Glücklich ist der Mensch, der bey gesunden und guten Tagen die Fehler in seinem Wandel siehet und bessert! - - Allein wie viel glücklicher ist derjenige, der keine große und vorsetzliche Feh- ler zu bereuen hat. - - Wie rein und lauter muß die Freude eines solchen Menschen an ihn kommen!
Der Lord M. vermehrte gütigst bey seinen Lebezeiten, wie auch die beyden Ladies, seine Schwe- stern, thaten, das Vermögen ihrer würdigen Neffe. Und da Herr Belford mit einem Sohn von ihr gesegnet ist: so gefiel es seiner Gnaden bey seinem Tode, der just drey Jahre nach dem frühzeitigen Ende seines unglücklichen Enkels er- folgte, diesem Sohn und seinen Abkömmlingen, und wenn er unverheyrathet sterben sollte, einem andern Kinde von seiner Neffe sein Gut in Hert- fordshire, das dem Herrn Lovelacen zugedacht war, zu vermachen. Dieß Gut verbesserte er so, daß es die eine Hälfte von seinen liegenden Gründen ausmachte: und verließ eben dieser Frauen auch eine Hälfte von seinem Capital.
Die Fräulein Martha Montague, ein fei- nes junges Frauenzimmer, der ihr edler Onkel bey seinem Tode die andere Hälfte von seinen lie- genden Gründen und von seinem Capital, sein Gut in Berkshire mit eingeschlossen, vermachte, lebet itzo bey ihrer vortrefflichen Schwester, der Fr. Belfordinn, zu der sie sich bey dem Tode des Lords M. begeben hat: allein, nach aller Wahr- scheinlichkeit, wird sie bald die Gemahlinn eines
würdi-
Gluͤcklich iſt der Menſch, der bey geſunden und guten Tagen die Fehler in ſeinem Wandel ſiehet und beſſert! ‒ ‒ Allein wie viel gluͤcklicher iſt derjenige, der keine große und vorſetzliche Feh- ler zu bereuen hat. ‒ ‒ Wie rein und lauter muß die Freude eines ſolchen Menſchen an ihn kommen!
Der Lord M. vermehrte guͤtigſt bey ſeinen Lebezeiten, wie auch die beyden Ladies, ſeine Schwe- ſtern, thaten, das Vermoͤgen ihrer wuͤrdigen Neffe. Und da Herr Belford mit einem Sohn von ihr geſegnet iſt: ſo gefiel es ſeiner Gnaden bey ſeinem Tode, der juſt drey Jahre nach dem fruͤhzeitigen Ende ſeines ungluͤcklichen Enkels er- folgte, dieſem Sohn und ſeinen Abkoͤmmlingen, und wenn er unverheyrathet ſterben ſollte, einem andern Kinde von ſeiner Neffe ſein Gut in Hert- fordshire, das dem Herrn Lovelacen zugedacht war, zu vermachen. Dieß Gut verbeſſerte er ſo, daß es die eine Haͤlfte von ſeinen liegenden Gruͤnden ausmachte: und verließ eben dieſer Frauen auch eine Haͤlfte von ſeinem Capital.
Die Fraͤulein Martha Montague, ein fei- nes junges Frauenzimmer, der ihr edler Onkel bey ſeinem Tode die andere Haͤlfte von ſeinen lie- genden Gruͤnden und von ſeinem Capital, ſein Gut in Berkshire mit eingeſchloſſen, vermachte, lebet itzo bey ihrer vortrefflichen Schweſter, der Fr. Belfordinn, zu der ſie ſich bey dem Tode des Lords M. begeben hat: allein, nach aller Wahr- ſcheinlichkeit, wird ſie bald die Gemahlinn eines
wuͤrdi-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0897"n="891"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><p>Gluͤcklich iſt der Menſch, der bey geſunden<lb/>
und guten Tagen die Fehler in ſeinem Wandel<lb/>ſiehet und beſſert! ‒‒ Allein wie viel gluͤcklicher<lb/>
iſt derjenige, der keine große und vorſetzliche Feh-<lb/>
ler zu bereuen hat. ‒‒ Wie rein und lauter<lb/>
muß die Freude eines ſolchen Menſchen an ihn<lb/>
kommen!</p><lb/><p>Der Lord M. vermehrte guͤtigſt bey ſeinen<lb/>
Lebezeiten, wie auch die beyden Ladies, ſeine Schwe-<lb/>ſtern, thaten, das Vermoͤgen ihrer wuͤrdigen<lb/>
Neffe. Und da Herr Belford mit einem Sohn<lb/>
von ihr geſegnet iſt: ſo gefiel es ſeiner Gnaden<lb/>
bey ſeinem Tode, der juſt drey Jahre nach dem<lb/>
fruͤhzeitigen Ende ſeines ungluͤcklichen Enkels er-<lb/>
folgte, dieſem Sohn und ſeinen Abkoͤmmlingen,<lb/>
und wenn er unverheyrathet ſterben ſollte, einem<lb/>
andern Kinde von ſeiner Neffe ſein Gut in Hert-<lb/>
fordshire, das dem Herrn Lovelacen zugedacht<lb/>
war, zu vermachen. Dieß Gut verbeſſerte er<lb/>ſo, daß es die eine Haͤlfte von ſeinen liegenden<lb/>
Gruͤnden ausmachte: und verließ eben dieſer<lb/>
Frauen auch eine Haͤlfte von ſeinem Capital.</p><lb/><p>Die Fraͤulein <hirendition="#fr">Martha Montague,</hi> ein fei-<lb/>
nes junges Frauenzimmer, der ihr edler Onkel<lb/>
bey ſeinem Tode die andere Haͤlfte von ſeinen lie-<lb/>
genden Gruͤnden und von ſeinem Capital, ſein<lb/>
Gut in Berkshire mit eingeſchloſſen, vermachte,<lb/>
lebet itzo bey ihrer vortrefflichen Schweſter, der<lb/>
Fr. Belfordinn, zu der ſie ſich bey dem Tode des<lb/>
Lords M. begeben hat: allein, nach aller Wahr-<lb/>ſcheinlichkeit, wird ſie bald die Gemahlinn eines<lb/><fwplace="bottom"type="catch">wuͤrdi-</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[891/0897]
Gluͤcklich iſt der Menſch, der bey geſunden
und guten Tagen die Fehler in ſeinem Wandel
ſiehet und beſſert! ‒ ‒ Allein wie viel gluͤcklicher
iſt derjenige, der keine große und vorſetzliche Feh-
ler zu bereuen hat. ‒ ‒ Wie rein und lauter
muß die Freude eines ſolchen Menſchen an ihn
kommen!
Der Lord M. vermehrte guͤtigſt bey ſeinen
Lebezeiten, wie auch die beyden Ladies, ſeine Schwe-
ſtern, thaten, das Vermoͤgen ihrer wuͤrdigen
Neffe. Und da Herr Belford mit einem Sohn
von ihr geſegnet iſt: ſo gefiel es ſeiner Gnaden
bey ſeinem Tode, der juſt drey Jahre nach dem
fruͤhzeitigen Ende ſeines ungluͤcklichen Enkels er-
folgte, dieſem Sohn und ſeinen Abkoͤmmlingen,
und wenn er unverheyrathet ſterben ſollte, einem
andern Kinde von ſeiner Neffe ſein Gut in Hert-
fordshire, das dem Herrn Lovelacen zugedacht
war, zu vermachen. Dieß Gut verbeſſerte er
ſo, daß es die eine Haͤlfte von ſeinen liegenden
Gruͤnden ausmachte: und verließ eben dieſer
Frauen auch eine Haͤlfte von ſeinem Capital.
Die Fraͤulein Martha Montague, ein fei-
nes junges Frauenzimmer, der ihr edler Onkel
bey ſeinem Tode die andere Haͤlfte von ſeinen lie-
genden Gruͤnden und von ſeinem Capital, ſein
Gut in Berkshire mit eingeſchloſſen, vermachte,
lebet itzo bey ihrer vortrefflichen Schweſter, der
Fr. Belfordinn, zu der ſie ſich bey dem Tode des
Lords M. begeben hat: allein, nach aller Wahr-
ſcheinlichkeit, wird ſie bald die Gemahlinn eines
wuͤrdi-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 891. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/897>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.