Eine von meinen Mädgen in Paris war ei- ne Heilige. Sie gab sich grosse Mühe, mich zu bekehren. Jch lies zum Besten meiner Seele ihren gütigen Bemühungen Raum. Sie glaubte, etwas gewonnen zu haben, wenn sie mich bewegen könnte, mich zu einer Religion zu bekennen. Die Catholische hat ihre Be- quemlichkeiten. Jch erlaubte ihr, einen ihrer geistlichen Väter zu mir zu führen. Meine Bekehrung wuchs, daß es eine Lust war. Der ehrliche Vater machte sich gute Hofnung von mir. Er lobte ihren Eifer, und ich auch. Und wie, meinest du, endigte sich das Ding? - - Kein Mädgen in Engelland würde so weit le- sen, ohne es zu errathen! - - Mit einem Wor- te: sehr glücklich! Denn sie brachte mir nicht allein einen Vater, sondern sie machte mich auch dazu. Wir waren einer mit des andern Bekeh- rung zufrieden, und nahmen verschiedene We- ge; sie nach Navarra, ich nach Jtalten, und hatten beide grosse Lust, die guten Lehren auszubreiten, die wir einander so schön bei- gebracht.
Ein Trost erwächset u. s. w.
Th. VI. S. 597. L. 18. nach den Worten: dir heraus gelassen hast.
Aber du siehest, Bruder, da sie so wenig von Hickmann, als der Fräulein Howe, Geld an- nehmen will, daß die ausschweifende Schöne ein Vergnügen daran findet, seltsam zu handeln,
weil
Zusätze zur Cl. P
Eine von meinen Maͤdgen in Paris war ei- ne Heilige. Sie gab ſich groſſe Muͤhe, mich zu bekehren. Jch lies zum Beſten meiner Seele ihren guͤtigen Bemuͤhungen Raum. Sie glaubte, etwas gewonnen zu haben, wenn ſie mich bewegen koͤnnte, mich zu einer Religion zu bekennen. Die Catholiſche hat ihre Be- quemlichkeiten. Jch erlaubte ihr, einen ihrer geiſtlichen Vaͤter zu mir zu fuͤhren. Meine Bekehrung wuchs, daß es eine Luſt war. Der ehrliche Vater machte ſich gute Hofnung von mir. Er lobte ihren Eifer, und ich auch. Und wie, meineſt du, endigte ſich das Ding? ‒ ‒ Kein Maͤdgen in Engelland wuͤrde ſo weit le- ſen, ohne es zu errathen! ‒ ‒ Mit einem Wor- te: ſehr gluͤcklich! Denn ſie brachte mir nicht allein einen Vater, ſondern ſie machte mich auch dazu. Wir waren einer mit des andern Bekeh- rung zufrieden, und nahmen verſchiedene We- ge; ſie nach Navarra, ich nach Jtalten, und hatten beide groſſe Luſt, die guten Lehren auszubreiten, die wir einander ſo ſchoͤn bei- gebracht.
Ein Troſt erwaͤchſet u. ſ. w.
Th. VI. S. 597. L. 18. nach den Worten: dir heraus gelaſſen haſt.
Aber du ſieheſt, Bruder, da ſie ſo wenig von Hickmann, als der Fraͤulein Howe, Geld an- nehmen will, daß die ausſchweifende Schoͤne ein Vergnuͤgen daran findet, ſeltſam zu handeln,
weil
Zuſaͤtze zur Cl. P
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Eine von meinen Maͤdgen in Paris war ei-
ne Heilige. Sie gab ſich groſſe Muͤhe, mich
zu bekehren. Jch lies zum Beſten meiner
Seele ihren guͤtigen Bemuͤhungen Raum. Sie
glaubte, etwas gewonnen zu haben, wenn ſie
mich bewegen koͤnnte, mich zu einer Religion
zu bekennen. Die Catholiſche hat ihre Be-
quemlichkeiten. Jch erlaubte ihr, einen ihrer
geiſtlichen Vaͤter zu mir zu fuͤhren. Meine
Bekehrung wuchs, daß es eine Luſt war. Der
ehrliche Vater machte ſich gute Hofnung von
mir. Er lobte ihren Eifer, und ich auch. Und
wie, meineſt du, endigte ſich das Ding? ‒ ‒
Kein Maͤdgen in Engelland wuͤrde ſo weit le-
ſen, ohne es zu errathen! ‒ ‒ Mit einem Wor-
te: ſehr gluͤcklich! Denn ſie brachte mir nicht
allein einen Vater, ſondern ſie machte mich auch
dazu. Wir waren einer mit des andern Bekeh-
rung zufrieden, und nahmen verſchiedene We-
ge; ſie nach Navarra, ich nach Jtalten,
und hatten beide groſſe Luſt, die guten Lehren
auszubreiten, die wir einander ſo ſchoͤn bei-
gebracht.
Ein Troſt erwaͤchſet u. ſ. w.
Th. VI. S. 597. L. 18. nach den Worten:
dir heraus gelaſſen haſt.
Aber du ſieheſt, Bruder, da ſie ſo wenig von
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 225. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/233>, abgerufen am 24.11.2024.
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