Entwurf zu Stande, und lassen Sie mich ei- nem so abscheulichen Kerl entfliehen!
Doch erst von meinen Freunden nach ihm hin entlaufen zu seyn, wie die Welt glaubet! und nun von ihm wieder wegzulaufen! - - Zu wen? das weiß ich nicht! - - Wie hart ist das für eine Person, die allezeit gestrebet hat, verwirrte We- ge zu vermeiden! Doch er muß gewiß, daß er so mit mir zankte, Absichten gehabt haben, die er nicht gestehen darf! Wiewol, was können es für Absichten seyn? - - Jch erschrecke, wenn ich daran denke!
Lassen Sie mich nur von ihm kommen! - - Mein guter Name leidet freilich, wenn ich ihn verlasse! - - Doch der hat für mich schon zu viel gelitten. Jch kann nun um nichts mehr bekümmert seyn, als wie ich so handeln will, daß mir mein eigen Herz keine Vorwürfe macht. Das Urtheil der Welt muß ich freilich ertragen. Ein unglücklicher Vergleich indessen! Wie ha- be ich an meinen Gütern Schifbruch gelitten, daß ich genöthiget worden, so viele Kostbarkei- ten über Bord zu werfen, um das einzige Kostbare zu erhalten! Wie würde es ehedem mein Herz gebrochen haben, wenn ich nur einmal im geringsten einen Zufall gefürchtet hätte, wo- bei ich einen solchen Vergleich eingehen müßte!
Jhnen, mein Kind, konnten meine geheimen Vergehungen nicht verborgen seyn, ob Sie mir gleich nichts davon sagen wollten. Wie stolz ward ich nicht über meinen allgemeinen Beifall!
Welch
Entwurf zu Stande, und laſſen Sie mich ei- nem ſo abſcheulichen Kerl entfliehen!
Doch erſt von meinen Freunden nach ihm hin entlaufen zu ſeyn, wie die Welt glaubet! und nun von ihm wieder wegzulaufen! ‒ ‒ Zu wen? das weiß ich nicht! ‒ ‒ Wie hart iſt das fuͤr eine Perſon, die allezeit geſtrebet hat, verwirrte We- ge zu vermeiden! Doch er muß gewiß, daß er ſo mit mir zankte, Abſichten gehabt haben, die er nicht geſtehen darf! Wiewol, was koͤnnen es fuͤr Abſichten ſeyn? ‒ ‒ Jch erſchrecke, wenn ich daran denke!
Laſſen Sie mich nur von ihm kommen! ‒ ‒ Mein guter Name leidet freilich, wenn ich ihn verlaſſe! ‒ ‒ Doch der hat fuͤr mich ſchon zu viel gelitten. Jch kann nun um nichts mehr bekuͤmmert ſeyn, als wie ich ſo handeln will, daß mir mein eigen Herz keine Vorwuͤrfe macht. Das Urtheil der Welt muß ich freilich ertragen. Ein ungluͤcklicher Vergleich indeſſen! Wie ha- be ich an meinen Guͤtern Schifbruch gelitten, daß ich genoͤthiget worden, ſo viele Koſtbarkei- ten uͤber Bord zu werfen, um das einzige Koſtbare zu erhalten! Wie wuͤrde es ehedem mein Herz gebrochen haben, wenn ich nur einmal im geringſten einen Zufall gefuͤrchtet haͤtte, wo- bei ich einen ſolchen Vergleich eingehen muͤßte!
Jhnen, mein Kind, konnten meine geheimen Vergehungen nicht verborgen ſeyn, ob Sie mir gleich nichts davon ſagen wollten. Wie ſtolz ward ich nicht uͤber meinen allgemeinen Beifall!
Welch
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Entwurf zu Stande, und laſſen Sie mich ei-
nem ſo abſcheulichen Kerl entfliehen!
Doch erſt von meinen Freunden nach ihm
hin entlaufen zu ſeyn, wie die Welt glaubet! und
nun von ihm wieder wegzulaufen! ‒ ‒ Zu wen?
das weiß ich nicht! ‒ ‒ Wie hart iſt das fuͤr eine
Perſon, die allezeit geſtrebet hat, verwirrte We-
ge zu vermeiden! Doch er muß gewiß, daß er
ſo mit mir zankte, Abſichten gehabt haben, die
er nicht geſtehen darf! Wiewol, was koͤnnen
es fuͤr Abſichten ſeyn? ‒ ‒ Jch erſchrecke, wenn
ich daran denke!
Laſſen Sie mich nur von ihm kommen! ‒ ‒
Mein guter Name leidet freilich, wenn ich ihn
verlaſſe! ‒ ‒ Doch der hat fuͤr mich ſchon zu
viel gelitten. Jch kann nun um nichts mehr
bekuͤmmert ſeyn, als wie ich ſo handeln will,
daß mir mein eigen Herz keine Vorwuͤrfe macht.
Das Urtheil der Welt muß ich freilich ertragen.
Ein ungluͤcklicher Vergleich indeſſen! Wie ha-
be ich an meinen Guͤtern Schifbruch gelitten,
daß ich genoͤthiget worden, ſo viele Koſtbarkei-
ten uͤber Bord zu werfen, um das einzige
Koſtbare zu erhalten! Wie wuͤrde es ehedem
mein Herz gebrochen haben, wenn ich nur einmal
im geringſten einen Zufall gefuͤrchtet haͤtte, wo-
bei ich einen ſolchen Vergleich eingehen muͤßte!
Jhnen, mein Kind, konnten meine geheimen
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/170>, abgerufen am 21.11.2024.
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