fromm seyn können, wo sie nicht ihre natürliche gute Gaben und ihre guten Sitten verleugnen! - - Ey Bruder - - hiebey wandte er mich um - - ich bitte dich, siehe doch in die Höhe, Kerl! - - Weißt du nicht, daß die Religion, wenn sie das Herz einmal gehörig eingenommen hat, die freudigsten Gesichter von der Welt bildet? - - So habe ich meine geliebte Fräulein Harlowe sa- gen hören: und sie hat es wohl gewußt; oder es müßte es niemand wissen. War auch ihr Ansehen nicht ein angenehmer Beweis von dieser Anmer- kung? Allein aus denen Wallungen in deiner ver- fluchten Kehle und aus deinen verstellten Gebär- den sehe ich, daß du nur noch ein Lehrling darin- nen bist! - - Ach, Belford, Belford, du hast noch erst ein verdammtes Stück von Dornen und Disteln mit bloßen Füßen durchzutreten, ehe die Religion deine finstere Bildung erheitern wird.
Jch gebe Jhrer Gnaden diese Nachricht in der Absicht, damit ich Jhrem Verlangen Genüge thun möge: da Sie wissen wollen, ob ich glaube, daß er wieder eben der Mensch geworden, der er gewesen ist.
Bey unsern Unterredungen über Tische war er ungewiß, ob er nächstkünftigen Morgen oder den Morgen hernach abreisen sollte. Weil ich aber fand, daß er nichts zu thun hätte; und weil der Obrist Morden in London war, wovon ich ihm gleichwohl nichts sagte: so gab ich den Aus- schlag, und er ward einig, morgen frühe abzuge- hen. Die andern beyden entschlossen sich ihn zu
Schiffe
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fromm ſeyn koͤnnen, wo ſie nicht ihre natuͤrliche gute Gaben und ihre guten Sitten verleugnen! ‒ ‒ Ey Bruder ‒ ‒ hiebey wandte er mich um ‒ ‒ ich bitte dich, ſiehe doch in die Hoͤhe, Kerl! ‒ ‒ Weißt du nicht, daß die Religion, wenn ſie das Herz einmal gehoͤrig eingenommen hat, die freudigſten Geſichter von der Welt bildet? ‒ ‒ So habe ich meine geliebte Fraͤulein Harlowe ſa- gen hoͤren: und ſie hat es wohl gewußt; oder es muͤßte es niemand wiſſen. War auch ihr Anſehen nicht ein angenehmer Beweis von dieſer Anmer- kung? Allein aus denen Wallungen in deiner ver- fluchten Kehle und aus deinen verſtellten Gebaͤr- den ſehe ich, daß du nur noch ein Lehrling darin- nen biſt! ‒ ‒ Ach, Belford, Belford, du haſt noch erſt ein verdammtes Stuͤck von Dornen und Diſteln mit bloßen Fuͤßen durchzutreten, ehe die Religion deine finſtere Bildung erheitern wird.
Jch gebe Jhrer Gnaden dieſe Nachricht in der Abſicht, damit ich Jhrem Verlangen Genuͤge thun moͤge: da Sie wiſſen wollen, ob ich glaube, daß er wieder eben der Menſch geworden, der er geweſen iſt.
Bey unſern Unterredungen uͤber Tiſche war er ungewiß, ob er naͤchſtkuͤnftigen Morgen oder den Morgen hernach abreiſen ſollte. Weil ich aber fand, daß er nichts zu thun haͤtte; und weil der Obriſt Morden in London war, wovon ich ihm gleichwohl nichts ſagte: ſo gab ich den Aus- ſchlag, und er ward einig, morgen fruͤhe abzuge- hen. Die andern beyden entſchloſſen ſich ihn zu
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fromm ſeyn koͤnnen, wo ſie nicht ihre natuͤrliche
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‒ ‒ Ey Bruder ‒ ‒ hiebey wandte er mich um
‒ ‒ ich bitte dich, ſiehe doch in die Hoͤhe, Kerl!
‒ ‒ Weißt du nicht, daß die Religion, wenn ſie
das Herz einmal gehoͤrig eingenommen hat, die
freudigſten Geſichter von der Welt bildet? ‒ ‒
So habe ich meine geliebte Fraͤulein Harlowe ſa-
gen hoͤren: und ſie hat es wohl gewußt; oder es
muͤßte es niemand wiſſen. War auch ihr Anſehen
nicht ein angenehmer Beweis von dieſer Anmer-
kung? Allein aus denen Wallungen in deiner ver-
fluchten Kehle und aus deinen verſtellten Gebaͤr-
den ſehe ich, daß du nur noch ein Lehrling darin-
nen biſt! ‒ ‒ Ach, Belford, Belford, du haſt
noch erſt ein verdammtes Stuͤck von Dornen und
Diſteln mit bloßen Fuͤßen durchzutreten, ehe die
Religion deine finſtere Bildung erheitern wird.
Jch gebe Jhrer Gnaden dieſe Nachricht in
der Abſicht, damit ich Jhrem Verlangen Genuͤge
thun moͤge: da Sie wiſſen wollen, ob ich glaube,
daß er wieder eben der Menſch geworden, der er
geweſen iſt.
Bey unſern Unterredungen uͤber Tiſche war
er ungewiß, ob er naͤchſtkuͤnftigen Morgen oder
den Morgen hernach abreiſen ſollte. Weil ich
aber fand, daß er nichts zu thun haͤtte; und weil
der Obriſt Morden in London war, wovon ich
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 789. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/795>, abgerufen am 28.11.2024.
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