einem Leichenbesorger desfalls Befehl gegeben: und die Frauensleute sind willens, den Sarg mit wohlriechenden Kräutern anzufüllen.
Der Obrist hat mich genöthigt, die Hand- schriften und Anweisungen, welche er mit sich her- auf gebracht hat, zu den ansehnlichen Summen, die seit des Großvaters Tode von dem Gute der Fräulein aufgelaufen sind, anzunehmen.
Jch hätte der Fr. Norton die Abschriften von den beyden Briefen, die ihr durch ihre Herauf- kunft entzogen sind, zeigen können. Allein ihre Traurigkeit braucht die Vergrößerung nicht, wel- che ihr die Durchlesung derselben verursacht ha- ben würde.
Jch habe in die Abschriften von den nachgelasse- nen Briefen an die Familie, welche Henrich hin- unter gebracht hat, ein wenig hineingesehen. Mit Recht kann ich diese bewundernswürdige Fräulein göttlich nennen. Sie sind alle, vielmehr Trost zu geben, als Vorwürfe zu machen, eingerichtet: ob gleich ihre Grausamkeit gegen sie nichts als Vor- würfe verdiente. Allein wäre ich in einer von ihren Stellen: wie viel lieber würde es mir seyn, daß sie durch die heftigsten Gegenverweise die Rechnung abgethan hätte, als daß sie durch eine Großmuth, die ihres gleichen nicht hat, so edel- müthig über mich siegen sollte?
Jch will einige von denselben einschließen, welche ich, so bald als ihr könnet, wieder zurückzu- schicken bitte.
Der
H h 5
einem Leichenbeſorger desfalls Befehl gegeben: und die Frauensleute ſind willens, den Sarg mit wohlriechenden Kraͤutern anzufuͤllen.
Der Obriſt hat mich genoͤthigt, die Hand- ſchriften und Anweiſungen, welche er mit ſich her- auf gebracht hat, zu den anſehnlichen Summen, die ſeit des Großvaters Tode von dem Gute der Fraͤulein aufgelaufen ſind, anzunehmen.
Jch haͤtte der Fr. Norton die Abſchriften von den beyden Briefen, die ihr durch ihre Herauf- kunft entzogen ſind, zeigen koͤnnen. Allein ihre Traurigkeit braucht die Vergroͤßerung nicht, wel- che ihr die Durchleſung derſelben verurſacht ha- ben wuͤrde.
Jch habe in die Abſchriften von den nachgelaſſe- nen Briefen an die Familie, welche Henrich hin- unter gebracht hat, ein wenig hineingeſehen. Mit Recht kann ich dieſe bewundernswuͤrdige Fraͤulein goͤttlich nennen. Sie ſind alle, vielmehr Troſt zu geben, als Vorwuͤrfe zu machen, eingerichtet: ob gleich ihre Grauſamkeit gegen ſie nichts als Vor- wuͤrfe verdiente. Allein waͤre ich in einer von ihren Stellen: wie viel lieber wuͤrde es mir ſeyn, daß ſie durch die heftigſten Gegenverweiſe die Rechnung abgethan haͤtte, als daß ſie durch eine Großmuth, die ihres gleichen nicht hat, ſo edel- muͤthig uͤber mich ſiegen ſollte?
Jch will einige von denſelben einſchließen, welche ich, ſo bald als ihr koͤnnet, wieder zuruͤckzu- ſchicken bitte.
Der
H h 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0495"n="489"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
einem Leichenbeſorger desfalls Befehl gegeben:<lb/>
und die Frauensleute ſind willens, den Sarg mit<lb/>
wohlriechenden Kraͤutern anzufuͤllen.</p><lb/><p>Der Obriſt hat mich genoͤthigt, die Hand-<lb/>ſchriften und Anweiſungen, welche er mit ſich her-<lb/>
auf gebracht hat, zu den anſehnlichen Summen,<lb/>
die ſeit des Großvaters Tode von dem Gute der<lb/>
Fraͤulein aufgelaufen ſind, anzunehmen.</p><lb/><p>Jch haͤtte der Fr. Norton die Abſchriften von<lb/>
den beyden Briefen, die ihr durch ihre Herauf-<lb/>
kunft entzogen ſind, zeigen koͤnnen. Allein ihre<lb/>
Traurigkeit braucht die Vergroͤßerung nicht, wel-<lb/>
che ihr die Durchleſung derſelben verurſacht ha-<lb/>
ben wuͤrde.</p><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Jch habe in die Abſchriften von den nachgelaſſe-<lb/>
nen Briefen an die Familie, welche Henrich hin-<lb/>
unter gebracht hat, ein wenig hineingeſehen. Mit<lb/>
Recht kann ich dieſe bewundernswuͤrdige Fraͤulein<lb/>
goͤttlich nennen. Sie ſind alle, vielmehr Troſt<lb/>
zu geben, als Vorwuͤrfe zu machen, eingerichtet: ob<lb/>
gleich ihre Grauſamkeit gegen ſie nichts als Vor-<lb/>
wuͤrfe verdiente. Allein waͤre ich in einer von<lb/>
ihren Stellen: wie viel lieber wuͤrde es mir ſeyn,<lb/>
daß ſie durch die heftigſten Gegenverweiſe die<lb/>
Rechnung abgethan haͤtte, als daß ſie durch eine<lb/>
Großmuth, die ihres gleichen nicht hat, ſo edel-<lb/>
muͤthig uͤber mich ſiegen ſollte?</p><lb/><p>Jch will einige von denſelben einſchließen,<lb/>
welche ich, ſo bald als ihr koͤnnet, wieder zuruͤckzu-<lb/>ſchicken bitte.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">H h 5</fw><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Der</hi></fw><lb/></div></body></text></TEI>
[489/0495]
einem Leichenbeſorger desfalls Befehl gegeben:
und die Frauensleute ſind willens, den Sarg mit
wohlriechenden Kraͤutern anzufuͤllen.
Der Obriſt hat mich genoͤthigt, die Hand-
ſchriften und Anweiſungen, welche er mit ſich her-
auf gebracht hat, zu den anſehnlichen Summen,
die ſeit des Großvaters Tode von dem Gute der
Fraͤulein aufgelaufen ſind, anzunehmen.
Jch haͤtte der Fr. Norton die Abſchriften von
den beyden Briefen, die ihr durch ihre Herauf-
kunft entzogen ſind, zeigen koͤnnen. Allein ihre
Traurigkeit braucht die Vergroͤßerung nicht, wel-
che ihr die Durchleſung derſelben verurſacht ha-
ben wuͤrde.
Jch habe in die Abſchriften von den nachgelaſſe-
nen Briefen an die Familie, welche Henrich hin-
unter gebracht hat, ein wenig hineingeſehen. Mit
Recht kann ich dieſe bewundernswuͤrdige Fraͤulein
goͤttlich nennen. Sie ſind alle, vielmehr Troſt
zu geben, als Vorwuͤrfe zu machen, eingerichtet: ob
gleich ihre Grauſamkeit gegen ſie nichts als Vor-
wuͤrfe verdiente. Allein waͤre ich in einer von
ihren Stellen: wie viel lieber wuͤrde es mir ſeyn,
daß ſie durch die heftigſten Gegenverweiſe die
Rechnung abgethan haͤtte, als daß ſie durch eine
Großmuth, die ihres gleichen nicht hat, ſo edel-
muͤthig uͤber mich ſiegen ſollte?
Jch will einige von denſelben einſchließen,
welche ich, ſo bald als ihr koͤnnet, wieder zuruͤckzu-
ſchicken bitte.
Der
H h 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 489. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/495>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.