Himmlisch erhabenes Gemüth! - - Jn was für einer Verfassung mußtest du seyn, daß du im Stande warest, bey Erwähnung dieser wichtigen Beraubungen die Worte Nur und Bloß zu gebrauchen! - - Da dieß geschehen, ehe du noch die Sterblichkeit ablegtest: mag ich denn nicht vermuthen, daß du itzo
- - - mit mitleidsvollem Auge Wodurch du nunmehr nichts der Geligkeit ent- ziehst, Mit Wünschen für mein Heil, den Himmel über- siehst?
"Meinen Wandel soll ich bedenken" - - Wer- thes Leben meines Lebens! Was nützt mir nun das Bedenken, da ich die theure Person verlohren habe, um deretwillen es sich allein der Mühe ver- lohnte, Betrachtungen anzustellen? - - Unwie- derruflich verlohren - - Da sie von dem begie- rigen Grabe verschlungen ist - - Auf ewig verlohren - - Das ist es, was durch die Seele gehet - - Unvergleichliches Frauenzimmer! das einzige in der Art! - - Wie kränket mich diese Vorstellung!
"Jhr schmeichlerischer Traum kann nicht lan- "ge währen" - - Göttliche Prophetinn! Mein schmeichlerischer Traum ist schon itzo vorbey. "Des Nachsinnens und Ueberlegens kann ich mich "nicht länger erwehren" - - Nicht länger mehr dauret "die verstockte Unempfindlichkeit," die du mir vorwirfst - - "Gewissensangst ist bey mir
"ein-
Himmliſch erhabenes Gemuͤth! ‒ ‒ Jn was fuͤr einer Verfaſſung mußteſt du ſeyn, daß du im Stande wareſt, bey Erwaͤhnung dieſer wichtigen Beraubungen die Worte Nur und Bloß zu gebrauchen! ‒ ‒ Da dieß geſchehen, ehe du noch die Sterblichkeit ablegteſt: mag ich denn nicht vermuthen, daß du itzo
‒ ‒ ‒ mit mitleidsvollem Auge Wodurch du nunmehr nichts der Geligkeit ent- ziehſt, Mit Wuͤnſchen fuͤr mein Heil, den Himmel uͤber- ſiehſt?
„Meinen Wandel ſoll ich bedenken“ ‒ ‒ Wer- thes Leben meines Lebens! Was nuͤtzt mir nun das Bedenken, da ich die theure Perſon verlohren habe, um deretwillen es ſich allein der Muͤhe ver- lohnte, Betrachtungen anzuſtellen? ‒ ‒ Unwie- derruflich verlohren ‒ ‒ Da ſie von dem begie- rigen Grabe verſchlungen iſt ‒ ‒ Auf ewig verlohren ‒ ‒ Das iſt es, was durch die Seele gehet ‒ ‒ Unvergleichliches Frauenzimmer! das einzige in der Art! ‒ ‒ Wie kraͤnket mich dieſe Vorſtellung!
„Jhr ſchmeichleriſcher Traum kann nicht lan- „ge waͤhren“ ‒ ‒ Goͤttliche Prophetinn! Mein ſchmeichleriſcher Traum iſt ſchon itzo vorbey. „Des Nachſinnens und Ueberlegens kann ich mich „nicht laͤnger erwehren“ ‒ ‒ Nicht laͤnger mehr dauret „die verſtockte Unempfindlichkeit,“ die du mir vorwirfſt ‒ ‒ „Gewiſſensangſt iſt bey mir
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Himmliſch erhabenes Gemuͤth! ‒ ‒ Jn was
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Stande wareſt, bey Erwaͤhnung dieſer wichtigen
Beraubungen die Worte Nur und Bloß zu
gebrauchen! ‒ ‒ Da dieß geſchehen, ehe du noch
die Sterblichkeit ablegteſt: mag ich denn nicht
vermuthen, daß du itzo
‒ ‒ ‒ mit mitleidsvollem Auge
Wodurch du nunmehr nichts der Geligkeit ent-
ziehſt,
Mit Wuͤnſchen fuͤr mein Heil, den Himmel uͤber-
ſiehſt?
„Meinen Wandel ſoll ich bedenken“ ‒ ‒ Wer-
thes Leben meines Lebens! Was nuͤtzt mir nun
das Bedenken, da ich die theure Perſon verlohren
habe, um deretwillen es ſich allein der Muͤhe ver-
lohnte, Betrachtungen anzuſtellen? ‒ ‒ Unwie-
derruflich verlohren ‒ ‒ Da ſie von dem begie-
rigen Grabe verſchlungen iſt ‒ ‒ Auf ewig
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gehet ‒ ‒ Unvergleichliches Frauenzimmer! das
einzige in der Art! ‒ ‒ Wie kraͤnket mich dieſe
Vorſtellung!
„Jhr ſchmeichleriſcher Traum kann nicht lan-
„ge waͤhren“ ‒ ‒ Goͤttliche Prophetinn! Mein
ſchmeichleriſcher Traum iſt ſchon itzo vorbey.
„Des Nachſinnens und Ueberlegens kann ich mich
„nicht laͤnger erwehren“ ‒ ‒ Nicht laͤnger mehr
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 683. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/689>, abgerufen am 22.11.2024.
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