[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.sitzerinnen des Spieltisches nennen könnte. Thun wir dieses, so kann man man mit Recht den Charackter unsrer Heldin nicht nur für un- warscheinlich, sondern auch für unnachahmlich halten. Doch wir haben jetzt weder Raum noch Lust, einen so verhaßten Vorwurf zu ver- folgen. Wir lassen ihn also, nach der wieder- holten Erklärung, fahren, daß wir es zuverläßig wissen; Es sind, und zwar in den Brittischen Staaten (oder man möchte sie sonst schwerlich in ganz Europa finden) einige, und wie wir hoffen, noch mehrere, als wir kennen, wel- che bei den Gelegenheiten, wo es darauf ankam, eine ähnliche Demuth und Bescheidenheit, und doch eine standhafte und brauchbare Tugend zu zeigen, die Vollkommenheiten einer Clarissa erreichet haben. Nachdem wir solchergestalt kürzlich die vor- Den Z 5
ſitzerinnen des Spieltiſches nennen koͤnnte. Thun wir dieſes, ſo kann man man mit Recht den Charackter unſrer Heldin nicht nur fuͤr un- warſcheinlich, ſondern auch fuͤr unnachahmlich halten. Doch wir haben jetzt weder Raum noch Luſt, einen ſo verhaßten Vorwurf zu ver- folgen. Wir laſſen ihn alſo, nach der wieder- holten Erklaͤrung, fahren, daß wir es zuverlaͤßig wiſſen; Es ſind, und zwar in den Brittiſchen Staaten (oder man moͤchte ſie ſonſt ſchwerlich in ganz Europa finden) einige, und wie wir hoffen, noch mehrere, als wir kennen, wel- che bei den Gelegenheiten, wo es darauf ankam, eine aͤhnliche Demuth und Beſcheidenheit, und doch eine ſtandhafte und brauchbare Tugend zu zeigen, die Vollkommenheiten einer Clariſſa erreichet haben. Nachdem wir ſolchergeſtalt kuͤrzlich die vor- Den Z 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0369" n="361"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/><hi rendition="#fr">ſitzerinnen des Spieltiſches</hi> nennen koͤnnte.<lb/> Thun wir dieſes, ſo kann man man mit Recht<lb/> den Charackter unſrer Heldin nicht nur fuͤr un-<lb/> warſcheinlich, ſondern auch fuͤr unnachahmlich<lb/> halten. Doch wir haben jetzt weder Raum<lb/> noch Luſt, einen ſo verhaßten Vorwurf zu ver-<lb/> folgen. Wir laſſen ihn alſo, nach der wieder-<lb/> holten Erklaͤrung, fahren, daß wir es zuverlaͤßig<lb/> wiſſen; Es ſind, und zwar in den Brittiſchen<lb/> Staaten (oder man moͤchte ſie ſonſt ſchwerlich<lb/> in ganz <hi rendition="#fr">Europa</hi> finden) <hi rendition="#fr">einige,</hi> und wie wir<lb/> hoffen, noch <hi rendition="#fr">mehrere,</hi> als wir kennen, wel-<lb/> che bei den Gelegenheiten, wo es darauf ankam,<lb/> eine aͤhnliche <hi rendition="#fr">Demuth</hi> und <hi rendition="#fr">Beſcheidenheit,</hi><lb/> und doch eine ſtandhafte und brauchbare Tugend<lb/> zu zeigen, die Vollkommenheiten einer <hi rendition="#fr">Clariſſa</hi><lb/> erreichet haben.</p><lb/> <p>Nachdem wir ſolchergeſtalt kuͤrzlich die vor-<lb/> nehmſten Einwuͤrfe beruͤhret, die gegen verſchie-<lb/> dene Theile dieſer Geſchichte gemacht worden,<lb/> ſo wird man uns hoffentlich erlauben, dies hin-<lb/> zuzuſetzen: Wenn wir geglaubt haͤtten, es ſtuͤnde<lb/> uns frei, von ſo vielen Briefen Abſchriften mitzu-<lb/> theilen, die von der andern Seite den Ausgang<lb/> der Geſchichte, und die ganze Ausfuͤhrung des<lb/> Werks billigen, und von den beruͤhmteſten Ken-<lb/> nern aller Arten von Schriften in den ſchoͤnen<lb/> Wiſſenſchaften geſchrieben ſind; ſo haͤtten wir<lb/> vieles, was in dieſem Anhange beigebracht iſt,<lb/> weglaſſen koͤnnen.</p><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Z 5</fw> <fw place="bottom" type="catch">Den</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [361/0369]
ſitzerinnen des Spieltiſches nennen koͤnnte.
Thun wir dieſes, ſo kann man man mit Recht
den Charackter unſrer Heldin nicht nur fuͤr un-
warſcheinlich, ſondern auch fuͤr unnachahmlich
halten. Doch wir haben jetzt weder Raum
noch Luſt, einen ſo verhaßten Vorwurf zu ver-
folgen. Wir laſſen ihn alſo, nach der wieder-
holten Erklaͤrung, fahren, daß wir es zuverlaͤßig
wiſſen; Es ſind, und zwar in den Brittiſchen
Staaten (oder man moͤchte ſie ſonſt ſchwerlich
in ganz Europa finden) einige, und wie wir
hoffen, noch mehrere, als wir kennen, wel-
che bei den Gelegenheiten, wo es darauf ankam,
eine aͤhnliche Demuth und Beſcheidenheit,
und doch eine ſtandhafte und brauchbare Tugend
zu zeigen, die Vollkommenheiten einer Clariſſa
erreichet haben.
Nachdem wir ſolchergeſtalt kuͤrzlich die vor-
nehmſten Einwuͤrfe beruͤhret, die gegen verſchie-
dene Theile dieſer Geſchichte gemacht worden,
ſo wird man uns hoffentlich erlauben, dies hin-
zuzuſetzen: Wenn wir geglaubt haͤtten, es ſtuͤnde
uns frei, von ſo vielen Briefen Abſchriften mitzu-
theilen, die von der andern Seite den Ausgang
der Geſchichte, und die ganze Ausfuͤhrung des
Werks billigen, und von den beruͤhmteſten Ken-
nern aller Arten von Schriften in den ſchoͤnen
Wiſſenſchaften geſchrieben ſind; ſo haͤtten wir
vieles, was in dieſem Anhange beigebracht iſt,
weglaſſen koͤnnen.
Den
Z 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/369 |
Zitationshilfe: | [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 361. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/369>, abgerufen am 17.02.2025. |