angenommenen allerliebsten Vertraulichkeit und einem artigen Ton, Cärlgens und Ferdinänd- gens; und wenn sie recht hoch bei ihr angeschrie- ben stunden, so waren es allerliebste Teufel, und verliebte Kröten.
Sie hielt über die Handlungen und Auffüh- rung eines jeden Mannes oder Frauenzimmers, die vom Stande, oder nach der Mode waren, ordentliches Gericht, wenn das Gespräch auf sie fiel; und da war sie eine unerbittliche Rich- terin. Sie hatte eine tiefe Kenntniß von den geheimen ärgerlichen Geschichten. Ein jeder Charackter, ein jedes Lob, oder Tadel mußte, wie sie es vorbringen konnte, dazu dienen, sich selbst zu erhöhen. Sie würde sich so nicht wegwerfen, daß sie dergleichen begienge! - - Oder, das sei ihre Weise auch; gera- de, wie sie es auch zu machen pflegte! und indem sie ihren Werth nach den Niedrigsten ih- res Geschlechts beurtheilte, so streichelte sie sich das Kinn, und, mit ihrer eigenen Tugend sehr zufrieden, setzte sie sich in der Gesellschaft nieder.
Sie hatte ihre Sänfte, die auf sie wartete, wo sie hingieng, und vornehmere Personen fand; so wie sich ihr Stolz mannigmal ernie- drigte, die schlechtesten Leute von der Welt auf- zumuntern, daß sie ihr die Aufwartung machen möchten.
Sie verstand alle Kunstgriffe des Karten- Spiels. Ein wahres Spartanisches Mäd-
gen,
angenommenen allerliebſten Vertraulichkeit und einem artigen Ton, Caͤrlgens und Ferdinaͤnd- gens; und wenn ſie recht hoch bei ihr angeſchrie- ben ſtunden, ſo waren es allerliebſte Teufel, und verliebte Kroͤten.
Sie hielt uͤber die Handlungen und Auffuͤh- rung eines jeden Mannes oder Frauenzimmers, die vom Stande, oder nach der Mode waren, ordentliches Gericht, wenn das Geſpraͤch auf ſie fiel; und da war ſie eine unerbittliche Rich- terin. Sie hatte eine tiefe Kenntniß von den geheimen aͤrgerlichen Geſchichten. Ein jeder Charackter, ein jedes Lob, oder Tadel mußte, wie ſie es vorbringen konnte, dazu dienen, ſich ſelbſt zu erhoͤhen. Sie wuͤrde ſich ſo nicht wegwerfen, daß ſie dergleichen begienge! ‒ ‒ Oder, das ſei ihre Weiſe auch; gera- de, wie ſie es auch zu machen pflegte! und indem ſie ihren Werth nach den Niedrigſten ih- res Geſchlechts beurtheilte, ſo ſtreichelte ſie ſich das Kinn, und, mit ihrer eigenen Tugend ſehr zufrieden, ſetzte ſie ſich in der Geſellſchaft nieder.
Sie hatte ihre Saͤnfte, die auf ſie wartete, wo ſie hingieng, und vornehmere Perſonen fand; ſo wie ſich ihr Stolz mannigmal ernie- drigte, die ſchlechteſten Leute von der Welt auf- zumuntern, daß ſie ihr die Aufwartung machen moͤchten.
Sie verſtand alle Kunſtgriffe des Karten- Spiels. Ein wahres Spartaniſches Maͤd-
gen,
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angenommenen allerliebſten Vertraulichkeit und
einem artigen Ton, Caͤrlgens und Ferdinaͤnd-
gens; und wenn ſie recht hoch bei ihr angeſchrie-
ben ſtunden, ſo waren es allerliebſte Teufel,
und verliebte Kroͤten.
Sie hielt uͤber die Handlungen und Auffuͤh-
rung eines jeden Mannes oder Frauenzimmers,
die vom Stande, oder nach der Mode waren,
ordentliches Gericht, wenn das Geſpraͤch auf
ſie fiel; und da war ſie eine unerbittliche Rich-
terin. Sie hatte eine tiefe Kenntniß von den
geheimen aͤrgerlichen Geſchichten. Ein jeder
Charackter, ein jedes Lob, oder Tadel mußte,
wie ſie es vorbringen konnte, dazu dienen, ſich
ſelbſt zu erhoͤhen. Sie wuͤrde ſich ſo nicht
wegwerfen, daß ſie dergleichen begienge!
‒ ‒ Oder, das ſei ihre Weiſe auch; gera-
de, wie ſie es auch zu machen pflegte! und
indem ſie ihren Werth nach den Niedrigſten ih-
res Geſchlechts beurtheilte, ſo ſtreichelte ſie ſich
das Kinn, und, mit ihrer eigenen Tugend ſehr
zufrieden, ſetzte ſie ſich in der Geſellſchaft
nieder.
Sie hatte ihre Saͤnfte, die auf ſie wartete,
wo ſie hingieng, und vornehmere Perſonen
fand; ſo wie ſich ihr Stolz mannigmal ernie-
drigte, die ſchlechteſten Leute von der Welt auf-
zumuntern, daß ſie ihr die Aufwartung machen
moͤchten.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/320>, abgerufen am 17.06.2024.
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