hoffe. Erlauben Sie mir aber auch zu bitten, gnädiger Herr, daß Sie die letzten unglückl chen acht Monate aus Jhrem Gedächtnisse auslöschen mögen: alsdenn werde ich hoffen, in einem vor- theilhaften Andenken zu stehen; wegen des Ver- gnügens, das Sie die Güte gehabt haben, an Jhrer Clarissa zu finden.
Erlauben Sie hiebey Jhrer armen und reue- vollen Tochter, die noch auf ihren Knieen lieget, Sie um Vergebung aller ihrer Fehler und Thor- heiten, sonderlich des unglücklichen Fehltritts, der sie Jhrem Schutze entzogen hat, anzuflehen.
Wenn Sie erfahren, gnädiger Herr, daß ich, in Ansehung meines Willens niemals eines Feh- lers schuldig gewesen; daß ich allezeit, seit dem mein Elend unersetzlich geworden war, in einem Stande der Vorbereitung gelebet; daß ich die stärkste Versicherung habe, daß der Allmächtige meine ungeheuchelte Buße angenommen; und daß Sie itzo, wie ich mich in Demuth zu hoffen unterstehe, das Werkzeug gewesen seyn werden, eine Person zu der Zahl der Seligen hin- zuzusetzen: so werden Sie Ursache haben, sich vielmehr zu freuen, als zu betrüben. Denn, wä- re ich den Fallstricken entgangen, in welche ich verwickelt worden bin: so hätte ich diejenigen Ue- bungen vielleicht nicht haben können, die ich nun- mehr als eben so viele Proben der Barmherzig- keit ansehe, welche mir verliehen sind, um mich beyzeiten von einer Welt zu entwöhnen, die sich wir mit allzu reizenden Aussichten darstellte; und
in
hoffe. Erlauben Sie mir aber auch zu bitten, gnaͤdiger Herr, daß Sie die letzten ungluͤckl chen acht Monate aus Jhrem Gedaͤchtniſſe ausloͤſchen moͤgen: alsdenn werde ich hoffen, in einem vor- theilhaften Andenken zu ſtehen; wegen des Ver- gnuͤgens, das Sie die Guͤte gehabt haben, an Jhrer Clariſſa zu finden.
Erlauben Sie hiebey Jhrer armen und reue- vollen Tochter, die noch auf ihren Knieen lieget, Sie um Vergebung aller ihrer Fehler und Thor- heiten, ſonderlich des ungluͤcklichen Fehltritts, der ſie Jhrem Schutze entzogen hat, anzuflehen.
Wenn Sie erfahren, gnaͤdiger Herr, daß ich, in Anſehung meines Willens niemals eines Feh- lers ſchuldig geweſen; daß ich allezeit, ſeit dem mein Elend unerſetzlich geworden war, in einem Stande der Vorbereitung gelebet; daß ich die ſtaͤrkſte Verſicherung habe, daß der Allmaͤchtige meine ungeheuchelte Buße angenommen; und daß Sie itzo, wie ich mich in Demuth zu hoffen unterſtehe, das Werkzeug geweſen ſeyn werden, eine Perſon zu der Zahl der Seligen hin- zuzuſetzen: ſo werden Sie Urſache haben, ſich vielmehr zu freuen, als zu betruͤben. Denn, waͤ- re ich den Fallſtricken entgangen, in welche ich verwickelt worden bin: ſo haͤtte ich diejenigen Ue- bungen vielleicht nicht haben koͤnnen, die ich nun- mehr als eben ſo viele Proben der Barmherzig- keit anſehe, welche mir verliehen ſind, um mich beyzeiten von einer Welt zu entwoͤhnen, die ſich wir mit allzu reizenden Ausſichten darſtellte; und
in
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0497"n="491"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
hoffe. Erlauben Sie mir aber auch zu bitten,<lb/>
gnaͤdiger Herr, daß Sie die letzten ungluͤckl chen<lb/>
acht Monate aus Jhrem Gedaͤchtniſſe ausloͤſchen<lb/>
moͤgen: alsdenn werde ich hoffen, in einem vor-<lb/>
theilhaften Andenken zu ſtehen; wegen des Ver-<lb/>
gnuͤgens, das Sie die Guͤte gehabt haben, an<lb/>
Jhrer Clariſſa zu finden.</p><lb/><p>Erlauben Sie hiebey Jhrer armen und reue-<lb/>
vollen Tochter, die noch auf ihren Knieen lieget,<lb/>
Sie um Vergebung aller ihrer Fehler und Thor-<lb/>
heiten, ſonderlich des ungluͤcklichen Fehltritts, der<lb/>ſie Jhrem Schutze entzogen hat, anzuflehen.</p><lb/><p>Wenn Sie erfahren, gnaͤdiger Herr, daß ich,<lb/>
in Anſehung meines Willens niemals eines Feh-<lb/>
lers ſchuldig geweſen; daß ich allezeit, ſeit dem<lb/>
mein Elend unerſetzlich geworden war, in einem<lb/>
Stande der Vorbereitung gelebet; daß ich die<lb/>ſtaͤrkſte Verſicherung habe, daß der Allmaͤchtige<lb/>
meine ungeheuchelte Buße angenommen; und<lb/>
daß Sie itzo, wie ich mich in Demuth zu hoffen<lb/>
unterſtehe, das Werkzeug geweſen ſeyn werden,<lb/>
eine Perſon zu der Zahl der Seligen hin-<lb/>
zuzuſetzen: ſo werden Sie Urſache haben, ſich<lb/>
vielmehr zu freuen, als zu betruͤben. Denn, waͤ-<lb/>
re ich den Fallſtricken entgangen, in welche ich<lb/>
verwickelt worden bin: ſo haͤtte ich diejenigen Ue-<lb/>
bungen vielleicht nicht haben koͤnnen, die ich nun-<lb/>
mehr als eben ſo viele Proben der Barmherzig-<lb/>
keit anſehe, welche mir verliehen ſind, um mich<lb/>
beyzeiten von einer Welt zu entwoͤhnen, die ſich<lb/>
wir mit allzu reizenden Ausſichten darſtellte; und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">in</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[491/0497]
hoffe. Erlauben Sie mir aber auch zu bitten,
gnaͤdiger Herr, daß Sie die letzten ungluͤckl chen
acht Monate aus Jhrem Gedaͤchtniſſe ausloͤſchen
moͤgen: alsdenn werde ich hoffen, in einem vor-
theilhaften Andenken zu ſtehen; wegen des Ver-
gnuͤgens, das Sie die Guͤte gehabt haben, an
Jhrer Clariſſa zu finden.
Erlauben Sie hiebey Jhrer armen und reue-
vollen Tochter, die noch auf ihren Knieen lieget,
Sie um Vergebung aller ihrer Fehler und Thor-
heiten, ſonderlich des ungluͤcklichen Fehltritts, der
ſie Jhrem Schutze entzogen hat, anzuflehen.
Wenn Sie erfahren, gnaͤdiger Herr, daß ich,
in Anſehung meines Willens niemals eines Feh-
lers ſchuldig geweſen; daß ich allezeit, ſeit dem
mein Elend unerſetzlich geworden war, in einem
Stande der Vorbereitung gelebet; daß ich die
ſtaͤrkſte Verſicherung habe, daß der Allmaͤchtige
meine ungeheuchelte Buße angenommen; und
daß Sie itzo, wie ich mich in Demuth zu hoffen
unterſtehe, das Werkzeug geweſen ſeyn werden,
eine Perſon zu der Zahl der Seligen hin-
zuzuſetzen: ſo werden Sie Urſache haben, ſich
vielmehr zu freuen, als zu betruͤben. Denn, waͤ-
re ich den Fallſtricken entgangen, in welche ich
verwickelt worden bin: ſo haͤtte ich diejenigen Ue-
bungen vielleicht nicht haben koͤnnen, die ich nun-
mehr als eben ſo viele Proben der Barmherzig-
keit anſehe, welche mir verliehen ſind, um mich
beyzeiten von einer Welt zu entwoͤhnen, die ſich
wir mit allzu reizenden Ausſichten darſtellte; und
in
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/497>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.