ches er an seinen neuen Entschließungen hatte, so groß, und seinen Abscheu gegen seine vorige Lebens- art so aufrichtig befand, daß er vor einer Abwei- chung von seinem guten Wege desto weniger be- sorgt war.
Jn dieser guten Meynung von sich, da er auch einige Winke des Herrn Lovelacens, die ihm Hoffnung machten, behalten hatte, und so glück- lich gewesen war, daß er Gelegenheit gehabt, dem Lord M. und der ganzen edlen Familie durch ei- nige ihnen angenehme Dienste, wozu die Ansu- chung von seinem unglücklichen Freunde unter an- dern Papieren mit dem todten Körper durch De la Tour überbracht war, gefällig zu werden, bat er sich dieses Herrn Erlaubniß aus, um die Fräu- lein Charlotte Montague, die Aelteste von sei- ner Gnaden beyden Enkelinnen, zu werben. Und weil er zu gleicher Zeit solche Vorschläge zu den Ehestiftungen that, daß nichts dawider einzuwen- den war: so ließen sich ihre Gnaden gefallen, seine vielvermögende Fürsprache für ihn zu ge- brauchen. Da nun seine würdige Neffe keine Verbindung mit irgend einem andern hatte: so war sie so gütig und beehrte Herrn Belford mit ihrer Hand. Dadurch machte sie ihn so vollkom- men glücklich, als ein Mensch seyn kann, der sich große Laster vorzuwerfen hat, die, in einem Ver- lauf von Jahren, bey einigen durch den Tod der beleidigten Theile, bey andern dadurch, daß sie sich nicht wieder auf bessere Wege bringen lassen, unmöglich gut zu machen geworden sind.
Glück-
ches er an ſeinen neuen Entſchließungen hatte, ſo groß, und ſeinen Abſcheu gegen ſeine vorige Lebens- art ſo aufrichtig befand, daß er vor einer Abwei- chung von ſeinem guten Wege deſto weniger be- ſorgt war.
Jn dieſer guten Meynung von ſich, da er auch einige Winke des Herrn Lovelacens, die ihm Hoffnung machten, behalten hatte, und ſo gluͤck- lich geweſen war, daß er Gelegenheit gehabt, dem Lord M. und der ganzen edlen Familie durch ei- nige ihnen angenehme Dienſte, wozu die Anſu- chung von ſeinem ungluͤcklichen Freunde unter an- dern Papieren mit dem todten Koͤrper durch De la Tour uͤberbracht war, gefaͤllig zu werden, bat er ſich dieſes Herrn Erlaubniß aus, um die Fraͤu- lein Charlotte Montague, die Aelteſte von ſei- ner Gnaden beyden Enkelinnen, zu werben. Und weil er zu gleicher Zeit ſolche Vorſchlaͤge zu den Eheſtiftungen that, daß nichts dawider einzuwen- den war: ſo ließen ſich ihre Gnaden gefallen, ſeine vielvermoͤgende Fuͤrſprache fuͤr ihn zu ge- brauchen. Da nun ſeine wuͤrdige Neffe keine Verbindung mit irgend einem andern hatte: ſo war ſie ſo guͤtig und beehrte Herrn Belford mit ihrer Hand. Dadurch machte ſie ihn ſo vollkom- men gluͤcklich, als ein Menſch ſeyn kann, der ſich große Laſter vorzuwerfen hat, die, in einem Ver- lauf von Jahren, bey einigen durch den Tod der beleidigten Theile, bey andern dadurch, daß ſie ſich nicht wieder auf beſſere Wege bringen laſſen, unmoͤglich gut zu machen geworden ſind.
Gluͤck-
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ches er an ſeinen neuen Entſchließungen hatte, ſo
groß, und ſeinen Abſcheu gegen ſeine vorige Lebens-
art ſo aufrichtig befand, daß er vor einer Abwei-
chung von ſeinem guten Wege deſto weniger be-
ſorgt war.
Jn dieſer guten Meynung von ſich, da er
auch einige Winke des Herrn Lovelacens, die ihm
Hoffnung machten, behalten hatte, und ſo gluͤck-
lich geweſen war, daß er Gelegenheit gehabt, dem
Lord M. und der ganzen edlen Familie durch ei-
nige ihnen angenehme Dienſte, wozu die Anſu-
chung von ſeinem ungluͤcklichen Freunde unter an-
dern Papieren mit dem todten Koͤrper durch De
la Tour uͤberbracht war, gefaͤllig zu werden, bat
er ſich dieſes Herrn Erlaubniß aus, um die Fraͤu-
lein Charlotte Montague, die Aelteſte von ſei-
ner Gnaden beyden Enkelinnen, zu werben. Und
weil er zu gleicher Zeit ſolche Vorſchlaͤge zu den
Eheſtiftungen that, daß nichts dawider einzuwen-
den war: ſo ließen ſich ihre Gnaden gefallen,
ſeine vielvermoͤgende Fuͤrſprache fuͤr ihn zu ge-
brauchen. Da nun ſeine wuͤrdige Neffe keine
Verbindung mit irgend einem andern hatte: ſo
war ſie ſo guͤtig und beehrte Herrn Belford mit
ihrer Hand. Dadurch machte ſie ihn ſo vollkom-
men gluͤcklich, als ein Menſch ſeyn kann, der ſich
große Laſter vorzuwerfen hat, die, in einem Ver-
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ſich nicht wieder auf beſſere Wege bringen laſſen,
unmoͤglich gut zu machen geworden ſind.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 890. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/896>, abgerufen am 22.11.2024.
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