der Clarissa nicht vielmehr beneiden, als bedau- ren: da ihre Gottseligkeit von ihrer ersten Kind- heit an, ihre weit und breit geübten Werke der christlichen Liebe, ihre standhaftige Tugend, ihre christliche Demuth, ihr versöhnliches Gemüth, ihre Leutseligkeit, ihre Ergebung in den göttlichen Willen, nur durch den Himmel allein belohnet werden konnten (*)?
Wider die Weitläuftigkeit des Werks sind von einigen auch Einwürfe gemacht worden, die nur die vier ersten Theile gesehen hatten, und es vielleicht für eine bloße Erzählung oder einen Roman hielten: und gleichwohl fehlt es bey Büchern dieser Art selbst nicht an Werken von gleicher Weitläuftigkeit.
Sie sind der Meynung gewesen, daß die Er- zählung zu langsam fortginge: sonderlich in dem ersten und andern Theil, welche vornehmlich mit den Uneinigkeiten zwischen der Clarissa und den verschiedenen Personen von ihrer Familie ange- füllt sind.
Allein
(*) Es kann vielleicht nicht undienlich seyn, den Leser zu erinnern, daß die Haushaltungen der Vorsehung in ihren Unglücksfällen, so frühe in dem Werke, als im II. Th. S. 400. 401. 402. 403. von ihr selbst ge- rechtfertigt worden. So beschließt sie daselbst ihre Betrachtungen: "Jch werde doch nicht ewig leben "- - und ich wünsche nur, daß mein Abtritt von "der traurigen Schaubühne dieses Lebens glücklich "seyn möge." Sie ward ihres Wunsches gewähret. Er war glücklich.
der Clariſſa nicht vielmehr beneiden, als bedau- ren: da ihre Gottſeligkeit von ihrer erſten Kind- heit an, ihre weit und breit geuͤbten Werke der chriſtlichen Liebe, ihre ſtandhaftige Tugend, ihre chriſtliche Demuth, ihr verſoͤhnliches Gemuͤth, ihre Leutſeligkeit, ihre Ergebung in den goͤttlichen Willen, nur durch den Himmel allein belohnet werden konnten (*)?
Wider die Weitlaͤuftigkeit des Werks ſind von einigen auch Einwuͤrfe gemacht worden, die nur die vier erſten Theile geſehen hatten, und es vielleicht fuͤr eine bloße Erzaͤhlung oder einen Roman hielten: und gleichwohl fehlt es bey Buͤchern dieſer Art ſelbſt nicht an Werken von gleicher Weitlaͤuftigkeit.
Sie ſind der Meynung geweſen, daß die Er- zaͤhlung zu langſam fortginge: ſonderlich in dem erſten und andern Theil, welche vornehmlich mit den Uneinigkeiten zwiſchen der Clariſſa und den verſchiedenen Perſonen von ihrer Familie ange- fuͤllt ſind.
Allein
(*) Es kann vielleicht nicht undienlich ſeyn, den Leſer zu erinnern, daß die Haushaltungen der Vorſehung in ihren Ungluͤcksfaͤllen, ſo fruͤhe in dem Werke, als im II. Th. S. 400. 401. 402. 403. von ihr ſelbſt ge- rechtfertigt worden. So beſchließt ſie daſelbſt ihre Betrachtungen: „Jch werde doch nicht ewig leben „‒ ‒ und ich wuͤnſche nur, daß mein Abtritt von „der traurigen Schaubuͤhne dieſes Lebens gluͤcklich „ſeyn moͤge.“ Sie ward ihres Wunſches gewaͤhret. Er war gluͤcklich.
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der Clariſſa nicht vielmehr beneiden, als bedau-
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heit an, ihre weit und breit geuͤbten Werke der
chriſtlichen Liebe, ihre ſtandhaftige Tugend, ihre
chriſtliche Demuth, ihr verſoͤhnliches Gemuͤth,
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Willen, nur durch den Himmel allein belohnet
werden konnten (*)?
Wider die Weitlaͤuftigkeit des Werks ſind
von einigen auch Einwuͤrfe gemacht worden, die
nur die vier erſten Theile geſehen hatten, und es
vielleicht fuͤr eine bloße Erzaͤhlung oder einen
Roman hielten: und gleichwohl fehlt es bey
Buͤchern dieſer Art ſelbſt nicht an Werken von
gleicher Weitlaͤuftigkeit.
Sie ſind der Meynung geweſen, daß die Er-
zaͤhlung zu langſam fortginge: ſonderlich in dem
erſten und andern Theil, welche vornehmlich mit
den Uneinigkeiten zwiſchen der Clariſſa und den
verſchiedenen Perſonen von ihrer Familie ange-
fuͤllt ſind.
Allein
(*) Es kann vielleicht nicht undienlich ſeyn, den Leſer
zu erinnern, daß die Haushaltungen der Vorſehung
in ihren Ungluͤcksfaͤllen, ſo fruͤhe in dem Werke, als
im II. Th. S. 400. 401. 402. 403. von ihr ſelbſt ge-
rechtfertigt worden. So beſchließt ſie daſelbſt ihre
Betrachtungen: „Jch werde doch nicht ewig leben
„‒ ‒ und ich wuͤnſche nur, daß mein Abtritt von
„der traurigen Schaubuͤhne dieſes Lebens gluͤcklich
„ſeyn moͤge.“ Sie ward ihres Wunſches gewaͤhret.
Er war gluͤcklich.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 7. Göttingen, 1751, S. 906. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa07_1751/912>, abgerufen am 21.11.2024.
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