schen auf bessere Wege zu bringen, den ich des Versuchs würdig hielte.
Noch itzt habe ich nicht alle Hoffnung von der Art aufgegeben: wie Sie aus der Mühe, die ich mir bey dieser feyerlichen Gelegenheit gebe, Sie aus Jhrem sinnlichen Traume zu erwecken, sehen werden.
Hören Sie mich also, o Lovelace, als eine, die von den Todten zu Jhnen redet - - Versäumen Sie keine Zeit - - - Fangen Sie den Augen- blick Jhre Buße an - - Bleiben Sie nicht län- ger das Werkzeug des Satans, arme Seelen in diese feine und versteckte Fallstricke, die zuletzt Jh- re eigne Füße verwickeln werden, zu ziehen. Su- chen Sie nicht Jhre Schulden so weit zu häufen, daß es der göttlichen Gnade, so zu sagen, nicht möglich ist, sie zu vergeben: da die Gerechtig- keit nicht weniger eine Eigenschaft des Allmächti- gen ist, als die Barmherzigkeit.
Erzittern Sie und bessern sich, wann Sie le- sen, was der Gottlosen Theil von Gott sey. So steht es geschrieben:
"Das Triumphiren des Gottlosen ist kurz: "und die Freude des Heuchlers währet nur einen "Augenblick. Er wird durch seine eigne Füße "ins Netz gezogen - - Er geht auf einem Fall- "strick. Schrecken wird ihn an allen Seiten in "Furcht setzen und zu seinen Füßen treiben. Sei- "ne Stärke soll vom Hunger aufgerieben werden, "und Vernichtung soll bereit zu seiner Seiten ste- "hen. Der Erstgebohrne des Todes soll seine
"Stärke
ſchen auf beſſere Wege zu bringen, den ich des Verſuchs wuͤrdig hielte.
Noch itzt habe ich nicht alle Hoffnung von der Art aufgegeben: wie Sie aus der Muͤhe, die ich mir bey dieſer feyerlichen Gelegenheit gebe, Sie aus Jhrem ſinnlichen Traume zu erwecken, ſehen werden.
Hoͤren Sie mich alſo, o Lovelace, als eine, die von den Todten zu Jhnen redet ‒ ‒ Verſaͤumen Sie keine Zeit ‒ ‒ ‒ Fangen Sie den Augen- blick Jhre Buße an ‒ ‒ Bleiben Sie nicht laͤn- ger das Werkzeug des Satans, arme Seelen in dieſe feine und verſteckte Fallſtricke, die zuletzt Jh- re eigne Fuͤße verwickeln werden, zu ziehen. Su- chen Sie nicht Jhre Schulden ſo weit zu haͤufen, daß es der goͤttlichen Gnade, ſo zu ſagen, nicht moͤglich iſt, ſie zu vergeben: da die Gerechtig- keit nicht weniger eine Eigenſchaft des Allmaͤchti- gen iſt, als die Barmherzigkeit.
Erzittern Sie und beſſern ſich, wann Sie le- ſen, was der Gottloſen Theil von Gott ſey. So ſteht es geſchrieben:
„Das Triumphiren des Gottloſen iſt kurz: „und die Freude des Heuchlers waͤhret nur einen „Augenblick. Er wird durch ſeine eigne Fuͤße „ins Netz gezogen ‒ ‒ Er geht auf einem Fall- „ſtrick. Schrecken wird ihn an allen Seiten in „Furcht ſetzen und zu ſeinen Fuͤßen treiben. Sei- „ne Staͤrke ſoll vom Hunger aufgerieben werden, „und Vernichtung ſoll bereit zu ſeiner Seiten ſte- „hen. Der Erſtgebohrne des Todes ſoll ſeine
„Staͤrke
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ſchen auf beſſere Wege zu bringen, den ich des
Verſuchs wuͤrdig hielte.
Noch itzt habe ich nicht alle Hoffnung von der
Art aufgegeben: wie Sie aus der Muͤhe, die ich
mir bey dieſer feyerlichen Gelegenheit gebe, Sie
aus Jhrem ſinnlichen Traume zu erwecken, ſehen
werden.
Hoͤren Sie mich alſo, o Lovelace, als eine, die
von den Todten zu Jhnen redet ‒ ‒ Verſaͤumen
Sie keine Zeit ‒ ‒ ‒ Fangen Sie den Augen-
blick Jhre Buße an ‒ ‒ Bleiben Sie nicht laͤn-
ger das Werkzeug des Satans, arme Seelen in
dieſe feine und verſteckte Fallſtricke, die zuletzt Jh-
re eigne Fuͤße verwickeln werden, zu ziehen. Su-
chen Sie nicht Jhre Schulden ſo weit zu haͤufen,
daß es der goͤttlichen Gnade, ſo zu ſagen, nicht
moͤglich iſt, ſie zu vergeben: da die Gerechtig-
keit nicht weniger eine Eigenſchaft des Allmaͤchti-
gen iſt, als die Barmherzigkeit.
Erzittern Sie und beſſern ſich, wann Sie le-
ſen, was der Gottloſen Theil von Gott ſey.
So ſteht es geſchrieben:
„Das Triumphiren des Gottloſen iſt kurz:
„und die Freude des Heuchlers waͤhret nur einen
„Augenblick. Er wird durch ſeine eigne Fuͤße
„ins Netz gezogen ‒ ‒ Er geht auf einem Fall-
„ſtrick. Schrecken wird ihn an allen Seiten in
„Furcht ſetzen und zu ſeinen Fuͤßen treiben. Sei-
„ne Staͤrke ſoll vom Hunger aufgerieben werden,
„und Vernichtung ſoll bereit zu ſeiner Seiten ſte-
„hen. Der Erſtgebohrne des Todes ſoll ſeine
„Staͤrke
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 676. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/682>, abgerufen am 22.11.2024.
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