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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751.

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September an; welche Zeit über er sich vor aller
Gesellschaft verschließet. Kurz er wird für das
elendeste Wesen unter allen
gehalten und be-
legt sich oft selbst mit diesem Namen.

Arabellens Vermögen ward einem Manne
von Stande eine Versuchung, wodurch er sich
verleiten ließ, um sie anzuhalten: sein Rang ihr
eine Reizung, sich ihm gefällig zu bezeigen. Brü-
der und Schwestern sind gemeiniglich, wenn sie
nicht Freunde sind, die heftigsten Feinde. Er
glaubte, es wäre in den Ehestiftungen zu viel für
sie geschehen: sie dachte, nicht genug. Und seit
einigen Jahren sind sie einander so herzlich feind
gewesen, daß, wo ja ein Theil von beyden eine
Freude empfunden, es darinn bestanden, daß er
von einem neuen Unglücksfalle oder Misvergnü-
gen, das dem andern zugestossen, gehöret. Noch
ehe es zu einem offenbaren Bruch zwischen ihnen
kam, bürdeten sie sich einander, um sich selbst zu
entladen, zu einer neuen Unruhe für die gan-
ze Familie,
die meiste Schuld an ihrem unver-
söhnlichen Verfahren und ihrer filzigen Grausam-
keit gegen ihre bewundernswürdige Schwester
auf. - - Es wäre zu wünschen, daß die Gerüch-
te von dem freyen Leben ihres Gemahls; einem
Fehler, den sie mit Recht an dem Herrn Lovela-
ce für hassenswürdig hielte, ob er gleich nicht zu
einer unüberwindlichen Einwendung gegen seine
Anwerbung bey ihr hinlänglich gewesen seyn wür-
de; und von seiner öffentlichen Geringschätzung
und Verachtung gegen sie, ja so gar bisweilen

per-



September an; welche Zeit uͤber er ſich vor aller
Geſellſchaft verſchließet. Kurz er wird fuͤr das
elendeſte Weſen unter allen
gehalten und be-
legt ſich oft ſelbſt mit dieſem Namen.

Arabellens Vermoͤgen ward einem Manne
von Stande eine Verſuchung, wodurch er ſich
verleiten ließ, um ſie anzuhalten: ſein Rang ihr
eine Reizung, ſich ihm gefaͤllig zu bezeigen. Bruͤ-
der und Schweſtern ſind gemeiniglich, wenn ſie
nicht Freunde ſind, die heftigſten Feinde. Er
glaubte, es waͤre in den Eheſtiftungen zu viel fuͤr
ſie geſchehen: ſie dachte, nicht genug. Und ſeit
einigen Jahren ſind ſie einander ſo herzlich feind
geweſen, daß, wo ja ein Theil von beyden eine
Freude empfunden, es darinn beſtanden, daß er
von einem neuen Ungluͤcksfalle oder Misvergnuͤ-
gen, das dem andern zugeſtoſſen, gehoͤret. Noch
ehe es zu einem offenbaren Bruch zwiſchen ihnen
kam, buͤrdeten ſie ſich einander, um ſich ſelbſt zu
entladen, zu einer neuen Unruhe fuͤr die gan-
ze Familie,
die meiſte Schuld an ihrem unver-
ſoͤhnlichen Verfahren und ihrer filzigen Grauſam-
keit gegen ihre bewundernswuͤrdige Schweſter
auf. ‒ ‒ Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die Geruͤch-
te von dem freyen Leben ihres Gemahls; einem
Fehler, den ſie mit Recht an dem Herrn Lovela-
ce fuͤr haſſenswuͤrdig hielte, ob er gleich nicht zu
einer unuͤberwindlichen Einwendung gegen ſeine
Anwerbung bey ihr hinlaͤnglich geweſen ſeyn wuͤr-
de; und von ſeiner oͤffentlichen Geringſchaͤtzung
und Verachtung gegen ſie, ja ſo gar bisweilen

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[880/0886] September an; welche Zeit uͤber er ſich vor aller Geſellſchaft verſchließet. Kurz er wird fuͤr das elendeſte Weſen unter allen gehalten und be- legt ſich oft ſelbſt mit dieſem Namen. Arabellens Vermoͤgen ward einem Manne von Stande eine Verſuchung, wodurch er ſich verleiten ließ, um ſie anzuhalten: ſein Rang ihr eine Reizung, ſich ihm gefaͤllig zu bezeigen. Bruͤ- der und Schweſtern ſind gemeiniglich, wenn ſie nicht Freunde ſind, die heftigſten Feinde. Er glaubte, es waͤre in den Eheſtiftungen zu viel fuͤr ſie geſchehen: ſie dachte, nicht genug. Und ſeit einigen Jahren ſind ſie einander ſo herzlich feind geweſen, daß, wo ja ein Theil von beyden eine Freude empfunden, es darinn beſtanden, daß er von einem neuen Ungluͤcksfalle oder Misvergnuͤ- gen, das dem andern zugeſtoſſen, gehoͤret. Noch ehe es zu einem offenbaren Bruch zwiſchen ihnen kam, buͤrdeten ſie ſich einander, um ſich ſelbſt zu entladen, zu einer neuen Unruhe fuͤr die gan- ze Familie, die meiſte Schuld an ihrem unver- ſoͤhnlichen Verfahren und ihrer filzigen Grauſam- keit gegen ihre bewundernswuͤrdige Schweſter auf. ‒ ‒ Es waͤre zu wuͤnſchen, daß die Geruͤch- te von dem freyen Leben ihres Gemahls; einem Fehler, den ſie mit Recht an dem Herrn Lovela- ce fuͤr haſſenswuͤrdig hielte, ob er gleich nicht zu einer unuͤberwindlichen Einwendung gegen ſeine Anwerbung bey ihr hinlaͤnglich geweſen ſeyn wuͤr- de; und von ſeiner oͤffentlichen Geringſchaͤtzung und Verachtung gegen ſie, ja ſo gar bisweilen per-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 880. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/886>, abgerufen am 22.11.2024.