckung eines ſo ſchoͤnen Rufes durch denſelben, kraͤnken moͤgen: ſo werdet Jhr doch gewiß von keinem von uns jemals ge- kraͤnket werden. Als ein Unterpfand von der Gewogenheit und Verſoͤhnung eures Vaters und Mutter, verſichern Sie Euch durch mich Jhres Segens und ſtuͤndlichen Gebeths.
Wo es Euch zu einem Troſte dienen kann, und meine Mutter finden wird, daß dieſer Brief ſo aufgenommen iſt, wie wir erwarten; welches wir aus der guten Wirkung, die er uͤber Eure Geſund- heit haben wird, erkennen werden: ſo will ſie ſelbſt zu Euch nach London kommen. Mittler- weile wird die gute Frau, welche Jhr ſo herzlich liebet, eiligſt zu Euch hinauf geſchickt werden:
und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0478"n="472"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Wir ſind in der That durch die Zeitung von<lb/>
Eurem ſo gar ſchlechten Befinden mehr betruͤbet<lb/>
worden, als ich ausdruͤcken kann. Denn ich ſehe<lb/>
nicht anders, als daß wir nach dieſer Trennung;<lb/>
da wir vernehmen, daß Euer Ungluͤck groͤßer ge-<lb/>
weſen iſt, als Euer Fehltritt, und Jhr, ſo ungluͤck-<lb/>
lich Jhr auch geweſen ſeyd, Euch dennoch wie das<lb/>
gute Kind, das Jhr zu ſeyn pflegtet, aufgefuͤhret<lb/>
habet; Euch, wo moͤglich, noch mehr, als jemals,<lb/>
lieben werden.</p><lb/><p>Laßt Euch alſo troͤſten, Schweſter Claͤrchen,<lb/>
und ſeyd nicht allzu niedergeſchlagen. ‒‒ Wie<lb/>ſehr es Euch auch kraͤnken mag, daß eine ſo treffli-<lb/>
che Ausſicht in die Zukunft, als Jhr vor Euch<lb/>
hattet, mit truͤben Wolken uͤberzogen iſt; wie ſehr<lb/>
Euch auch Eure eigne Betrachtungen uͤber euren<lb/>
Fehltritt, und die Befleckung eines ſo ſchoͤnen<lb/>
Rufes durch denſelben, kraͤnken moͤgen: ſo werdet<lb/>
Jhr doch gewiß von keinem von uns jemals ge-<lb/>
kraͤnket werden. Als ein Unterpfand von der<lb/>
Gewogenheit und Verſoͤhnung eures Vaters und<lb/>
Mutter, verſichern Sie Euch durch mich Jhres<lb/>
Segens und ſtuͤndlichen Gebeths.</p><lb/><p>Wo es Euch zu einem Troſte dienen kann, und<lb/>
meine Mutter finden wird, daß dieſer Brief ſo<lb/>
aufgenommen iſt, wie wir erwarten; welches wir<lb/>
aus der guten Wirkung, die er uͤber Eure Geſund-<lb/>
heit haben wird, erkennen werden: ſo will ſie<lb/>ſelbſt zu Euch nach London kommen. Mittler-<lb/>
weile wird die gute Frau, welche Jhr ſo herzlich<lb/>
liebet, eiligſt zu Euch hinauf geſchickt werden:<lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[472/0478]
Wir ſind in der That durch die Zeitung von
Eurem ſo gar ſchlechten Befinden mehr betruͤbet
worden, als ich ausdruͤcken kann. Denn ich ſehe
nicht anders, als daß wir nach dieſer Trennung;
da wir vernehmen, daß Euer Ungluͤck groͤßer ge-
weſen iſt, als Euer Fehltritt, und Jhr, ſo ungluͤck-
lich Jhr auch geweſen ſeyd, Euch dennoch wie das
gute Kind, das Jhr zu ſeyn pflegtet, aufgefuͤhret
habet; Euch, wo moͤglich, noch mehr, als jemals,
lieben werden.
Laßt Euch alſo troͤſten, Schweſter Claͤrchen,
und ſeyd nicht allzu niedergeſchlagen. ‒ ‒ Wie
ſehr es Euch auch kraͤnken mag, daß eine ſo treffli-
che Ausſicht in die Zukunft, als Jhr vor Euch
hattet, mit truͤben Wolken uͤberzogen iſt; wie ſehr
Euch auch Eure eigne Betrachtungen uͤber euren
Fehltritt, und die Befleckung eines ſo ſchoͤnen
Rufes durch denſelben, kraͤnken moͤgen: ſo werdet
Jhr doch gewiß von keinem von uns jemals ge-
kraͤnket werden. Als ein Unterpfand von der
Gewogenheit und Verſoͤhnung eures Vaters und
Mutter, verſichern Sie Euch durch mich Jhres
Segens und ſtuͤndlichen Gebeths.
Wo es Euch zu einem Troſte dienen kann, und
meine Mutter finden wird, daß dieſer Brief ſo
aufgenommen iſt, wie wir erwarten; welches wir
aus der guten Wirkung, die er uͤber Eure Geſund-
heit haben wird, erkennen werden: ſo will ſie
ſelbſt zu Euch nach London kommen. Mittler-
weile wird die gute Frau, welche Jhr ſo herzlich
liebet, eiligſt zu Euch hinauf geſchickt werden:
und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 472. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/478>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.