Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753.

Bild:
<< vorherige Seite



sähr liebte, als wenn sie auf der Reise were,
sie zu besuchen, und were underwäges kranck
wurden. Und so were die Junfer Better-
ton
in einer Schäse dahin kereiset, mit einem
Mädgen, daß sie ihre Wase us dem Wirz-Hus
abholen wullte, wo sie ihrer Meinung nach
krank were, und das Mädgen wäre überlisti-
get, und hette die Schäse widder zuruck bracht;
aber von Junfer Betterton hette man in ei-
nem Monat nichts keheret, wo sie were. Als
ihre Freinde sie hernach uffgefunden hetten, und
ihre Knaden verklagen wullten, da weren ih-
re Knaden us dem Land kangen. Und so
hette sie ein klenes Kind kekrigt, wenn mer so
reden darff, eher daß ihre Knaden widder zu-
ruck kamen. Und sie hette sich in ihrem Wu-
chenbette verkeltet, und were unbaß wurden,
und bald daruf kestorben. Und das Kind lä-
bete noch, und ihre Knaden hetten sich nicht
das keringste darum bekimmert. Und dies
und derkleichen infame Streiche mehr hatte
Juncker Solmes der knädigen Frölen sagen
wullen, wenn sie ihn hette vor sich kelassen,
eher wir ihre ankeneme Kesellschaft verlohren
haben, wenn ich so reden darf.

Jch hoffe, ihre Knaden werden mirs nicht un-
knedig nemen. Denn ich war kenetiget, alles
herus zu sagen, was ich heerte, weil daß sie
meinen Fetter bei sich hatten, und er kesagt
hette, das er es mir alles hette erzehlen kedahn.
So durfte ich kein spitz Mul machen, weil daß sie

mich



ſaͤhr liebte, als wenn ſie auf der Reiſe were,
ſie zu beſuchen, und were underwaͤges kranck
wurden. Und ſo were die Junfer Better-
ton
in einer Schaͤſe dahin kereiſet, mit einem
Maͤdgen, daß ſie ihre Waſe us dem Wirz-Hus
abholen wullte, wo ſie ihrer Meinung nach
krank were, und das Maͤdgen waͤre uͤberliſti-
get, und hette die Schaͤſe widder zuruck bracht;
aber von Junfer Betterton hette man in ei-
nem Monat nichts keheret, wo ſie were. Als
ihre Freinde ſie hernach uffgefunden hetten, und
ihre Knaden verklagen wullten, da weren ih-
re Knaden us dem Land kangen. Und ſo
hette ſie ein klenes Kind kekrigt, wenn mer ſo
reden darff, eher daß ihre Knaden widder zu-
ruck kamen. Und ſie hette ſich in ihrem Wu-
chenbette verkeltet, und were unbaß wurden,
und bald daruf keſtorben. Und das Kind laͤ-
bete noch, und ihre Knaden hetten ſich nicht
das keringſte darum bekimmert. Und dies
und derkleichen infame Streiche mehr hatte
Juncker Solmes der knaͤdigen Froͤlen ſagen
wullen, wenn ſie ihn hette vor ſich kelaſſen,
eher wir ihre ankeneme Keſellſchaft verlohren
haben, wenn ich ſo reden darf.

Jch hoffe, ihre Knaden werden mirs nicht un-
knedig nemen. Denn ich war kenetiget, alles
herus zu ſagen, was ich heerte, weil daß ſie
meinen Fetter bei ſich hatten, und er keſagt
hette, das er es mir alles hette erzehlen kedahn.
So durfte ich kein ſpitz Mul machen, weil daß ſie

mich
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0086" n="78"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
&#x017F;a&#x0364;hr liebte, als wenn &#x017F;ie auf der Rei&#x017F;e were,<lb/>
&#x017F;ie zu be&#x017F;uchen, und were underwa&#x0364;ges kranck<lb/>
wurden. Und &#x017F;o were die Junfer <hi rendition="#fr">Better-<lb/>
ton</hi> in einer Scha&#x0364;&#x017F;e dahin kerei&#x017F;et, mit einem<lb/>
Ma&#x0364;dgen, daß &#x017F;ie ihre Wa&#x017F;e us dem Wirz-Hus<lb/>
abholen wullte, wo &#x017F;ie ihrer Meinung nach<lb/>
krank were, und das Ma&#x0364;dgen wa&#x0364;re u&#x0364;berli&#x017F;ti-<lb/>
get, und hette die Scha&#x0364;&#x017F;e widder zuruck bracht;<lb/>
aber von Junfer <hi rendition="#fr">Betterton</hi> hette man in ei-<lb/>
nem Monat nichts keheret, wo &#x017F;ie were. Als<lb/>
ihre Freinde &#x017F;ie hernach uffgefunden hetten, und<lb/>
ihre Knaden verklagen wullten, da weren ih-<lb/>
re Knaden us dem Land kangen. Und &#x017F;o<lb/>
hette &#x017F;ie ein klenes Kind kekrigt, wenn mer &#x017F;o<lb/>
reden darff, eher daß ihre Knaden widder zu-<lb/>
ruck kamen. Und &#x017F;ie hette &#x017F;ich in ihrem Wu-<lb/>
chenbette verkeltet, und were unbaß wurden,<lb/>
und bald daruf ke&#x017F;torben. Und das Kind la&#x0364;-<lb/>
bete noch, und ihre Knaden hetten &#x017F;ich nicht<lb/>
das kering&#x017F;te darum bekimmert. Und dies<lb/>
und derkleichen <hi rendition="#fr">infame</hi> Streiche mehr hatte<lb/>
Juncker <hi rendition="#fr">Solmes</hi> der kna&#x0364;digen Fro&#x0364;len &#x017F;agen<lb/>
wullen, wenn &#x017F;ie ihn hette vor &#x017F;ich kela&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
eher wir ihre ankeneme Ke&#x017F;ell&#x017F;chaft verlohren<lb/>
haben, wenn ich &#x017F;o reden darf.</p><lb/>
          <p>Jch hoffe, ihre Knaden werden mirs nicht un-<lb/>
knedig nemen. Denn ich war kenetiget, alles<lb/>
herus zu &#x017F;agen, was ich heerte, weil daß &#x017F;ie<lb/>
meinen Fetter bei &#x017F;ich hatten, und er ke&#x017F;agt<lb/>
hette, das er es mir alles hette erzehlen kedahn.<lb/>
So durfte ich kein &#x017F;pitz Mul machen, weil daß &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[78/0086] ſaͤhr liebte, als wenn ſie auf der Reiſe were, ſie zu beſuchen, und were underwaͤges kranck wurden. Und ſo were die Junfer Better- ton in einer Schaͤſe dahin kereiſet, mit einem Maͤdgen, daß ſie ihre Waſe us dem Wirz-Hus abholen wullte, wo ſie ihrer Meinung nach krank were, und das Maͤdgen waͤre uͤberliſti- get, und hette die Schaͤſe widder zuruck bracht; aber von Junfer Betterton hette man in ei- nem Monat nichts keheret, wo ſie were. Als ihre Freinde ſie hernach uffgefunden hetten, und ihre Knaden verklagen wullten, da weren ih- re Knaden us dem Land kangen. Und ſo hette ſie ein klenes Kind kekrigt, wenn mer ſo reden darff, eher daß ihre Knaden widder zu- ruck kamen. Und ſie hette ſich in ihrem Wu- chenbette verkeltet, und were unbaß wurden, und bald daruf keſtorben. Und das Kind laͤ- bete noch, und ihre Knaden hetten ſich nicht das keringſte darum bekimmert. Und dies und derkleichen infame Streiche mehr hatte Juncker Solmes der knaͤdigen Froͤlen ſagen wullen, wenn ſie ihn hette vor ſich kelaſſen, eher wir ihre ankeneme Keſellſchaft verlohren haben, wenn ich ſo reden darf. Jch hoffe, ihre Knaden werden mirs nicht un- knedig nemen. Denn ich war kenetiget, alles herus zu ſagen, was ich heerte, weil daß ſie meinen Fetter bei ſich hatten, und er keſagt hette, das er es mir alles hette erzehlen kedahn. So durfte ich kein ſpitz Mul machen, weil daß ſie mich

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/86
Zitationshilfe: [Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 78. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/86>, abgerufen am 23.11.2024.