men. Wir sind keine Freunde von diesen wun- derlichen Weitläuftigkeiten. Und was die Ach- tung betrifft, welche dem Andenken eines verstor- benen Freundes in einem solchen Dienst, wie man glaubt, bewiesen wird: warum sollten wir etwas thun, das denen zu einem Vorwurf gereichen konn- te, welche es zu einer Mode gemacht haben, die- ses unnütze Gepränge Leuten, die von ihnen zu dem Ende gemiethet werden, zu über- lassen.
Lebe wohl, und sey fröhlich. Du kannst itzo dem armen Belton nicht mehr helfen: wenn du auch bis an das Ende deines Lebens um ihn heu- len wolltest.
Der achte Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Sonnabends, den 26ten Aug.
Am Donnerstage nach Mittage war ich bey der Eröffnung des Testaments von dem ar- men Belton gegenwärtig. Er hat mir allein die Vollziehung seines letzten Willens in demselben aufgetragen, und mir hundert Guineas vermacht. Diese werde ich seiner unglücklichen Schwester schenken, gegen welche er nicht so gütig gewesen ist, als er meinen Gedanken nach hätte seyn sol-
len.
E 5
men. Wir ſind keine Freunde von dieſen wun- derlichen Weitlaͤuftigkeiten. Und was die Ach- tung betrifft, welche dem Andenken eines verſtor- benen Freundes in einem ſolchen Dienſt, wie man glaubt, bewieſen wird: warum ſollten wir etwas thun, das denen zu einem Vorwurf gereichen konn- te, welche es zu einer Mode gemacht haben, die- ſes unnuͤtze Gepraͤnge Leuten, die von ihnen zu dem Ende gemiethet werden, zu uͤber- laſſen.
Lebe wohl, und ſey froͤhlich. Du kannſt itzo dem armen Belton nicht mehr helfen: wenn du auch bis an das Ende deines Lebens um ihn heu- len wollteſt.
Der achte Brief von Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Sonnabends, den 26ten Aug.
Am Donnerſtage nach Mittage war ich bey der Eroͤffnung des Teſtaments von dem ar- men Belton gegenwaͤrtig. Er hat mir allein die Vollziehung ſeines letzten Willens in demſelben aufgetragen, und mir hundert Guineas vermacht. Dieſe werde ich ſeiner ungluͤcklichen Schweſter ſchenken, gegen welche er nicht ſo guͤtig geweſen iſt, als er meinen Gedanken nach haͤtte ſeyn ſol-
len.
E 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0079"n="73"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
men. Wir ſind keine Freunde von dieſen wun-<lb/>
derlichen Weitlaͤuftigkeiten. Und was die Ach-<lb/>
tung betrifft, welche dem Andenken eines verſtor-<lb/>
benen Freundes in einem ſolchen Dienſt, wie man<lb/>
glaubt, bewieſen wird: warum ſollten wir etwas<lb/>
thun, das denen zu einem Vorwurf gereichen konn-<lb/>
te, welche es zu einer Mode gemacht haben, die-<lb/>ſes unnuͤtze Gepraͤnge Leuten, <hirendition="#fr">die von ihnen<lb/>
zu dem Ende gemiethet werden,</hi> zu uͤber-<lb/>
laſſen.</p><lb/><p>Lebe wohl, und ſey froͤhlich. Du kannſt itzo<lb/>
dem armen Belton nicht mehr helfen: wenn du<lb/>
auch bis an das Ende deines Lebens um ihn heu-<lb/>
len wollteſt.</p></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head><hirendition="#fr">Der achte Brief</hi><lb/>
von<lb/><hirendition="#fr">Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.</hi></head><lb/><dateline><hirendition="#et">Sonnabends, den 26ten Aug.</hi></dateline><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>m Donnerſtage nach Mittage war ich bey<lb/>
der Eroͤffnung des Teſtaments von dem ar-<lb/>
men Belton gegenwaͤrtig. Er hat mir allein die<lb/>
Vollziehung ſeines letzten Willens in demſelben<lb/>
aufgetragen, und mir hundert Guineas vermacht.<lb/>
Dieſe werde ich ſeiner ungluͤcklichen Schweſter<lb/>ſchenken, gegen welche er nicht ſo guͤtig geweſen<lb/>
iſt, als er meinen Gedanken nach haͤtte ſeyn ſol-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">len.</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[73/0079]
men. Wir ſind keine Freunde von dieſen wun-
derlichen Weitlaͤuftigkeiten. Und was die Ach-
tung betrifft, welche dem Andenken eines verſtor-
benen Freundes in einem ſolchen Dienſt, wie man
glaubt, bewieſen wird: warum ſollten wir etwas
thun, das denen zu einem Vorwurf gereichen konn-
te, welche es zu einer Mode gemacht haben, die-
ſes unnuͤtze Gepraͤnge Leuten, die von ihnen
zu dem Ende gemiethet werden, zu uͤber-
laſſen.
Lebe wohl, und ſey froͤhlich. Du kannſt itzo
dem armen Belton nicht mehr helfen: wenn du
auch bis an das Ende deines Lebens um ihn heu-
len wollteſt.
Der achte Brief
von
Herrn Belford an Hrn. Robert Lovelace.
Sonnabends, den 26ten Aug.
Am Donnerſtage nach Mittage war ich bey
der Eroͤffnung des Teſtaments von dem ar-
men Belton gegenwaͤrtig. Er hat mir allein die
Vollziehung ſeines letzten Willens in demſelben
aufgetragen, und mir hundert Guineas vermacht.
Dieſe werde ich ſeiner ungluͤcklichen Schweſter
ſchenken, gegen welche er nicht ſo guͤtig geweſen
iſt, als er meinen Gedanken nach haͤtte ſeyn ſol-
len.
E 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/79>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.