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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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Eure und meine Bemühungen, die wir ü-
bernommen haben, da wir so um den Brei
herum gegangen sind, um alles, selbst gegen
Willen der hartnäckigsten, ins Feine zu brin-
gen, haben den Endzweck nicht erreichet, den
wir beide hofften, wie wir sehen, sondern ha-
ben vielmehr die unglücklichen Zwistigkeiten zwi-
schen unsern Familien nur vermehret. Allein
das ist weder eure noch meine Schuld. Das
haben wir dem pechschwarzen Blute eures gif-
tigen jungen Herrn zu danken, welches ihm,
wie er sagt, zu Kopfe steigt, daß unsre
rechtschafnen Allsichten bisher fruchtlos abge-
laufen sind.

Doch wir müssen auf demselben Wege fort-
gehen. Wir werden sie endlich ermüden, und
sie werden uns Bedingungen vorschlagen: Und
wenn sie das thun, so sollen sie sehen, wie bil-
lig weine Borschläge sind, so wenig sie es auch
von mir verdienen.

Fahre also fort, Joseph, ehrlicher Jo-
seph,
fahre fort. So unschicklich dir auch
die Mittel vorkommen, so werden wir doch zu-
letzt unsern Endzweck erreichen.

Wir können jetzo weiter nichts dazu thun,
als daß wir unser Werk auf dem Wege durch-
setzen, den wir betreten haben. Denn da mei-
ne Geliebte, wie ich euch in meinem letzten
Briefe sagte, euch nicht trauet, so wird sie euch
fortiagen, wenn sie nicht die meinige wird.
Wird sie es aber, so kann und will ich euch

beschü-


Eure und meine Bemuͤhungen, die wir uͤ-
bernommen haben, da wir ſo um den Brei
herum gegangen ſind, um alles, ſelbſt gegen
Willen der hartnaͤckigſten, ins Feine zu brin-
gen, haben den Endzweck nicht erreichet, den
wir beide hofften, wie wir ſehen, ſondern ha-
ben vielmehr die ungluͤcklichen Zwiſtigkeiten zwi-
ſchen unſern Familien nur vermehret. Allein
das iſt weder eure noch meine Schuld. Das
haben wir dem pechſchwarzen Blute eures gif-
tigen jungen Herrn zu danken, welches ihm,
wie er ſagt, zu Kopfe ſteigt, daß unſre
rechtſchafnen Allſichten bisher fruchtlos abge-
laufen ſind.

Doch wir muͤſſen auf demſelben Wege fort-
gehen. Wir werden ſie endlich ermuͤden, und
ſie werden uns Bedingungen vorſchlagen: Und
wenn ſie das thun, ſo ſollen ſie ſehen, wie bil-
lig weine Borſchlaͤge ſind, ſo wenig ſie es auch
von mir verdienen.

Fahre alſo fort, Joſeph, ehrlicher Jo-
ſeph,
fahre fort. So unſchicklich dir auch
die Mittel vorkommen, ſo werden wir doch zu-
letzt unſern Endzweck erreichen.

Wir koͤnnen jetzo weiter nichts dazu thun,
als daß wir unſer Werk auf dem Wege durch-
ſetzen, den wir betreten haben. Denn da mei-
ne Geliebte, wie ich euch in meinem letzten
Briefe ſagte, euch nicht trauet, ſo wird ſie euch
fortiagen, wenn ſie nicht die meinige wird.
Wird ſie es aber, ſo kann und will ich euch

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[93/0101] Eure und meine Bemuͤhungen, die wir uͤ- bernommen haben, da wir ſo um den Brei herum gegangen ſind, um alles, ſelbſt gegen Willen der hartnaͤckigſten, ins Feine zu brin- gen, haben den Endzweck nicht erreichet, den wir beide hofften, wie wir ſehen, ſondern ha- ben vielmehr die ungluͤcklichen Zwiſtigkeiten zwi- ſchen unſern Familien nur vermehret. Allein das iſt weder eure noch meine Schuld. Das haben wir dem pechſchwarzen Blute eures gif- tigen jungen Herrn zu danken, welches ihm, wie er ſagt, zu Kopfe ſteigt, daß unſre rechtſchafnen Allſichten bisher fruchtlos abge- laufen ſind. Doch wir muͤſſen auf demſelben Wege fort- gehen. Wir werden ſie endlich ermuͤden, und ſie werden uns Bedingungen vorſchlagen: Und wenn ſie das thun, ſo ſollen ſie ſehen, wie bil- lig weine Borſchlaͤge ſind, ſo wenig ſie es auch von mir verdienen. Fahre alſo fort, Joſeph, ehrlicher Jo- ſeph, fahre fort. So unſchicklich dir auch die Mittel vorkommen, ſo werden wir doch zu- letzt unſern Endzweck erreichen. Wir koͤnnen jetzo weiter nichts dazu thun, als daß wir unſer Werk auf dem Wege durch- ſetzen, den wir betreten haben. Denn da mei- ne Geliebte, wie ich euch in meinem letzten Briefe ſagte, euch nicht trauet, ſo wird ſie euch fortiagen, wenn ſie nicht die meinige wird. Wird ſie es aber, ſo kann und will ich euch beſchuͤ-

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/101>, abgerufen am 23.11.2024.