wie ich vermuthe, bey Jhrer Rückkehr nach Tos- cana am bequemsten seyn; und ich werde hoffen, Sie daselbst den ten December zu sehen.
Jch werde nur einen französischen und einen englischen Bedienten mit mir bringen. Andere Umstände können verabredet werden, wenn ich die Ehre habe, Sie zu sehen. Bis dahin bin ich, mein Herr,
Jhr gehorsamster Diener R. Lovelace.
Nun, Bruder, habe ich gar keine Furcht vor dem Ausgange dieser Zusammenkunft. Jch denke, ich mag sagen, daß er mich suche, nicht ich ihn: und so mag er die Folge mitnehmen.
Was mir unendlich näher am Herzen liegt, ist meine Undankbarkeit gegen das vortrefflichste Frauenzimmer - - Meine vorsetzliche Undank- barkeit! - - Da ich doch unterdessen im Stande bin, ihre vortreffliche Vorzüge zu unterscheiden und zu verehren, Trotz der schlechten Meynung, die ich seit meinen männlichen Jahren ganz frühe von dem andern Geschlechte eingesogen habe.
Allein diese Fräulein hat die Würde ihres Geschlechts behauptet, und sie nun bey mir höchst rühmlich erhöhet. Jedoch gewiß, wie ich wohl hundertmal gesagt und geschrieben habe, es kann kein solches Frauenzimmer mehr seyn.
Da aber mein Verlust in ihr der größte ist, den jemals ein Mann gelitten hat; und da sie mir näher gewesen, als irgend einer andern Per-
son
wie ich vermuthe, bey Jhrer Ruͤckkehr nach Toſ- cana am bequemſten ſeyn; und ich werde hoffen, Sie daſelbſt den ten December zu ſehen.
Jch werde nur einen franzoͤſiſchen und einen engliſchen Bedienten mit mir bringen. Andere Umſtaͤnde koͤnnen verabredet werden, wenn ich die Ehre habe, Sie zu ſehen. Bis dahin bin ich, mein Herr,
Jhr gehorſamſter Diener R. Lovelace.
Nun, Bruder, habe ich gar keine Furcht vor dem Ausgange dieſer Zuſammenkunft. Jch denke, ich mag ſagen, daß er mich ſuche, nicht ich ihn: und ſo mag er die Folge mitnehmen.
Was mir unendlich naͤher am Herzen liegt, iſt meine Undankbarkeit gegen das vortrefflichſte Frauenzimmer ‒ ‒ Meine vorſetzliche Undank- barkeit! ‒ ‒ Da ich doch unterdeſſen im Stande bin, ihre vortreffliche Vorzuͤge zu unterſcheiden und zu verehren, Trotz der ſchlechten Meynung, die ich ſeit meinen maͤnnlichen Jahren ganz fruͤhe von dem andern Geſchlechte eingeſogen habe.
Allein dieſe Fraͤulein hat die Wuͤrde ihres Geſchlechts behauptet, und ſie nun bey mir hoͤchſt ruͤhmlich erhoͤhet. Jedoch gewiß, wie ich wohl hundertmal geſagt und geſchrieben habe, es kann kein ſolches Frauenzimmer mehr ſeyn.
Da aber mein Verluſt in ihr der groͤßte iſt, den jemals ein Mann gelitten hat; und da ſie mir naͤher geweſen, als irgend einer andern Per-
ſon
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wie ich vermuthe, bey Jhrer Ruͤckkehr nach Toſ-
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Jch werde nur einen franzoͤſiſchen und einen
engliſchen Bedienten mit mir bringen. Andere
Umſtaͤnde koͤnnen verabredet werden, wenn ich die
Ehre habe, Sie zu ſehen. Bis dahin bin ich,
mein Herr,
Jhr gehorſamſter Diener
R. Lovelace.
Nun, Bruder, habe ich gar keine Furcht vor
dem Ausgange dieſer Zuſammenkunft. Jch
denke, ich mag ſagen, daß er mich ſuche, nicht ich
ihn: und ſo mag er die Folge mitnehmen.
Was mir unendlich naͤher am Herzen liegt,
iſt meine Undankbarkeit gegen das vortrefflichſte
Frauenzimmer ‒ ‒ Meine vorſetzliche Undank-
barkeit! ‒ ‒ Da ich doch unterdeſſen im Stande
bin, ihre vortreffliche Vorzuͤge zu unterſcheiden
und zu verehren, Trotz der ſchlechten Meynung,
die ich ſeit meinen maͤnnlichen Jahren ganz fruͤhe
von dem andern Geſchlechte eingeſogen habe.
Allein dieſe Fraͤulein hat die Wuͤrde ihres
Geſchlechts behauptet, und ſie nun bey mir hoͤchſt
ruͤhmlich erhoͤhet. Jedoch gewiß, wie ich wohl
hundertmal geſagt und geſchrieben habe, es kann
kein ſolches Frauenzimmer mehr ſeyn.
Da aber mein Verluſt in ihr der groͤßte iſt,
den jemals ein Mann gelitten hat; und da ſie
mir naͤher geweſen, als irgend einer andern Per-
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 854. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/860>, abgerufen am 22.11.2024.
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