genwärtiges zu Händen kommen wird, werde ich mich, nach meinem demüthigen Vertrauen, an den gesegneten Früchten Seiner Vergebung erfreuen. Lassen Sie sich dieses zum Troste dienen, meine allezeit geehrte Fr. Mutter, daß der vornehmste Zweck aller Jhrer gottseligen Fürsorge für mich erreichet ist: wenn gleich nicht auf die Art und Weise, wie man es zu erwarten so viele Hoffnung gehabt hat.
Der Himmel gebe, daß der Kummer, wel- chen Jhnen beyden mein unglückliches Vergehen zuwege gebracht hat, der einzige seyn möge, der Sie in dieser Welt jemals drücken werde! - - Er lasse Sie, gnädige Frau, noch lange leben, meinem Herrn Vater seine Sorgen zu versüßen und sein Vergnügen zu vergrößern. - - Er verleihe, daß der beständige, und, wo möglich, vergrößerte Gehorsam meiner Schwester Jhnen den Verlust, den Sie in mir gelitten haben, glücklich ersetzen möge! Und wenn mein Bruder und sie, es sey, zu welcher Zeit es wolle, ihren ledigen Stand verwechseln: so wünsche ich, daß es mit so vielem Vergnügen für Sie beyde geschehen möge, daß Sie darüber mei- ne Beleidigung vergessen, und sich meiner nur in denen Zeiten erinnern, da Sie Freude an mir hatten. Endlich gebe der Herr, daß eine glückli- che Zusammenkunft mit Jhrer bußfertigen Toch- ter, die Vergebung erlanget hat, in den ewigen Wohnungen, die Seligkeit derselben vermehren möge, welche durch das Leiden geläutert ist, und
schon,
genwaͤrtiges zu Haͤnden kommen wird, werde ich mich, nach meinem demuͤthigen Vertrauen, an den geſegneten Fruͤchten Seiner Vergebung erfreuen. Laſſen Sie ſich dieſes zum Troſte dienen, meine allezeit geehrte Fr. Mutter, daß der vornehmſte Zweck aller Jhrer gottſeligen Fuͤrſorge fuͤr mich erreichet iſt: wenn gleich nicht auf die Art und Weiſe, wie man es zu erwarten ſo viele Hoffnung gehabt hat.
Der Himmel gebe, daß der Kummer, wel- chen Jhnen beyden mein ungluͤckliches Vergehen zuwege gebracht hat, der einzige ſeyn moͤge, der Sie in dieſer Welt jemals druͤcken werde! ‒ ‒ Er laſſe Sie, gnaͤdige Frau, noch lange leben, meinem Herrn Vater ſeine Sorgen zu verſuͤßen und ſein Vergnuͤgen zu vergroͤßern. ‒ ‒ Er verleihe, daß der beſtaͤndige, und, wo moͤglich, vergroͤßerte Gehorſam meiner Schweſter Jhnen den Verluſt, den Sie in mir gelitten haben, gluͤcklich erſetzen moͤge! Und wenn mein Bruder und ſie, es ſey, zu welcher Zeit es wolle, ihren ledigen Stand verwechſeln: ſo wuͤnſche ich, daß es mit ſo vielem Vergnuͤgen fuͤr Sie beyde geſchehen moͤge, daß Sie daruͤber mei- ne Beleidigung vergeſſen, und ſich meiner nur in denen Zeiten erinnern, da Sie Freude an mir hatten. Endlich gebe der Herr, daß eine gluͤckli- che Zuſammenkunft mit Jhrer bußfertigen Toch- ter, die Vergebung erlanget hat, in den ewigen Wohnungen, die Seligkeit derſelben vermehren moͤge, welche durch das Leiden gelaͤutert iſt, und
ſchon,
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genwaͤrtiges zu Haͤnden kommen wird, werde ich
mich, nach meinem demuͤthigen Vertrauen, an den
geſegneten Fruͤchten Seiner Vergebung erfreuen.
Laſſen Sie ſich dieſes zum Troſte dienen, meine
allezeit geehrte Fr. Mutter, daß der vornehmſte
Zweck aller Jhrer gottſeligen Fuͤrſorge fuͤr mich
erreichet iſt: wenn gleich nicht auf die Art und
Weiſe, wie man es zu erwarten ſo viele Hoffnung
gehabt hat.
Der Himmel gebe, daß der Kummer, wel-
chen Jhnen beyden mein ungluͤckliches Vergehen
zuwege gebracht hat, der einzige ſeyn moͤge, der
Sie in dieſer Welt jemals druͤcken werde! ‒ ‒ Er
laſſe Sie, gnaͤdige Frau, noch lange leben, meinem
Herrn Vater ſeine Sorgen zu verſuͤßen und ſein
Vergnuͤgen zu vergroͤßern. ‒ ‒ Er verleihe, daß der
beſtaͤndige, und, wo moͤglich, vergroͤßerte Gehorſam
meiner Schweſter Jhnen den Verluſt, den Sie
in mir gelitten haben, gluͤcklich erſetzen moͤge! Und
wenn mein Bruder und ſie, es ſey, zu welcher Zeit
es wolle, ihren ledigen Stand verwechſeln: ſo
wuͤnſche ich, daß es mit ſo vielem Vergnuͤgen fuͤr
Sie beyde geſchehen moͤge, daß Sie daruͤber mei-
ne Beleidigung vergeſſen, und ſich meiner nur in
denen Zeiten erinnern, da Sie Freude an mir
hatten. Endlich gebe der Herr, daß eine gluͤckli-
che Zuſammenkunft mit Jhrer bußfertigen Toch-
ter, die Vergebung erlanget hat, in den ewigen
Wohnungen, die Seligkeit derſelben vermehren
moͤge, welche durch das Leiden gelaͤutert iſt, und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 494. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/500>, abgerufen am 22.11.2024.
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