Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.LXX. Krafft der Einbildung. EIn Jude reisete des Nachts nach Hause/ und entschlief auf seinem Esel/ der ihn trug. Das Thier/ so den Wege wuste/ gieng über einen hohen Steg auf einem schmahlen Brete: Des andern Tages bildete ihm der Jude die Gefahr/ darinnen er gewesen/ so tieff ein: Und durch die Stärcke seiner Einbildungs-Krafft stellete er sie ihm für Augen/ daß er mit einem solchen Grausen und Schrecken geschlagen worden/ daß er drüber starb. L. Vives l. 3. de Anima. LXXI. Geltzame Einbildung. EIn Weib meinete/ sie hätte mit dem Brodt eine Nadel verschlucket/ dannenhero schrye und beklagte sie sich/ als wenn sie unerträgliche Schmertzen i[unleserliches Material] der Kählen fühlete: Weil sie daselbst wäre stecken blieben: Aber weil von ausse[unleserliches Material] keine Geschwulst noch Veränderung zu[unleserliches Material] spüren war/ urtheilete eine kluge Per- LXX. Krafft der Einbildung. EIn Jude reisete des Nachts nach Hause/ und entschlief auf seinem Esel/ der ihn trug. Das Thier/ so den Wege wuste/ gieng über einen hohen Steg auf einem schmahlen Brete: Des andern Tages bildete ihm der Jude die Gefahr/ darinnen er gewesen/ so tieff ein: Und durch die Stärcke seiner Einbildungs-Krafft stellete er sie ihm für Augen/ daß er mit einem solchen Grausen und Schrecken geschlagen worden/ daß er drüber starb. L. Vives l. 3. de Animâ. LXXI. Geltzame Einbildung. EIn Weib meinete/ sie hätte mit dem Brodt eine Nadel verschlucket/ dannenhero schrye und beklagte sie sich/ als wenn sie unerträgliche Schmertzen i[unleserliches Material] der Kählen fühlete: Weil sie daselbst wäre stecken blieben: Aber weil von ausse[unleserliches Material] keine Geschwulst noch Veränderung zu[unleserliches Material] spüren war/ urtheilete eine kluge Per- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0284" n="262"/> <p>LXX.</p> <p>Krafft der Einbildung.</p> <p>EIn Jude reisete des Nachts nach Hause/ und entschlief auf seinem Esel/ der ihn trug. Das Thier/ so den Wege wuste/ gieng über einen hohen Steg auf einem schmahlen Brete: Des andern Tages bildete ihm der Jude die Gefahr/ darinnen er gewesen/ so tieff ein: Und durch die Stärcke seiner Einbildungs-Krafft stellete er sie ihm für Augen/ daß er mit einem solchen Grausen und Schrecken geschlagen worden/ daß er drüber starb.</p> <p>L. Vives l. 3. de Animâ.</p> <p>LXXI.</p> <p>Geltzame Einbildung.</p> <p>EIn Weib meinete/ sie hätte mit dem Brodt eine Nadel verschlucket/ dannenhero schrye und beklagte sie sich/ als wenn sie unerträgliche Schmertzen i<gap reason="illegible"/> der Kählen fühlete: Weil sie daselbst wäre stecken blieben: Aber weil von ausse<gap reason="illegible"/> keine Geschwulst noch Veränderung zu<gap reason="illegible"/> spüren war/ urtheilete eine kluge Per- </p> </div> </body> </text> </TEI> [262/0284]
LXX.
Krafft der Einbildung.
EIn Jude reisete des Nachts nach Hause/ und entschlief auf seinem Esel/ der ihn trug. Das Thier/ so den Wege wuste/ gieng über einen hohen Steg auf einem schmahlen Brete: Des andern Tages bildete ihm der Jude die Gefahr/ darinnen er gewesen/ so tieff ein: Und durch die Stärcke seiner Einbildungs-Krafft stellete er sie ihm für Augen/ daß er mit einem solchen Grausen und Schrecken geschlagen worden/ daß er drüber starb.
L. Vives l. 3. de Animâ.
LXXI.
Geltzame Einbildung.
EIn Weib meinete/ sie hätte mit dem Brodt eine Nadel verschlucket/ dannenhero schrye und beklagte sie sich/ als wenn sie unerträgliche Schmertzen i_ der Kählen fühlete: Weil sie daselbst wäre stecken blieben: Aber weil von ausse_ keine Geschwulst noch Veränderung zu_ spüren war/ urtheilete eine kluge Per-
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