Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Als nun dieser Mann wieder nach Hause kam/ legte er sich zu Bette/ und starb den fünften Tag hernach. Simon Goulart. Thes. Hist. vol. 3. LXX. Andere dergleichen. EIn Weib aus Lotringen bürtig/ in einer Stad in Schweitzer-Lande wonhafftig / verliebte sich nach dem Absterben ihres ersten Mannes/ eines ehrlichen vom Adel / ohne allen respect ihrer Kinder/ ihres Alters/ ihres Vermögens/ in einem jungen Mahler/ und heyrahtete ihn im Jahr 1608. Etliche Monat hernach geriehten sie in Uneinigkeit/ die Liebe erkaltete/ und ward gleichsam in Messer verändert: Also daß im Jahr 1609. ümb das ende des Mayen sie vor den ordentlichen Richter der Streithändel zwischen Eheleuten erschienen. Als sie nun über unterschiedliche Betheurungen das Gegenspiel dessen/ was ihn Mann vorbrachte/ beweisen wolte: Ließ sie sich ausdrücklich mit diesen Worten verlauten: Wofern sichs also verhielte/ wolte sie nicht lebendig vor ihren Augen weggehen. Das Wort war kaum ausgeredet: So fiel sie todt vor ihren Füssen nieder/ verlohr in einem Augenblick die Sprache/ das Fühlen/ und den Verstand. Als nun dieser Mann wieder nach Hause kam/ legte er sich zu Bette/ und starb den fünften Tag hernach. Simon Goulart. Thes. Hist. vol. 3. LXX. Andere dergleichen. EIn Weib aus Lotringen bürtig/ in einer Stad in Schweitzer-Lande wonhafftig / verliebte sich nach dem Absterben ihres ersten Mannes/ eines ehrlichen vom Adel / ohne allen respect ihrer Kinder/ ihres Alters/ ihres Vermögens/ in einem jungen Mahler/ und heyrahtete ihn im Jahr 1608. Etliche Monat hernach geriehten sie in Uneinigkeit/ die Liebe erkaltete/ und ward gleichsam in Messer verändert: Also daß im Jahr 1609. ümb das ende des Mayen sie vor den ordentlichen Richter der Streithändel zwischen Eheleuten erschienen. Als sie nun über unterschiedliche Betheurungen das Gegenspiel dessen/ was ihn Mann vorbrachte/ beweisen wolte: Ließ sie sich ausdrücklich mit diesen Worten verlauten: Wofern sichs also verhielte/ wolte sie nicht lebendig vor ihren Augen weggehen. Das Wort war kaum ausgeredet: So fiel sie todt vor ihren Füssen nieder/ verlohr in einem Augenblick die Sprache/ das Fühlen/ und den Verstand. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0157" n="137"/> <p>Als nun dieser Mann wieder nach Hause kam/ legte er sich zu Bette/ und starb den fünften Tag hernach. Simon Goulart. Thes. Hist. vol. 3.</p> <p>LXX.</p> <p>Andere dergleichen.</p> <p>EIn Weib aus Lotringen bürtig/ in einer Stad in Schweitzer-Lande wonhafftig / verliebte sich nach dem Absterben ihres ersten Mannes/ eines ehrlichen vom Adel / ohne allen respect ihrer Kinder/ ihres Alters/ ihres Vermögens/ in einem jungen Mahler/ und heyrahtete ihn im Jahr 1608.</p> <p>Etliche Monat hernach geriehten sie in Uneinigkeit/ die Liebe erkaltete/ und ward gleichsam in Messer verändert: Also daß im Jahr 1609. ümb das ende des Mayen sie vor den ordentlichen Richter der Streithändel zwischen Eheleuten erschienen.</p> <p>Als sie nun über unterschiedliche Betheurungen das Gegenspiel dessen/ was ihn Mann vorbrachte/ beweisen wolte: Ließ sie sich ausdrücklich mit diesen Worten verlauten: Wofern sichs also verhielte/ wolte sie nicht lebendig vor ihren Augen weggehen.</p> <p>Das Wort war kaum ausgeredet: So fiel sie todt vor ihren Füssen nieder/ verlohr in einem Augenblick die Sprache/ das Fühlen/ und den Verstand.</p> </div> </body> </text> </TEI> [137/0157]
Als nun dieser Mann wieder nach Hause kam/ legte er sich zu Bette/ und starb den fünften Tag hernach. Simon Goulart. Thes. Hist. vol. 3.
LXX.
Andere dergleichen.
EIn Weib aus Lotringen bürtig/ in einer Stad in Schweitzer-Lande wonhafftig / verliebte sich nach dem Absterben ihres ersten Mannes/ eines ehrlichen vom Adel / ohne allen respect ihrer Kinder/ ihres Alters/ ihres Vermögens/ in einem jungen Mahler/ und heyrahtete ihn im Jahr 1608.
Etliche Monat hernach geriehten sie in Uneinigkeit/ die Liebe erkaltete/ und ward gleichsam in Messer verändert: Also daß im Jahr 1609. ümb das ende des Mayen sie vor den ordentlichen Richter der Streithändel zwischen Eheleuten erschienen.
Als sie nun über unterschiedliche Betheurungen das Gegenspiel dessen/ was ihn Mann vorbrachte/ beweisen wolte: Ließ sie sich ausdrücklich mit diesen Worten verlauten: Wofern sichs also verhielte/ wolte sie nicht lebendig vor ihren Augen weggehen.
Das Wort war kaum ausgeredet: So fiel sie todt vor ihren Füssen nieder/ verlohr in einem Augenblick die Sprache/ das Fühlen/ und den Verstand.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/157 |
Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 137. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/157>, abgerufen am 16.02.2025. |