wirst immerfort den Entschluß fassen, dich zu bes- sern, aber dich niemals bessern, bis endlich, nach- dem du alt geworden, ehe du es gewahr wirst; und ein zehn oder zwölf Jahre weiter, bist du alt, wie ein jeder anderer; dein auf eine Zeitlang gebauetes Haus zu seinem bestimmten Ziel gekommen ist, und er über dein greislichtes Haupt die allgemeine Fallthüre zuschlägt: als- denn wird mit dir alles nach seinem eignen Gesal- len zu Ende seyn.
Du wirst denken, diese Winke, welche ich dir gebe, schicken sich nicht für mich. Dennoch aber kann ich nicht anders, als dich vor der Gefahr warnen, in welcher du wirklich schwebest, und wel- che desto größer ist, da du sie nicht zu kennen scheinest. Also nur noch ein Paar Worte von dieser Sache.
Du hast gute Entschließungen gefaßt. Wo du sie nicht hältst: so wirst du niemals im Stan- de seyn, irgend einen guten Vorsatz zu bewahren. Nichts desto weniger aber ist der Teufel und dein Alter wider dich: und, sechse gegen eins, es ge- lingt dir nicht. Wo du nur bloß den Vorsatz gefaßt hast: so setze ich sechse gegen eines, es ge- linget dir nicht. Gelingt es dir aber nicht: so wirst du der Menschen Spott und der Teufel Triumph seyn. - - Wie will ich alsdenn über dich lachen! Denn diese Warnung kommt bey mir nicht aus guten Grundsätzen her. Vielleicht wünschte ich, daß es so wäre: allein ich habe ge- gen eine Mannsperson niemals gelogen, und ge-
gen
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wirſt immerfort den Entſchluß faſſen, dich zu beſ- ſern, aber dich niemals beſſern, bis endlich, nach- dem du alt geworden, ehe du es gewahr wirſt; und ein zehn oder zwoͤlf Jahre weiter, biſt du alt, wie ein jeder anderer; dein auf eine Zeitlang gebauetes Haus zu ſeinem beſtimmten Ziel gekommen iſt, und er uͤber dein greislichtes Haupt die allgemeine Fallthuͤre zuſchlaͤgt: als- denn wird mit dir alles nach ſeinem eignen Geſal- len zu Ende ſeyn.
Du wirſt denken, dieſe Winke, welche ich dir gebe, ſchicken ſich nicht fuͤr mich. Dennoch aber kann ich nicht anders, als dich vor der Gefahr warnen, in welcher du wirklich ſchwebeſt, und wel- che deſto groͤßer iſt, da du ſie nicht zu kennen ſcheineſt. Alſo nur noch ein Paar Worte von dieſer Sache.
Du haſt gute Entſchließungen gefaßt. Wo du ſie nicht haͤltſt: ſo wirſt du niemals im Stan- de ſeyn, irgend einen guten Vorſatz zu bewahren. Nichts deſto weniger aber iſt der Teufel und dein Alter wider dich: und, ſechſe gegen eins, es ge- lingt dir nicht. Wo du nur bloß den Vorſatz gefaßt haſt: ſo ſetze ich ſechſe gegen eines, es ge- linget dir nicht. Gelingt es dir aber nicht: ſo wirſt du der Menſchen Spott und der Teufel Triumph ſeyn. ‒ ‒ Wie will ich alsdenn uͤber dich lachen! Denn dieſe Warnung kommt bey mir nicht aus guten Grundſaͤtzen her. Vielleicht wuͤnſchte ich, daß es ſo waͤre: allein ich habe ge- gen eine Mannsperſon niemals gelogen, und ge-
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wirſt immerfort den Entſchluß faſſen, dich zu beſ-
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dem du alt geworden, ehe du es gewahr wirſt;
und ein zehn oder zwoͤlf Jahre weiter, biſt
du alt, wie ein jeder anderer; dein auf eine
Zeitlang gebauetes Haus zu ſeinem beſtimmten
Ziel gekommen iſt, und er uͤber dein greislichtes
Haupt die allgemeine Fallthuͤre zuſchlaͤgt: als-
denn wird mit dir alles nach ſeinem eignen Geſal-
len zu Ende ſeyn.
Du wirſt denken, dieſe Winke, welche ich dir
gebe, ſchicken ſich nicht fuͤr mich. Dennoch aber
kann ich nicht anders, als dich vor der Gefahr
warnen, in welcher du wirklich ſchwebeſt, und wel-
che deſto groͤßer iſt, da du ſie nicht zu kennen
ſcheineſt. Alſo nur noch ein Paar Worte von
dieſer Sache.
Du haſt gute Entſchließungen gefaßt. Wo
du ſie nicht haͤltſt: ſo wirſt du niemals im Stan-
de ſeyn, irgend einen guten Vorſatz zu bewahren.
Nichts deſto weniger aber iſt der Teufel und dein
Alter wider dich: und, ſechſe gegen eins, es ge-
lingt dir nicht. Wo du nur bloß den Vorſatz
gefaßt haſt: ſo ſetze ich ſechſe gegen eines, es ge-
linget dir nicht. Gelingt es dir aber nicht: ſo
wirſt du der Menſchen Spott und der Teufel
Triumph ſeyn. ‒ ‒ Wie will ich alsdenn uͤber
dich lachen! Denn dieſe Warnung kommt bey
mir nicht aus guten Grundſaͤtzen her. Vielleicht
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 695. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/701>, abgerufen am 22.11.2024.
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