den Onkeln so lange blieb, ihre gewöhnliche Ein- theilung der Zeit verändert war. Jedoch hielte sie dieselbe so genau, als es die Umstände leiden wollten.
Wenn ich so glücklich war, sie auf vierzehn Tage, oder so, bey mir zu bewirthen: so erließ sie sich ebenfalls ihre Regeln. Jn ihrem Rechnungs- buche habe ich, nach ihrem ewig zu bedaurenden Tode, dieß angezeichnet gefunden: - - "Von "dem und dem Tage bis an den und den "Tag sind lauter Feyertage für mich gewesen, bey "meiner lieben Fräulein Howe." Wenn sie zu- rückgekommen war: schrieb sie in dieß Buch: "An dem und dem Tage," welchen sie dabey benannte, "ist die Rechnung wieder angefangen." Und darauf fuhr sie ordentlich fort, wie vorher.
Einmal in der Woche pflegte sie allezeit mit sich Rechnung zu halten. Wenn sie alsdenn in den 144 Stunden, die in den sechs Tagen enthal- ten waren, ihre Rechnung richtig gemacht hatte: so schrieb sie es so an. Wo nicht: so schlug sie die Schuld zu der Rechnung von der nächstfol- genden Woche; etwa auf folgende Art z. Ex. Schuldnerinn in Ansehung des Artikels von den Liebesbesuchen, für so und so viele Stun- den. Und so mit dem Uebrigen.
Es war aber allezeit ein hauptsächliches Stück ihrer Bemühung, sie mochte Besuch geben oder annehmen, in allen Gesellschaften sich vollkommen geruhig, zufrieden, und munter zu bezeigen: als wenn sie keine so genaue Rechnung hielte, und
als
den Onkeln ſo lange blieb, ihre gewoͤhnliche Ein- theilung der Zeit veraͤndert war. Jedoch hielte ſie dieſelbe ſo genau, als es die Umſtaͤnde leiden wollten.
Wenn ich ſo gluͤcklich war, ſie auf vierzehn Tage, oder ſo, bey mir zu bewirthen: ſo erließ ſie ſich ebenfalls ihre Regeln. Jn ihrem Rechnungs- buche habe ich, nach ihrem ewig zu bedaurenden Tode, dieß angezeichnet gefunden: ‒ ‒ „Von „dem und dem Tage bis an den und den „Tag ſind lauter Feyertage fuͤr mich geweſen, bey „meiner lieben Fraͤulein Howe.“ Wenn ſie zu- ruͤckgekommen war: ſchrieb ſie in dieß Buch: „An dem und dem Tage,“ welchen ſie dabey benannte, „iſt die Rechnung wieder angefangen.“ Und darauf fuhr ſie ordentlich fort, wie vorher.
Einmal in der Woche pflegte ſie allezeit mit ſich Rechnung zu halten. Wenn ſie alsdenn in den 144 Stunden, die in den ſechs Tagen enthal- ten waren, ihre Rechnung richtig gemacht hatte: ſo ſchrieb ſie es ſo an. Wo nicht: ſo ſchlug ſie die Schuld zu der Rechnung von der naͤchſtfol- genden Woche; etwa auf folgende Art z. Ex. Schuldnerinn in Anſehung des Artikels von den Liebesbeſuchen, fuͤr ſo und ſo viele Stun- den. Und ſo mit dem Uebrigen.
Es war aber allezeit ein hauptſaͤchliches Stuͤck ihrer Bemuͤhung, ſie mochte Beſuch geben oder annehmen, in allen Geſellſchaften ſich vollkommen geruhig, zufrieden, und munter zu bezeigen: als wenn ſie keine ſo genaue Rechnung hielte, und
als
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0828"n="822"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/>
den Onkeln ſo lange blieb, ihre gewoͤhnliche Ein-<lb/>
theilung der Zeit veraͤndert war. Jedoch hielte<lb/>ſie dieſelbe ſo genau, als es die Umſtaͤnde leiden<lb/>
wollten.</p><lb/><p>Wenn ich ſo gluͤcklich war, ſie auf vierzehn<lb/>
Tage, oder ſo, bey mir zu bewirthen: ſo erließ ſie<lb/>ſich ebenfalls ihre Regeln. Jn ihrem Rechnungs-<lb/>
buche habe ich, nach ihrem ewig zu bedaurenden<lb/>
Tode, dieß angezeichnet gefunden: ‒‒„<hirendition="#fr">Von<lb/>„dem und dem Tage</hi> bis <hirendition="#fr">an den und den<lb/>„Tag</hi>ſind lauter Feyertage fuͤr mich geweſen, bey<lb/>„meiner lieben Fraͤulein Howe.“ Wenn ſie zu-<lb/>
ruͤckgekommen war: ſchrieb ſie in dieß Buch:<lb/>„<hirendition="#fr">An dem und dem Tage,</hi>“ welchen ſie dabey<lb/>
benannte, „iſt die Rechnung wieder angefangen.“<lb/>
Und darauf fuhr ſie ordentlich fort, wie vorher.</p><lb/><p>Einmal in der Woche pflegte ſie allezeit mit<lb/>ſich Rechnung zu halten. Wenn ſie alsdenn in<lb/>
den 144 Stunden, die in den ſechs Tagen enthal-<lb/>
ten waren, ihre Rechnung richtig gemacht hatte:<lb/>ſo ſchrieb ſie es ſo an. Wo nicht: ſo ſchlug ſie<lb/>
die Schuld zu der Rechnung von der naͤchſtfol-<lb/>
genden Woche; etwa auf folgende Art z. Ex.<lb/><hirendition="#fr">Schuldnerinn in Anſehung des Artikels von<lb/>
den Liebesbeſuchen,</hi> fuͤr ſo und ſo viele Stun-<lb/>
den. Und ſo mit dem Uebrigen.</p><lb/><p>Es war aber allezeit ein hauptſaͤchliches Stuͤck<lb/>
ihrer Bemuͤhung, ſie mochte Beſuch geben oder<lb/>
annehmen, in allen Geſellſchaften ſich vollkommen<lb/>
geruhig, zufrieden, und munter zu bezeigen: als<lb/>
wenn ſie keine ſo genaue Rechnung hielte, und<lb/><fwplace="bottom"type="catch">als</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[822/0828]
den Onkeln ſo lange blieb, ihre gewoͤhnliche Ein-
theilung der Zeit veraͤndert war. Jedoch hielte
ſie dieſelbe ſo genau, als es die Umſtaͤnde leiden
wollten.
Wenn ich ſo gluͤcklich war, ſie auf vierzehn
Tage, oder ſo, bey mir zu bewirthen: ſo erließ ſie
ſich ebenfalls ihre Regeln. Jn ihrem Rechnungs-
buche habe ich, nach ihrem ewig zu bedaurenden
Tode, dieß angezeichnet gefunden: ‒ ‒ „Von
„dem und dem Tage bis an den und den
„Tag ſind lauter Feyertage fuͤr mich geweſen, bey
„meiner lieben Fraͤulein Howe.“ Wenn ſie zu-
ruͤckgekommen war: ſchrieb ſie in dieß Buch:
„An dem und dem Tage,“ welchen ſie dabey
benannte, „iſt die Rechnung wieder angefangen.“
Und darauf fuhr ſie ordentlich fort, wie vorher.
Einmal in der Woche pflegte ſie allezeit mit
ſich Rechnung zu halten. Wenn ſie alsdenn in
den 144 Stunden, die in den ſechs Tagen enthal-
ten waren, ihre Rechnung richtig gemacht hatte:
ſo ſchrieb ſie es ſo an. Wo nicht: ſo ſchlug ſie
die Schuld zu der Rechnung von der naͤchſtfol-
genden Woche; etwa auf folgende Art z. Ex.
Schuldnerinn in Anſehung des Artikels von
den Liebesbeſuchen, fuͤr ſo und ſo viele Stun-
den. Und ſo mit dem Uebrigen.
Es war aber allezeit ein hauptſaͤchliches Stuͤck
ihrer Bemuͤhung, ſie mochte Beſuch geben oder
annehmen, in allen Geſellſchaften ſich vollkommen
geruhig, zufrieden, und munter zu bezeigen: als
wenn ſie keine ſo genaue Rechnung hielte, und
als
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 822. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/828>, abgerufen am 25.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.