Der neun und achtzigste Brief von der Fräulein Montague an Hrn. Joh. Belford.
M. Hall. Freytags, den 15ten Sept.
Mein Herr.
Da mein Lord das Chiragra in der rechten Hand hat: so haben Jhre Gnaden nebst der Lady Sarah und der Lady Elisabeth mir be- fohlen, Jhnen zu melden, daß Herr Lovelace sich schon, ehe Jhr Brief angekommen, zu einer Reise in fremde Länder angeschickt habe. Wir werden aus den Bewegursachen, die Sie angeben, uns bemühen, seine Abreise zu beschleunigen.
Der Tod der lieben Fräulein hat uns alle äußerst betrübet. Die Lady Elisabeth und Lady Sarah, sind beständig, seit dem sie davon Nach- richt gehabt, unpäßlich gewesen. Sie hatten sich schon gefreuet, wie auch meine Schwester, und ich selbst, gethan habe, weil sie sich Hoffnung mach- ten, nach seiner Abreise, die Bekanntschaft und Freundschaft mit ihr, unter ihr selbst beliebigen Bedingungen, zu unterhalten und zu vermehren. Jhr gütiges Andenken eines jeden von uns hat unsere Betrübniß über einen so unersetzlichen Ver- lust zwar nicht erhöhen können, aber sie dennoch erneuret. Wir werden Herrn Finchen, unserm
Gold-
Der neun und achtzigſte Brief von der Fraͤulein Montague an Hrn. Joh. Belford.
M. Hall. Freytags, den 15ten Sept.
Mein Herr.
Da mein Lord das Chiragra in der rechten Hand hat: ſo haben Jhre Gnaden nebſt der Lady Sarah und der Lady Eliſabeth mir be- fohlen, Jhnen zu melden, daß Herr Lovelace ſich ſchon, ehe Jhr Brief angekommen, zu einer Reiſe in fremde Laͤnder angeſchickt habe. Wir werden aus den Bewegurſachen, die Sie angeben, uns bemuͤhen, ſeine Abreiſe zu beſchleunigen.
Der Tod der lieben Fraͤulein hat uns alle aͤußerſt betruͤbet. Die Lady Eliſabeth und Lady Sarah, ſind beſtaͤndig, ſeit dem ſie davon Nach- richt gehabt, unpaͤßlich geweſen. Sie hatten ſich ſchon gefreuet, wie auch meine Schweſter, und ich ſelbſt, gethan habe, weil ſie ſich Hoffnung mach- ten, nach ſeiner Abreiſe, die Bekanntſchaft und Freundſchaft mit ihr, unter ihr ſelbſt beliebigen Bedingungen, zu unterhalten und zu vermehren. Jhr guͤtiges Andenken eines jeden von uns hat unſere Betruͤbniß uͤber einen ſo unerſetzlichen Ver- luſt zwar nicht erhoͤhen koͤnnen, aber ſie dennoch erneuret. Wir werden Herrn Finchen, unſerm
Gold-
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Der neun und achtzigſte Brief
von der
Fraͤulein Montague an Hrn. Joh. Belford.
M. Hall. Freytags, den 15ten Sept.
Mein Herr.
Da mein Lord das Chiragra in der rechten
Hand hat: ſo haben Jhre Gnaden nebſt
der Lady Sarah und der Lady Eliſabeth mir be-
fohlen, Jhnen zu melden, daß Herr Lovelace ſich
ſchon, ehe Jhr Brief angekommen, zu einer Reiſe
in fremde Laͤnder angeſchickt habe. Wir werden
aus den Bewegurſachen, die Sie angeben, uns
bemuͤhen, ſeine Abreiſe zu beſchleunigen.
Der Tod der lieben Fraͤulein hat uns alle
aͤußerſt betruͤbet. Die Lady Eliſabeth und Lady
Sarah, ſind beſtaͤndig, ſeit dem ſie davon Nach-
richt gehabt, unpaͤßlich geweſen. Sie hatten ſich
ſchon gefreuet, wie auch meine Schweſter, und ich
ſelbſt, gethan habe, weil ſie ſich Hoffnung mach-
ten, nach ſeiner Abreiſe, die Bekanntſchaft und
Freundſchaft mit ihr, unter ihr ſelbſt beliebigen
Bedingungen, zu unterhalten und zu vermehren.
Jhr guͤtiges Andenken eines jeden von uns hat
unſere Betruͤbniß uͤber einen ſo unerſetzlichen Ver-
luſt zwar nicht erhoͤhen koͤnnen, aber ſie dennoch
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 664. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/670>, abgerufen am 22.11.2024.
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