Der drey und neunzigste Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Freytags, den 22ten Sept.
Eben, da ich mich niedersetzte, euren Brief vom 14ten bis zum 18ten zu beantworten, damit ich euch allen Trost, den ich könnte, ertheilen möchte, langte euer Brief vom Mittwochen an, in welchem ihr wiederrufet.
Jch bin wirklich betrübt und in meiner Hoff- nung betrogen: da auf den ersten so bald ein an- derer, der ihm ganz entgegen stehet, gefolget ist.
Der schreckliche Brief, dessen ihr Erwähnung thut, und den euch eure Freunde vorenthalten, ist in der That von mir. Sie können euch, wie ich sehe, itzo alles zeigen. Fordert also den Brief von ihnen, wo ihr etwas von eurer wahrhaftigen Mutter, dem Gemüthe nach, lesen wollet.
Jch will setzen, als wenn du eben den Brief gelesen hättest, den du schrecklich nennest, und der meiner Absicht nach auch so seyn sollte. Laß mich denn fragen, was du davon gedenkest. Erzitterst du nicht vor dem Schrecken, unter welchem das schändlichste Weib bey der Furcht des Todes und
zukünf-
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Der drey und neunzigſte Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Freytags, den 22ten Sept.
Eben, da ich mich niederſetzte, euren Brief vom 14ten bis zum 18ten zu beantworten, damit ich euch allen Troſt, den ich koͤnnte, ertheilen moͤchte, langte euer Brief vom Mittwochen an, in welchem ihr wiederrufet.
Jch bin wirklich betruͤbt und in meiner Hoff- nung betrogen: da auf den erſten ſo bald ein an- derer, der ihm ganz entgegen ſtehet, gefolget iſt.
Der ſchreckliche Brief, deſſen ihr Erwaͤhnung thut, und den euch eure Freunde vorenthalten, iſt in der That von mir. Sie koͤnnen euch, wie ich ſehe, itzo alles zeigen. Fordert alſo den Brief von ihnen, wo ihr etwas von eurer wahrhaftigen Mutter, dem Gemuͤthe nach, leſen wollet.
Jch will ſetzen, als wenn du eben den Brief geleſen haͤtteſt, den du ſchrecklich nenneſt, und der meiner Abſicht nach auch ſo ſeyn ſollte. Laß mich denn fragen, was du davon gedenkeſt. Erzitterſt du nicht vor dem Schrecken, unter welchem das ſchaͤndlichſte Weib bey der Furcht des Todes und
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Der drey und neunzigſte Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Freytags, den 22ten Sept.
Eben, da ich mich niederſetzte, euren Brief vom
14ten bis zum 18ten zu beantworten, damit
ich euch allen Troſt, den ich koͤnnte, ertheilen
moͤchte, langte euer Brief vom Mittwochen an,
in welchem ihr wiederrufet.
Jch bin wirklich betruͤbt und in meiner Hoff-
nung betrogen: da auf den erſten ſo bald ein an-
derer, der ihm ganz entgegen ſtehet, gefolget iſt.
Der ſchreckliche Brief, deſſen ihr Erwaͤhnung
thut, und den euch eure Freunde vorenthalten, iſt
in der That von mir. Sie koͤnnen euch, wie ich
ſehe, itzo alles zeigen. Fordert alſo den Brief
von ihnen, wo ihr etwas von eurer wahrhaftigen
Mutter, dem Gemuͤthe nach, leſen wollet.
Jch will ſetzen, als wenn du eben den Brief
geleſen haͤtteſt, den du ſchrecklich nenneſt, und der
meiner Abſicht nach auch ſo ſeyn ſollte. Laß mich
denn fragen, was du davon gedenkeſt. Erzitterſt
du nicht vor dem Schrecken, unter welchem das
ſchaͤndlichſte Weib bey der Furcht des Todes und
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 697. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/703>, abgerufen am 26.11.2024.
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