Es ist kanz war, sagte der kleine Titus, und dies kiebet mir Hofnung von ihm, wenn ihre Knaden wullen, und mir ein bißel Anlai- tung käben. Kott wais! ich bin sähr arm an Erfindung. Jch habe nur ain kut Kemiet, Un- klick zu ferhiten. Das ist mein Haubt-Ent- sweck, und ist es immer keweßt, so wahr Kott lä- bet! Jch hette sunst zu mainer Zeit mehr Un- klick anrichten künnen, als irgend ain andrer Bedienter. Jhre Knaden rihmen sonst dann und wann maine Erfindung. Ach! ihr Kna- den, was für Erfindungen künnen doch so ein- fältige Leite haben, als ich bin! - - Aber, wenn ihre Knaden mich mit ihrer artigen Erfindung auf die Spur helfen thun, so thue ich main Deil. Jn Warheit, ich wullte fon Härzen kerne ihre Knaden Kitigkeit ferdienen, wenn es miglich were.
Zwei Tage, mag ich wul sagen, ab und zu, hab ich an diesen langen Priff keschribben, und habe doch nicht alles kesagt, was ich sagen wul- te. Denn ich muß ihre Knaden noch zu wissen thun, daß ich den Cabidän Singelton nicht leiden kan, wofon ich in mainen letzten beeden Prieffen keschribben. Er und mein junger Herr stecken immerzu die Köpfe zusammen. Jch fürch- te sähr, daß sie was Beses im Schilde führen, zumal, weil daß main aelteste Frölen zuwailen mit im Konselje ist.
Die letzte Wuche sagte mein junger Herr in mainer Kägenwart: Mein Plut staiget mir
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Zusätze zur Cl. F
Es iſt kanz war, ſagte der kleine Titus, und dies kiebet mir Hofnung von ihm, wenn ihre Knaden wullen, und mir ein bißel Anlai- tung kaͤben. Kott wais! ich bin ſaͤhr arm an Erfindung. Jch habe nur ain kut Kemiet, Un- klick zu ferhiten. Das iſt mein Haubt-Ent- ſweck, und iſt es immer keweßt, ſo wahr Kott laͤ- bet! Jch hette ſunſt zu mainer Zeit mehr Un- klick anrichten kuͤnnen, als irgend ain andrer Bedienter. Jhre Knaden rihmen ſonſt dann und wann maine Erfindung. Ach! ihr Kna- den, was fuͤr Erfindungen kuͤnnen doch ſo ein- faͤltige Leite haben, als ich bin! ‒ ‒ Aber, wenn ihre Knaden mich mit ihrer artigen Erfindung auf die Spur helfen thun, ſo thue ich main Deil. Jn Warheit, ich wullte fon Haͤrzen kerne ihre Knaden Kitigkeit ferdienen, wenn es miglich were.
Zwei Tage, mag ich wul ſagen, ab und zu, hab ich an dieſen langen Priff keſchribben, und habe doch nicht alles keſagt, was ich ſagen wul- te. Denn ich muß ihre Knaden noch zu wiſſen thun, daß ich den Cabidaͤn Singelton nicht leiden kan, wofon ich in mainen letzten beeden Prieffen keſchribben. Er und mein junger Herr ſtecken immerzu die Koͤpfe zuſammen. Jch fuͤrch- te ſaͤhr, daß ſie was Beſes im Schilde fuͤhren, zumal, weil daß main aelteſte Froͤlen zuwailen mit im Konſelje iſt.
Die letzte Wuche ſagte mein junger Herr in mainer Kaͤgenwart: Mein Plut ſtaiget mir
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Zuſaͤtze zur Cl. F
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Es iſt kanz war, ſagte der kleine Titus,
und dies kiebet mir Hofnung von ihm, wenn
ihre Knaden wullen, und mir ein bißel Anlai-
tung kaͤben. Kott wais! ich bin ſaͤhr arm an
Erfindung. Jch habe nur ain kut Kemiet, Un-
klick zu ferhiten. Das iſt mein Haubt-Ent-
ſweck, und iſt es immer keweßt, ſo wahr Kott laͤ-
bet! Jch hette ſunſt zu mainer Zeit mehr Un-
klick anrichten kuͤnnen, als irgend ain andrer
Bedienter. Jhre Knaden rihmen ſonſt dann
und wann maine Erfindung. Ach! ihr Kna-
den, was fuͤr Erfindungen kuͤnnen doch ſo ein-
faͤltige Leite haben, als ich bin! ‒ ‒ Aber, wenn
ihre Knaden mich mit ihrer artigen Erfindung
auf die Spur helfen thun, ſo thue ich main
Deil. Jn Warheit, ich wullte fon Haͤrzen
kerne ihre Knaden Kitigkeit ferdienen, wenn
es miglich were.
Zwei Tage, mag ich wul ſagen, ab und zu,
hab ich an dieſen langen Priff keſchribben, und
habe doch nicht alles keſagt, was ich ſagen wul-
te. Denn ich muß ihre Knaden noch zu wiſſen
thun, daß ich den Cabidaͤn Singelton nicht
leiden kan, wofon ich in mainen letzten beeden
Prieffen keſchribben. Er und mein junger Herr
ſtecken immerzu die Koͤpfe zuſammen. Jch fuͤrch-
te ſaͤhr, daß ſie was Beſes im Schilde fuͤhren,
zumal, weil daß main aelteſte Froͤlen zuwailen
mit im Konſelje iſt.
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[Richardson, Samuel]: Clarissa. Bd. 8. Göttingen, 1753, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richardson_clarissa08_1753/89>, abgerufen am 27.11.2024.
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