Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.davon zu haben. Als ich ihm darauf antwortete/ ich vermeinete/ er begehre vielmehr den Himmel/ die Sonne/ den Monden und die Sterne zusehen: lächelte er und sprach: ich wolte sie lieber anrühren/ damit ich was gewisses davon erkennen möge. Meinete/ er besorgete sich/ daß das blosse anschawen dieser Dinge ihm viel verwirreter und ungewisser machte/ als wenn er gantz blind wäre. LXXXV. Wunder- Geschichte von einem Podagrischen Fleischhauer. MArtin Fritsch hatt in seinem Meteoris auf gezeichnet/ was sich mit einem Fleischhaner/ so sehr von Zipperlein geplagt ward/ wohnhafftig zu Ofen in Ungarn/ nahe bey einem Gottesacker/ folgender massen zugetragen hat. Ein Soldat war zornig/ daß er des Abends sein Geld auf den Würffeln verspielet / fieng an zu schelten/ fiel in verzweiffelung/ und warff einen Stein wider ein Crucifix/ das nahe dabey aufgerichtet war: welches doch sonsten von diesen Soldaten und seiner Gesellschaft vor heilig gehalten wurde. Der Stein blieb an dem Bilde hangen/ und von dem getroffenen Orte lief Blut mit der Menge heraus. Der Fleischhauer lag damals gar sanft in seinem Bette: Im Schlaf hörete er eine ungewöhn- davon zu haben. Als ich ihm darauf antwortete/ ich vermeinete/ er begehre vielmehr den Himmel/ die Sonne/ den Monden und die Sterne zusehen: lächelte er und sprach: ich wolte sie lieber anrühren/ damit ich was gewisses davon erkennen möge. Meinete/ er besorgete sich/ daß das blosse anschawen dieser Dinge ihm viel verwirreter und ungewisser machte/ als wenn er gantz blind wäre. LXXXV. Wunder- Geschichte von einem Podagrischen Fleischhauer. MArtin Fritsch hatt in seinem Meteoris auf gezeichnet/ was sich mit einem Fleischhaner/ so sehr von Zipperlein geplagt ward/ wohnhafftig zu Ofen in Ungarn/ nahe bey einem Gottesacker/ folgender massen zugetragen hat. Ein Soldat war zornig/ daß er des Abends sein Geld auf den Würffeln verspielet / fieng an zu schelten/ fiel in verzweiffelung/ und warff einen Stein wider ein Crucifix/ das nahe dabey aufgerichtet war: welches doch sonsten von diesen Soldaten und seiner Gesellschaft vor heilig gehalten wurde. Der Stein blieb an dem Bilde hangen/ und von dem getroffenen Orte lief Blut mit der Menge heraus. Der Fleischhauer lag damals gar sanft in seinem Bette: Im Schlaf hörete er eine ungewöhn- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0184" n="164"/> davon zu haben. Als ich ihm darauf antwortete/ ich vermeinete/ er begehre vielmehr den Himmel/ die Sonne/ den Monden und die Sterne zusehen: lächelte er und sprach: ich wolte sie lieber anrühren/ damit ich was gewisses davon erkennen möge. Meinete/ er besorgete sich/ daß das blosse anschawen dieser Dinge ihm viel verwirreter und ungewisser machte/ als wenn er gantz blind wäre.</p> <p>LXXXV.</p> <p>Wunder- Geschichte von einem Podagrischen Fleischhauer.</p> <p>MArtin Fritsch hatt in seinem Meteoris auf gezeichnet/ was sich mit einem Fleischhaner/ so sehr von Zipperlein geplagt ward/ wohnhafftig zu Ofen in Ungarn/ nahe bey einem Gottesacker/ folgender massen zugetragen hat. Ein Soldat war zornig/ daß er des Abends sein Geld auf den Würffeln verspielet / fieng an zu schelten/ fiel in verzweiffelung/ und warff einen Stein wider ein Crucifix/ das nahe dabey aufgerichtet war: welches doch sonsten von diesen Soldaten und seiner Gesellschaft vor heilig gehalten wurde.</p> <p>Der Stein blieb an dem Bilde hangen/ und von dem getroffenen Orte lief Blut mit der Menge heraus.</p> <p>Der Fleischhauer lag damals gar sanft in seinem Bette: Im Schlaf hörete er eine ungewöhn- </p> </div> </body> </text> </TEI> [164/0184]
davon zu haben. Als ich ihm darauf antwortete/ ich vermeinete/ er begehre vielmehr den Himmel/ die Sonne/ den Monden und die Sterne zusehen: lächelte er und sprach: ich wolte sie lieber anrühren/ damit ich was gewisses davon erkennen möge. Meinete/ er besorgete sich/ daß das blosse anschawen dieser Dinge ihm viel verwirreter und ungewisser machte/ als wenn er gantz blind wäre.
LXXXV.
Wunder- Geschichte von einem Podagrischen Fleischhauer.
MArtin Fritsch hatt in seinem Meteoris auf gezeichnet/ was sich mit einem Fleischhaner/ so sehr von Zipperlein geplagt ward/ wohnhafftig zu Ofen in Ungarn/ nahe bey einem Gottesacker/ folgender massen zugetragen hat. Ein Soldat war zornig/ daß er des Abends sein Geld auf den Würffeln verspielet / fieng an zu schelten/ fiel in verzweiffelung/ und warff einen Stein wider ein Crucifix/ das nahe dabey aufgerichtet war: welches doch sonsten von diesen Soldaten und seiner Gesellschaft vor heilig gehalten wurde.
Der Stein blieb an dem Bilde hangen/ und von dem getroffenen Orte lief Blut mit der Menge heraus.
Der Fleischhauer lag damals gar sanft in seinem Bette: Im Schlaf hörete er eine ungewöhn-
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 164. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/184>, abgerufen am 22.07.2024. |