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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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sie, zwey oder dreymal die Woche, mit seinen Be-
suchen; wenn es seine Gesundheit litte, und sie
zog seine Gesellschaft allemal einer jeden andern
Einladung vor.

Zwo Stunden setzte sie zu ihrem Früh-
stück und Mittagsessen feste.

Wenn aber eine Unterredung, oder das Ver-
langen ihrer Freunde, oder eine ungefähre Gesell-
schaft, oder Gäste es anders erforderten: so mach-
te sie sich niemals ein Bedenken, sich gefällig zu
beweisen, und wollte so viel Zeit, wie sie sagte, von
ihren andern Abtheilungen borgen. Und weil
sie es sehr schwer befand, in den hierzu bestimm-
ten Stunden nicht das gesetzte Maaß zu überschrei-
ten: so setzte sie

Noch eine Stunde zu den Unterredun-
gen bey der Mittagsmahlzeit aus;

Daß sie, wie es die Gelegenheit gab, oder
das Verlangen ihrer Freunde erforderte, hinzuge-
than oder abgezogen werden mochte. Dem un-
geachtet fand sie Schwierigkeiten, wie sie oft sagte,
diese Rechnung richtig zu halten: sonderlich wenn
der D. Lewin sie mit seiner Gesellschaft bey Tische
vergnügte; welches er gleichwohl nur selten that.
Denn da er kränklich und an einer beständigen
Ordnung im Essen und Trinken gebunden war:
so legte er seine Besuche gemeiniglich des Nach-
mittags ab.

Eine
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ſie, zwey oder dreymal die Woche, mit ſeinen Be-
ſuchen; wenn es ſeine Geſundheit litte, und ſie
zog ſeine Geſellſchaft allemal einer jeden andern
Einladung vor.

Zwo Stunden ſetzte ſie zu ihrem Fruͤh-
ſtuͤck und Mittagseſſen feſte.

Wenn aber eine Unterredung, oder das Ver-
langen ihrer Freunde, oder eine ungefaͤhre Geſell-
ſchaft, oder Gaͤſte es anders erforderten: ſo mach-
te ſie ſich niemals ein Bedenken, ſich gefaͤllig zu
beweiſen, und wollte ſo viel Zeit, wie ſie ſagte, von
ihren andern Abtheilungen borgen. Und weil
ſie es ſehr ſchwer befand, in den hierzu beſtimm-
ten Stunden nicht das geſetzte Maaß zu uͤberſchrei-
ten: ſo ſetzte ſie

Noch eine Stunde zu den Unterredun-
gen bey der Mittagsmahlzeit aus;

Daß ſie, wie es die Gelegenheit gab, oder
das Verlangen ihrer Freunde erforderte, hinzuge-
than oder abgezogen werden mochte. Dem un-
geachtet fand ſie Schwierigkeiten, wie ſie oft ſagte,
dieſe Rechnung richtig zu halten: ſonderlich wenn
der D. Lewin ſie mit ſeiner Geſellſchaft bey Tiſche
vergnuͤgte; welches er gleichwohl nur ſelten that.
Denn da er kraͤnklich und an einer beſtaͤndigen
Ordnung im Eſſen und Trinken gebunden war:
ſo legte er ſeine Beſuche gemeiniglich des Nach-
mittags ab.

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[819/0825] ſie, zwey oder dreymal die Woche, mit ſeinen Be- ſuchen; wenn es ſeine Geſundheit litte, und ſie zog ſeine Geſellſchaft allemal einer jeden andern Einladung vor. Zwo Stunden ſetzte ſie zu ihrem Fruͤh- ſtuͤck und Mittagseſſen feſte. Wenn aber eine Unterredung, oder das Ver- langen ihrer Freunde, oder eine ungefaͤhre Geſell- ſchaft, oder Gaͤſte es anders erforderten: ſo mach- te ſie ſich niemals ein Bedenken, ſich gefaͤllig zu beweiſen, und wollte ſo viel Zeit, wie ſie ſagte, von ihren andern Abtheilungen borgen. Und weil ſie es ſehr ſchwer befand, in den hierzu beſtimm- ten Stunden nicht das geſetzte Maaß zu uͤberſchrei- ten: ſo ſetzte ſie Noch eine Stunde zu den Unterredun- gen bey der Mittagsmahlzeit aus; Daß ſie, wie es die Gelegenheit gab, oder das Verlangen ihrer Freunde erforderte, hinzuge- than oder abgezogen werden mochte. Dem un- geachtet fand ſie Schwierigkeiten, wie ſie oft ſagte, dieſe Rechnung richtig zu halten: ſonderlich wenn der D. Lewin ſie mit ſeiner Geſellſchaft bey Tiſche vergnuͤgte; welches er gleichwohl nur ſelten that. Denn da er kraͤnklich und an einer beſtaͤndigen Ordnung im Eſſen und Trinken gebunden war: ſo legte er ſeine Beſuche gemeiniglich des Nach- mittags ab. Eine F f f 2

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 819. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/825>, abgerufen am 01.06.2024.