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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

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Schmelzwerk oder als eine schöne Wiese
vorkommt, die mit den Blumen des Früh-
lings oder Sommers
gleichsam ausgelegt,
und vortreflich anzusehen ist) so fange ich an,
besorgt zu werden, daß meine Länge Jhnen
verdrieslich fallen möchte, und zwar mit so viel
mehr Warscheinlichkeit, da ich bei demselben nicht
die Ordnung und die Regeln der Kunst
beobachtet habe, welche meiner Meinung nach
das Schöne in guten Schriften ausmachen:
Wiewol sich die Ueberschreitung dieser Ord-
nung
oder Regeln eher in einem vertrau-
lichen
Briefe, (wie man diesen nennen könn-
te, und Sie, hoher Gönner, mir vergeben
werden, daß ich ihn auf eine vertrauliche
Art
so nenne) entschuldigen ließe. Doch
muß ich gestehen, daß es sich bei dem gegen-
wärtigen
nicht völlig thun läßt, weil dies ein

Brief
mals verfertiget, mich halb so viele Mü-
he,
als dieser Brief gekostet hat. - - Aber
ich kenne Jhre grosse Begierde nach der
Weisheit der Alten, und weiß, wie sehr Sie
solche bewundern; wie Sie denn solche mit
Recht der Weisheit der Neuern vorziehen.
Und, die Warheit zu gestehen, bin ich mit
Jhnen darin einerlei Meinung, daß die neue-
re
von jener nur entlehnet ist, (so wie der
Mond sein Licht von der Sonne borget)
wenigstens, daß wir sie in keinem Stück über-
treffen,
und daß überhaupt zu reden, un-
sre besten Gedanken in jenen weit besser
eingekleidet und ausgedrückt gefunden
werden.
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Schmelzwerk oder als eine ſchoͤne Wieſe
vorkommt, die mit den Blumen des Fruͤh-
lings oder Sommers
gleichſam ausgelegt,
und vortreflich anzuſehen iſt) ſo fange ich an,
beſorgt zu werden, daß meine Laͤnge Jhnen
verdrieslich fallen moͤchte, und zwar mit ſo viel
mehr Warſcheinlichkeit, da ich bei demſelben nicht
die Ordnung und die Regeln der Kunſt
beobachtet habe, welche meiner Meinung nach
das Schoͤne in guten Schriften ausmachen:
Wiewol ſich die Ueberſchreitung dieſer Ord-
nung
oder Regeln eher in einem vertrau-
lichen
Briefe, (wie man dieſen nennen koͤnn-
te, und Sie, hoher Goͤnner, mir vergeben
werden, daß ich ihn auf eine vertrauliche
Art
ſo nenne) entſchuldigen ließe. Doch
muß ich geſtehen, daß es ſich bei dem gegen-
waͤrtigen
nicht voͤllig thun laͤßt, weil dies ein

Brief
mals verfertiget, mich halb ſo viele Muͤ-
he,
als dieſer Brief gekoſtet hat. ‒ ‒ Aber
ich kenne Jhre groſſe Begierde nach der
Weisheit der Alten, und weiß, wie ſehr Sie
ſolche bewundern; wie Sie denn ſolche mit
Recht der Weisheit der Neuern vorziehen.
Und, die Warheit zu geſtehen, bin ich mit
Jhnen darin einerlei Meinung, daß die neue-
re
von jener nur entlehnet iſt, (ſo wie der
Mond ſein Licht von der Sonne borget)
wenigſtens, daß wir ſie in keinem Stuͤck uͤber-
treffen,
und daß uͤberhaupt zu reden, un-
ſre beſten Gedanken in jenen weit beſſer
eingekleidet und ausgedruͤckt gefunden
werden.
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[265/0273] Schmelzwerk oder als eine ſchoͤne Wieſe vorkommt, die mit den Blumen des Fruͤh- lings oder Sommers gleichſam ausgelegt, und vortreflich anzuſehen iſt) ſo fange ich an, beſorgt zu werden, daß meine Laͤnge Jhnen verdrieslich fallen moͤchte, und zwar mit ſo viel mehr Warſcheinlichkeit, da ich bei demſelben nicht die Ordnung und die Regeln der Kunſt beobachtet habe, welche meiner Meinung nach das Schoͤne in guten Schriften ausmachen: Wiewol ſich die Ueberſchreitung dieſer Ord- nung oder Regeln eher in einem vertrau- lichen Briefe, (wie man dieſen nennen koͤnn- te, und Sie, hoher Goͤnner, mir vergeben werden, daß ich ihn auf eine vertrauliche Art ſo nenne) entſchuldigen ließe. Doch muß ich geſtehen, daß es ſich bei dem gegen- waͤrtigen nicht voͤllig thun laͤßt, weil dies ein Brief (*) (*) mals verfertiget, mich halb ſo viele Muͤ- he, als dieſer Brief gekoſtet hat. ‒ ‒ Aber ich kenne Jhre groſſe Begierde nach der Weisheit der Alten, und weiß, wie ſehr Sie ſolche bewundern; wie Sie denn ſolche mit Recht der Weisheit der Neuern vorziehen. Und, die Warheit zu geſtehen, bin ich mit Jhnen darin einerlei Meinung, daß die neue- re von jener nur entlehnet iſt, (ſo wie der Mond ſein Licht von der Sonne borget) wenigſtens, daß wir ſie in keinem Stuͤck uͤber- treffen, und daß uͤberhaupt zu reden, un- ſre beſten Gedanken in jenen weit beſſer eingekleidet und ausgedruͤckt gefunden werden. R 5

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Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 265. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/273>, abgerufen am 22.11.2024.