Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Weib könte von einem Manne aufs höchste nur zwey Kinder empfangen. Als sie nun also sehr zu Schanden worden/ und sich fürchtete/ sie möchte durch ihren eigenen Ausspruch geschmähet und geurtheilet werden/ ward sie vom bösen Geiste also angefochen/ daß sie bey sich beschloß/ sie wolte achte von ihren Töchterlein erträncken lassen/ und nur eine davon behalten: Hielt aber diese Sache heimlich mit der Wehemutter/ und einer Kammermagd/ welche diese böse That solte werckstellig machen. Aber Gott schickte es/ daß ihr Eheherr gleich von der Jagt kam/ und der Magd begegnete: Und als er von ihr den Handel erfuhr/ erhielt er die unschuldigen Kinderlein vor dem Tode/ ließ sie hinter der Mutter vorwissen auferziehen/ und ließ ihnen bey der Tauffe allen einen Nahmen geben/ nehmlich Bourgue: Wie auch der neundten Tochter/ welche die Mutter behalten. Nach dem sie groß gewachsen/ ließ er sie alle in gleichen Zeug auf einerley Weise kleiden/ und in seine Behausung kommen: Und eben also hatte er auch die zu Hause kleiden lassen. Als sie nun beysammen in einem Gemach waren/ ließ er sein Gemahl/ mit ihren beiderseits Verwandten und Freunden/ dahin kommen/ und sagte ihr/ Sie solte der Bourgue ruffen. Weib könte von einem Manne aufs höchste nur zwey Kinder empfangen. Als sie nun also sehr zu Schanden worden/ und sich fürchtete/ sie möchte durch ihren eigenen Ausspruch geschmähet und geurtheilet werden/ ward sie vom bösen Geiste also angefochen/ daß sie bey sich beschloß/ sie wolte achte von ihren Töchterlein erträncken lassen/ und nur eine davon behalten: Hielt aber diese Sache heimlich mit der Wehemutter/ und einer Kammermagd/ welche diese böse That solte werckstellig machen. Aber Gott schickte es/ daß ihr Eheherr gleich von der Jagt kam/ und der Magd begegnete: Und als er von ihr den Handel erfuhr/ erhielt er die unschuldigen Kinderlein vor dem Tode/ ließ sie hinter der Mutter vorwissen auferziehen/ und ließ ihnen bey der Tauffe allen einen Nahmen geben/ nehmlich Bourgue: Wie auch der neundten Tochter/ welche die Mutter behalten. Nach dem sie groß gewachsen/ ließ er sie alle in gleichen Zeug auf einerley Weise kleiden/ und in seine Behausung kommen: Und eben also hatte er auch die zu Hause kleiden lassen. Als sie nun beysammen in einem Gemach waren/ ließ er sein Gemahl/ mit ihren beiderseits Verwandten und Freunden/ dahin kommen/ und sagte ihr/ Sie solte der Bourgue ruffen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0237" n="215"/> Weib könte von einem Manne aufs höchste nur zwey Kinder empfangen.</p> <p>Als sie nun also sehr zu Schanden worden/ und sich fürchtete/ sie möchte durch ihren eigenen Ausspruch geschmähet und geurtheilet werden/ ward sie vom bösen Geiste also angefochen/ daß sie bey sich beschloß/ sie wolte achte von ihren Töchterlein erträncken lassen/ und nur eine davon behalten: Hielt aber diese Sache heimlich mit der Wehemutter/ und einer Kammermagd/ welche diese böse That solte werckstellig machen.</p> <p>Aber Gott schickte es/ daß ihr Eheherr gleich von der Jagt kam/ und der Magd begegnete: Und als er von ihr den Handel erfuhr/ erhielt er die unschuldigen Kinderlein vor dem Tode/ ließ sie hinter der Mutter vorwissen auferziehen/ und ließ ihnen bey der Tauffe allen einen Nahmen geben/ nehmlich Bourgue: Wie auch der neundten Tochter/ welche die Mutter behalten.</p> <p>Nach dem sie groß gewachsen/ ließ er sie alle in gleichen Zeug auf einerley Weise kleiden/ und in seine Behausung kommen: Und eben also hatte er auch die zu Hause kleiden lassen.</p> <p>Als sie nun beysammen in einem Gemach waren/ ließ er sein Gemahl/ mit ihren beiderseits Verwandten und Freunden/ dahin kommen/ und sagte ihr/ Sie solte der Bourgue ruffen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [215/0237]
Weib könte von einem Manne aufs höchste nur zwey Kinder empfangen.
Als sie nun also sehr zu Schanden worden/ und sich fürchtete/ sie möchte durch ihren eigenen Ausspruch geschmähet und geurtheilet werden/ ward sie vom bösen Geiste also angefochen/ daß sie bey sich beschloß/ sie wolte achte von ihren Töchterlein erträncken lassen/ und nur eine davon behalten: Hielt aber diese Sache heimlich mit der Wehemutter/ und einer Kammermagd/ welche diese böse That solte werckstellig machen.
Aber Gott schickte es/ daß ihr Eheherr gleich von der Jagt kam/ und der Magd begegnete: Und als er von ihr den Handel erfuhr/ erhielt er die unschuldigen Kinderlein vor dem Tode/ ließ sie hinter der Mutter vorwissen auferziehen/ und ließ ihnen bey der Tauffe allen einen Nahmen geben/ nehmlich Bourgue: Wie auch der neundten Tochter/ welche die Mutter behalten.
Nach dem sie groß gewachsen/ ließ er sie alle in gleichen Zeug auf einerley Weise kleiden/ und in seine Behausung kommen: Und eben also hatte er auch die zu Hause kleiden lassen.
Als sie nun beysammen in einem Gemach waren/ ließ er sein Gemahl/ mit ihren beiderseits Verwandten und Freunden/ dahin kommen/ und sagte ihr/ Sie solte der Bourgue ruffen.
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/237>, abgerufen am 17.07.2024. |