zogen zu sehen. Jch will auch gewiß die Vollzie- hung, welche mir zusteht, nicht andern überlassen: sonderlich unter den Umständen, da man sich so deutlich merken läßt, sie sich anzumaßen, und da alle Glieder ihrer Familie gezeiget haben, daß sie in Absicht auf die unvergleichliche Fräulein nur eine und eben dieselbe Gesinnung hegen.
Es hat Jhnen gefallen, sich darauf zu beru- fen, daß sie mir empfiehlet, solche Stücke, die bloß Familiensachen betreffen, der Ehre eines jeden von Jhrem Hause zu überlassen. Allein, wenn ich dieß zugebe, schließt es denn nicht zugleich ein, daß ich Sorge tragen müsse, die übrigen Stücke noch zu erhalten? - - Jedoch auch jene selbst giebt sie nicht gänzlich auf; wie Sie aus dem Testament sehen werden: und darauf berufe ich mich.
Es ist mir leid, daß Sie sich etwas von ei- nem Widerspruch merken lassen, in solchen Stü- cken, wie Sie sagen, wobey keine Widerrede seyn möchte, wofern ich mich nicht einmischte. Jch sehe nicht, mein Herr, warum Jhre Feindseligkeit gegen einen Menschen, der nicht zu vertheidigen ist, so weit gegen einen, der Sie niemals im ge- ringsten beleidigt hat, getrieben werden sollte: und das bloß, weil er mit jenem bekannt ist. Jch will nicht alles sagen, was ich bey dieser Gelegen- heit sagen möchte.
Was das Vermächtniß für mich selbst be- trifft: so versichere ich Sie, mein Herr, daß we-
der
zogen zu ſehen. Jch will auch gewiß die Vollzie- hung, welche mir zuſteht, nicht andern uͤberlaſſen: ſonderlich unter den Umſtaͤnden, da man ſich ſo deutlich merken laͤßt, ſie ſich anzumaßen, und da alle Glieder ihrer Familie gezeiget haben, daß ſie in Abſicht auf die unvergleichliche Fraͤulein nur eine und eben dieſelbe Geſinnung hegen.
Es hat Jhnen gefallen, ſich darauf zu beru- fen, daß ſie mir empfiehlet, ſolche Stuͤcke, die bloß Familienſachen betreffen, der Ehre eines jeden von Jhrem Hauſe zu uͤberlaſſen. Allein, wenn ich dieß zugebe, ſchließt es denn nicht zugleich ein, daß ich Sorge tragen muͤſſe, die uͤbrigen Stuͤcke noch zu erhalten? ‒ ‒ Jedoch auch jene ſelbſt giebt ſie nicht gaͤnzlich auf; wie Sie aus dem Teſtament ſehen werden: und darauf berufe ich mich.
Es iſt mir leid, daß Sie ſich etwas von ei- nem Widerſpruch merken laſſen, in ſolchen Stuͤ- cken, wie Sie ſagen, wobey keine Widerrede ſeyn moͤchte, wofern ich mich nicht einmiſchte. Jch ſehe nicht, mein Herr, warum Jhre Feindſeligkeit gegen einen Menſchen, der nicht zu vertheidigen iſt, ſo weit gegen einen, der Sie niemals im ge- ringſten beleidigt hat, getrieben werden ſollte: und das bloß, weil er mit jenem bekannt iſt. Jch will nicht alles ſagen, was ich bey dieſer Gelegen- heit ſagen moͤchte.
Was das Vermaͤchtniß fuͤr mich ſelbſt be- trifft: ſo verſichere ich Sie, mein Herr, daß we-
der
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zogen zu ſehen. Jch will auch gewiß die Vollzie-
hung, welche mir zuſteht, nicht andern uͤberlaſſen:
ſonderlich unter den Umſtaͤnden, da man ſich ſo
deutlich merken laͤßt, ſie ſich anzumaßen, und da
alle Glieder ihrer Familie gezeiget haben, daß ſie
in Abſicht auf die unvergleichliche Fraͤulein nur
eine und eben dieſelbe Geſinnung hegen.
Es hat Jhnen gefallen, ſich darauf zu beru-
fen, daß ſie mir empfiehlet, ſolche Stuͤcke, die bloß
Familienſachen betreffen, der Ehre eines jeden
von Jhrem Hauſe zu uͤberlaſſen. Allein, wenn
ich dieß zugebe, ſchließt es denn nicht zugleich ein,
daß ich Sorge tragen muͤſſe, die uͤbrigen Stuͤcke
noch zu erhalten? ‒ ‒ Jedoch auch jene ſelbſt
giebt ſie nicht gaͤnzlich auf; wie Sie aus dem
Teſtament ſehen werden: und darauf berufe ich
mich.
Es iſt mir leid, daß Sie ſich etwas von ei-
nem Widerſpruch merken laſſen, in ſolchen Stuͤ-
cken, wie Sie ſagen, wobey keine Widerrede ſeyn
moͤchte, wofern ich mich nicht einmiſchte. Jch
ſehe nicht, mein Herr, warum Jhre Feindſeligkeit
gegen einen Menſchen, der nicht zu vertheidigen
iſt, ſo weit gegen einen, der Sie niemals im ge-
ringſten beleidigt hat, getrieben werden ſollte: und
das bloß, weil er mit jenem bekannt iſt. Jch
will nicht alles ſagen, was ich bey dieſer Gelegen-
heit ſagen moͤchte.
Was das Vermaͤchtniß fuͤr mich ſelbſt be-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 620. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/626>, abgerufen am 22.11.2024.
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