man für seinen Freund hat: sondern da der Tod das allgemeine Schicksal ist; so sehen wir an sei- nem ängstlichen Kampfe, wie es einmal mit uns selbst gehen werde. Mir ist ganz, als wenn kal- tes Wasser über meinen Rücken hinuntergegossen würde, oder als wenn mich ein starkes Fieber an- fiele. Jch ward genöthigt, wegzugehen, und schreibe, ob ich gleich kaum weiß, was. - - Jch möchte wünschen, daß du hier wärest.
Jch habe ihn zwar verlassen, weil ich nicht länger aushalten konnte: dennoch aber kann ich für mich selbst nicht ruhig seyn, sondern muß wieder zu ihm gehen.
Um eilfe.
Der arme Belton! - - Es eilt mit ihm zum Ende! Jedoch hatte er noch Empfindung, als ich hinein kam: nur allzu viele Empfindung! Der arme Mensch! Er hat etwas auf dem Her- zen, mir zu entdecken, sagt er, welches die ärgste Handlung in seinem Leben ist: weit ärger, spricht er, als irgend etwas, das ihr oder ich von ihm gewußt. Es muß also wohl sehr arg seyn!
Er befahl allen, hinauszugehen: aber bekam wieder einen Anfall von Zuckungen; ehe er es mir offenbaren konnte. Jn demselben liegt er und ringt mit Leben und Tod. Allein ich will wieder hineingehen.
Nun
man fuͤr ſeinen Freund hat: ſondern da der Tod das allgemeine Schickſal iſt; ſo ſehen wir an ſei- nem aͤngſtlichen Kampfe, wie es einmal mit uns ſelbſt gehen werde. Mir iſt ganz, als wenn kal- tes Waſſer uͤber meinen Ruͤcken hinuntergegoſſen wuͤrde, oder als wenn mich ein ſtarkes Fieber an- fiele. Jch ward genoͤthigt, wegzugehen, und ſchreibe, ob ich gleich kaum weiß, was. ‒ ‒ Jch moͤchte wuͤnſchen, daß du hier waͤreſt.
Jch habe ihn zwar verlaſſen, weil ich nicht laͤnger aushalten konnte: dennoch aber kann ich fuͤr mich ſelbſt nicht ruhig ſeyn, ſondern muß wieder zu ihm gehen.
Um eilfe.
Der arme Belton! ‒ ‒ Es eilt mit ihm zum Ende! Jedoch hatte er noch Empfindung, als ich hinein kam: nur allzu viele Empfindung! Der arme Menſch! Er hat etwas auf dem Her- zen, mir zu entdecken, ſagt er, welches die aͤrgſte Handlung in ſeinem Leben iſt: weit aͤrger, ſpricht er, als irgend etwas, das ihr oder ich von ihm gewußt. Es muß alſo wohl ſehr arg ſeyn!
Er befahl allen, hinauszugehen: aber bekam wieder einen Anfall von Zuckungen; ehe er es mir offenbaren konnte. Jn demſelben liegt er und ringt mit Leben und Tod. Allein ich will wieder hineingehen.
Nun
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[63/0069]
man fuͤr ſeinen Freund hat: ſondern da der Tod
das allgemeine Schickſal iſt; ſo ſehen wir an ſei-
nem aͤngſtlichen Kampfe, wie es einmal mit uns
ſelbſt gehen werde. Mir iſt ganz, als wenn kal-
tes Waſſer uͤber meinen Ruͤcken hinuntergegoſſen
wuͤrde, oder als wenn mich ein ſtarkes Fieber an-
fiele. Jch ward genoͤthigt, wegzugehen, und
ſchreibe, ob ich gleich kaum weiß, was. ‒ ‒ Jch
moͤchte wuͤnſchen, daß du hier waͤreſt.
Jch habe ihn zwar verlaſſen, weil ich nicht
laͤnger aushalten konnte: dennoch aber kann ich
fuͤr mich ſelbſt nicht ruhig ſeyn, ſondern muß
wieder zu ihm gehen.
Um eilfe.
Der arme Belton! ‒ ‒ Es eilt mit ihm zum
Ende! Jedoch hatte er noch Empfindung,
als ich hinein kam: nur allzu viele Empfindung!
Der arme Menſch! Er hat etwas auf dem Her-
zen, mir zu entdecken, ſagt er, welches die aͤrgſte
Handlung in ſeinem Leben iſt: weit aͤrger, ſpricht
er, als irgend etwas, das ihr oder ich von ihm
gewußt. Es muß alſo wohl ſehr arg ſeyn!
Er befahl allen, hinauszugehen: aber bekam
wieder einen Anfall von Zuckungen; ehe er es mir
offenbaren konnte. Jn demſelben liegt er und
ringt mit Leben und Tod. Allein ich will wieder
hineingehen.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/69>, abgerufen am 24.11.2024.
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