nes nicht würdig, und doch blieb sie in einer Hitze.
Man mochte gehöret haben, daß wir laut wurden, denn Elisabeth kam von meiner Mut- ter, und brachte meiner Schwester Befehl, zu ihr zu kommen. Sie gieng also hinunter, und drohete, es allen Leuten zu sagen, daß sie es er- fahren hätte, was ich für ein heftiges Mensch wäre.
Dienstag Mittags den 21. März.
Bisher habe ich noch nichts weiter von mei- ner Schwester gehöret, und ich habe nicht Muth genug, darauf zu bestehen, daß ich vor meinem Vater und Mutter einen Fußfall thun wollte, wozu ich mich in der ersten Hitze fähig hielt. Jch bin nun so ruhig geworden, als jemals, und sollte Arabella wieder herauf kommen, so würde sie mich eben so gut, wie vorher, zum besten haben können.
Es thut mir würklich leid, daß ich sie so auf- gebracht von mir gehen ließ. Aber mein Va- ter setzt mich durch seinen Brief, worin er mir mit meines Oheims Antons Hause und Capel- le drohet, in eine gewaltige Angst. Aus ihrem Stillschweigen fürchte ich, daß sich etwa ein neues Wetter zusammen ziehet.
Aber was fange ich mit dem Lovelace an? Jch habe nur eben durch die unverdächtige Oef- nung in der Mauer, wovon ich durch die Han- na in meinem Briefe erwehnte, einen Brief von
ihm
nes nicht wuͤrdig, und doch blieb ſie in einer Hitze.
Man mochte gehoͤret haben, daß wir laut wurden, denn Eliſabeth kam von meiner Mut- ter, und brachte meiner Schweſter Befehl, zu ihr zu kommen. Sie gieng alſo hinunter, und drohete, es allen Leuten zu ſagen, daß ſie es er- fahren haͤtte, was ich fuͤr ein heftiges Menſch waͤre.
Dienſtag Mittags den 21. Maͤrz.
Bisher habe ich noch nichts weiter von mei- ner Schweſter gehoͤret, und ich habe nicht Muth genug, darauf zu beſtehen, daß ich vor meinem Vater und Mutter einen Fußfall thun wollte, wozu ich mich in der erſten Hitze faͤhig hielt. Jch bin nun ſo ruhig geworden, als jemals, und ſollte Arabella wieder herauf kommen, ſo wuͤrde ſie mich eben ſo gut, wie vorher, zum beſten haben koͤnnen.
Es thut mir wuͤrklich leid, daß ich ſie ſo auf- gebracht von mir gehen ließ. Aber mein Va- ter ſetzt mich durch ſeinen Brief, worin er mir mit meines Oheims Antons Hauſe und Capel- le drohet, in eine gewaltige Angſt. Aus ihrem Stillſchweigen fuͤrchte ich, daß ſich etwa ein neues Wetter zuſammen ziehet.
Aber was fange ich mit dem Lovelace an? Jch habe nur eben durch die unverdaͤchtige Oef- nung in der Mauer, wovon ich durch die Han- na in meinem Briefe erwehnte, einen Brief von
ihm
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nes nicht wuͤrdig, und doch blieb ſie in einer
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Man mochte gehoͤret haben, daß wir laut
wurden, denn Eliſabeth kam von meiner Mut-
ter, und brachte meiner Schweſter Befehl, zu
ihr zu kommen. Sie gieng alſo hinunter, und
drohete, es allen Leuten zu ſagen, daß ſie es er-
fahren haͤtte, was ich fuͤr ein heftiges Menſch
waͤre.
Dienſtag Mittags den 21. Maͤrz.
Bisher habe ich noch nichts weiter von mei-
ner Schweſter gehoͤret, und ich habe nicht Muth
genug, darauf zu beſtehen, daß ich vor meinem
Vater und Mutter einen Fußfall thun wollte,
wozu ich mich in der erſten Hitze faͤhig hielt.
Jch bin nun ſo ruhig geworden, als jemals,
und ſollte Arabella wieder herauf kommen, ſo
wuͤrde ſie mich eben ſo gut, wie vorher, zum
beſten haben koͤnnen.
Es thut mir wuͤrklich leid, daß ich ſie ſo auf-
gebracht von mir gehen ließ. Aber mein Va-
ter ſetzt mich durch ſeinen Brief, worin er mir
mit meines Oheims Antons Hauſe und Capel-
le drohet, in eine gewaltige Angſt. Aus ihrem
Stillſchweigen fuͤrchte ich, daß ſich etwa ein
neues Wetter zuſammen ziehet.
Aber was fange ich mit dem Lovelace an?
Jch habe nur eben durch die unverdaͤchtige Oef-
nung in der Mauer, wovon ich durch die Han-
na in meinem Briefe erwehnte, einen Brief von
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/26>, abgerufen am 23.11.2024.
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