Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



te, über die neuen Maasregeln mit sich eins zu
werden.

Wie sehr kamen doch die Briefe meiner Tan-
te und Base zu rechter Zeit, um mein Vorha-
ben zu befördern!



Jch habe einmal über das andere hineinge-
schickt, und geflehet, daß sie mich vorlassen
möchte. Aber sie will erst einen Brief schlies-
sen, den sie an Fräulein Howe schreibt, - - ver-
muthlich, ihr von dem, was eben vorgegan-
gen ist, Nachricht zu geben.



Verflucht sei ihr tyrannischer Eigensinn!
Wie läßt sie mich nach einer demüthigen Auf-
wartung seufzen, ob sie gleich schon mit ihrem
Schreiben fertig ist! Wenn ein Fürst vor mir
auf den Knien läge, und für sie bäte, so soll-
te er mich nicht bewegen, sie zu verschonen. Möch-
te ich sie nur erst nach London bringen können!
- - Verflucht! Bruder! Jch glaube, ich habe
mir aus Unmuth durch die Lippen gebissen.
- - Doch es kommt die Zeit, da die ihrigen
es dafür empfinden sollen!

Herr Lovelace macht einen neuen Absatz,
und erzählet, wie er vorgelassen sei, und
was er für eine Unterredung mit ihr
gehabt hätte. Weil diese Nachricht nur
in der Schreibart von der unterschieden
ist, welche die Fräulein in dem näch-
sten



te, uͤber die neuen Maasregeln mit ſich eins zu
werden.

Wie ſehr kamen doch die Briefe meiner Tan-
te und Baſe zu rechter Zeit, um mein Vorha-
ben zu befoͤrdern!



Jch habe einmal uͤber das andere hineinge-
ſchickt, und geflehet, daß ſie mich vorlaſſen
moͤchte. Aber ſie will erſt einen Brief ſchlieſ-
ſen, den ſie an Fraͤulein Howe ſchreibt, ‒ ‒ ver-
muthlich, ihr von dem, was eben vorgegan-
gen iſt, Nachricht zu geben.



Verflucht ſei ihr tyranniſcher Eigenſinn!
Wie laͤßt ſie mich nach einer demuͤthigen Auf-
wartung ſeufzen, ob ſie gleich ſchon mit ihrem
Schreiben fertig iſt! Wenn ein Fuͤrſt vor mir
auf den Knien laͤge, und fuͤr ſie baͤte, ſo ſoll-
te er mich nicht bewegen, ſie zu verſchonen. Moͤch-
te ich ſie nur erſt nach London bringen koͤnnen!
‒ ‒ Verflucht! Bruder! Jch glaube, ich habe
mir aus Unmuth durch die Lippen gebiſſen.
‒ ‒ Doch es kommt die Zeit, da die ihrigen
es dafuͤr empfinden ſollen!

Herr Lovelace macht einen neuen Abſatz,
und erzaͤhlet, wie er vorgelaſſen ſei, und
was er fuͤr eine Unterredung mit ihr
gehabt haͤtte. Weil dieſe Nachricht nur
in der Schreibart von der unterſchieden
iſt, welche die Fraͤulein in dem naͤch-
ſten
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0078" n="70"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
te, u&#x0364;ber die neuen Maasregeln mit &#x017F;ich eins zu<lb/>
werden.</p><lb/>
          <p>Wie &#x017F;ehr kamen doch die Briefe meiner Tan-<lb/>
te und Ba&#x017F;e zu rechter Zeit, um mein Vorha-<lb/>
ben zu befo&#x0364;rdern!</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Jch habe einmal u&#x0364;ber das andere hineinge-<lb/>
&#x017F;chickt, und geflehet, daß &#x017F;ie mich vorla&#x017F;&#x017F;en<lb/>
mo&#x0364;chte. Aber &#x017F;ie will er&#x017F;t einen Brief &#x017F;chlie&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, den &#x017F;ie an Fra&#x0364;ulein <hi rendition="#fr">Howe</hi> &#x017F;chreibt, &#x2012; &#x2012; ver-<lb/>
muthlich, ihr von dem, was eben vorgegan-<lb/>
gen i&#x017F;t, Nachricht zu geben.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          <p>Verflucht &#x017F;ei ihr tyranni&#x017F;cher Eigen&#x017F;inn!<lb/>
Wie la&#x0364;ßt &#x017F;ie mich nach einer demu&#x0364;thigen Auf-<lb/>
wartung &#x017F;eufzen, ob &#x017F;ie gleich &#x017F;chon mit ihrem<lb/>
Schreiben fertig i&#x017F;t! Wenn ein Fu&#x0364;r&#x017F;t vor mir<lb/>
auf den Knien la&#x0364;ge, und fu&#x0364;r &#x017F;ie ba&#x0364;te, &#x017F;o &#x017F;oll-<lb/>
te er mich nicht bewegen, &#x017F;ie zu ver&#x017F;chonen. Mo&#x0364;ch-<lb/>
te ich &#x017F;ie nur er&#x017F;t nach <hi rendition="#fr">London</hi> bringen ko&#x0364;nnen!<lb/>
&#x2012; &#x2012; Verflucht! Bruder! Jch glaube, ich habe<lb/>
mir aus Unmuth durch die Lippen gebi&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
&#x2012; &#x2012; Doch es kommt die Zeit, da die ihrigen<lb/>
es dafu&#x0364;r empfinden &#x017F;ollen!</p><lb/>
          <list>
            <item>Herr <hi rendition="#fr">Lovelace</hi> macht einen neuen Ab&#x017F;atz,<lb/>
und erza&#x0364;hlet, wie er vorgela&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ei, und<lb/>
was er fu&#x0364;r eine Unterredung mit ihr<lb/>
gehabt ha&#x0364;tte. Weil die&#x017F;e Nachricht nur<lb/>
in der Schreibart von der unter&#x017F;chieden<lb/>
i&#x017F;t, welche die Fra&#x0364;ulein in dem na&#x0364;ch-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ten</fw><lb/></item>
          </list>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[70/0078] te, uͤber die neuen Maasregeln mit ſich eins zu werden. Wie ſehr kamen doch die Briefe meiner Tan- te und Baſe zu rechter Zeit, um mein Vorha- ben zu befoͤrdern! Jch habe einmal uͤber das andere hineinge- ſchickt, und geflehet, daß ſie mich vorlaſſen moͤchte. Aber ſie will erſt einen Brief ſchlieſ- ſen, den ſie an Fraͤulein Howe ſchreibt, ‒ ‒ ver- muthlich, ihr von dem, was eben vorgegan- gen iſt, Nachricht zu geben. Verflucht ſei ihr tyranniſcher Eigenſinn! Wie laͤßt ſie mich nach einer demuͤthigen Auf- wartung ſeufzen, ob ſie gleich ſchon mit ihrem Schreiben fertig iſt! Wenn ein Fuͤrſt vor mir auf den Knien laͤge, und fuͤr ſie baͤte, ſo ſoll- te er mich nicht bewegen, ſie zu verſchonen. Moͤch- te ich ſie nur erſt nach London bringen koͤnnen! ‒ ‒ Verflucht! Bruder! Jch glaube, ich habe mir aus Unmuth durch die Lippen gebiſſen. ‒ ‒ Doch es kommt die Zeit, da die ihrigen es dafuͤr empfinden ſollen! Herr Lovelace macht einen neuen Abſatz, und erzaͤhlet, wie er vorgelaſſen ſei, und was er fuͤr eine Unterredung mit ihr gehabt haͤtte. Weil dieſe Nachricht nur in der Schreibart von der unterſchieden iſt, welche die Fraͤulein in dem naͤch- ſten

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/78
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 70. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/78>, abgerufen am 27.11.2024.