Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.wurde mit solchen Begräbnüssen zugebracht. Die Anzahl der Verwundeten kam über zwey tausend. Man fand ein schwanger Weib/ so verfallen war: Da man sie herfür zog/ lebte das Kind noch und ward getaufft. Eine Adeliche Jungfrau stunde aus ihrem Bette auf/ und wolte ein Kammer fenster aufmachen: Da schlug ein Splitter ihr den Hals ab/ also/ daß Kopff ohne Leben ein wenig noch am Leder hieng. An einer Ecken in der Gassen beym Bernhards pallast war ein Wirth/ mit Nahmen Croes/ in den Keller gangen/ vor seine Gäste Bier zu hohlen/ unter welchen etliche mit der Karten spieleten: Da wurde das Haus in einem Augenblick niedergeworffen: Die Spieler unter andern wurden alle erquetzschet/ und hielten die Karten-Blätter noch in Händen/ da man sie aus dem Schutt-hauffen hervor zog. Niemand im Hause kam davon/ ohn der Wirth/ der sich im gewelbten Keller erhalten hatte. Drey oder vier Tage nach dem erbärmlichen Unglück wurden in den Kellern viel gefunden/ die vor Hunger gestorben/ ersticket/ oder durch furcht und unerträglichen Stanck des Pulvers ümbkommen waren. Man fand einen Mann und ein Weib/ die waren zwischen die Aeste eines Baums geführet/ und gleichsam mit Gewalt eingezwenget wurde mit solchen Begräbnüssen zugebracht. Die Anzahl der Verwundeten kam über zwey tausend. Man fand ein schwanger Weib/ so verfallen war: Da man sie herfür zog/ lebte das Kind noch und ward getaufft. Eine Adeliche Jungfrau stunde aus ihrem Bette auf/ und wolte ein Kammer fenster aufmachen: Da schlug ein Splitter ihr den Hals ab/ also/ daß Kopff ohne Leben ein wenig noch am Leder hieng. An einer Ecken in der Gassen beym Bernhards pallast war ein Wirth/ mit Nahmen Croes/ in den Keller gangen/ vor seine Gäste Bier zu hohlen/ unter welchen etliche mit der Karten spieleten: Da wurde das Haus in einem Augenblick niedergeworffen: Die Spieler unter andern wurden alle erquetzschet/ und hielten die Karten-Blätter noch in Händen/ da man sie aus dem Schutt-hauffen hervor zog. Niemand im Hause kam davon/ ohn der Wirth/ der sich im gewelbten Keller erhalten hatte. Drey oder vier Tage nach dem erbärmlichen Unglück wurden in den Kellern viel gefunden/ die vor Hunger gestorben/ ersticket/ oder durch furcht und unerträglichen Stanck des Pulvers ümbkommen waren. Man fand einen Mann und ein Weib/ die waren zwischen die Aeste eines Baums geführet/ und gleichsam mit Gewalt eingezwenget <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0038" n="18"/> wurde mit solchen Begräbnüssen zugebracht. Die Anzahl der Verwundeten kam über zwey tausend.</p> <p>Man fand ein schwanger Weib/ so verfallen war: Da man sie herfür zog/ lebte das Kind noch und ward getaufft.</p> <p>Eine Adeliche Jungfrau stunde aus ihrem Bette auf/ und wolte ein Kammer fenster aufmachen: Da schlug ein Splitter ihr den Hals ab/ also/ daß Kopff ohne Leben ein wenig noch am Leder hieng.</p> <p>An einer Ecken in der Gassen beym Bernhards pallast war ein Wirth/ mit Nahmen Croes/ in den Keller gangen/ vor seine Gäste Bier zu hohlen/ unter welchen etliche mit der Karten spieleten: Da wurde das Haus in einem Augenblick niedergeworffen: Die Spieler unter andern wurden alle erquetzschet/ und hielten die Karten-Blätter noch in Händen/ da man sie aus dem Schutt-hauffen hervor zog. Niemand im Hause kam davon/ ohn der Wirth/ der sich im gewelbten Keller erhalten hatte.</p> <p>Drey oder vier Tage nach dem erbärmlichen Unglück wurden in den Kellern viel gefunden/ die vor Hunger gestorben/ ersticket/ oder durch furcht und unerträglichen Stanck des Pulvers ümbkommen waren. Man fand einen Mann und ein Weib/ die waren zwischen die Aeste eines Baums geführet/ und gleichsam mit Gewalt eingezwenget </p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0038]
wurde mit solchen Begräbnüssen zugebracht. Die Anzahl der Verwundeten kam über zwey tausend.
Man fand ein schwanger Weib/ so verfallen war: Da man sie herfür zog/ lebte das Kind noch und ward getaufft.
Eine Adeliche Jungfrau stunde aus ihrem Bette auf/ und wolte ein Kammer fenster aufmachen: Da schlug ein Splitter ihr den Hals ab/ also/ daß Kopff ohne Leben ein wenig noch am Leder hieng.
An einer Ecken in der Gassen beym Bernhards pallast war ein Wirth/ mit Nahmen Croes/ in den Keller gangen/ vor seine Gäste Bier zu hohlen/ unter welchen etliche mit der Karten spieleten: Da wurde das Haus in einem Augenblick niedergeworffen: Die Spieler unter andern wurden alle erquetzschet/ und hielten die Karten-Blätter noch in Händen/ da man sie aus dem Schutt-hauffen hervor zog. Niemand im Hause kam davon/ ohn der Wirth/ der sich im gewelbten Keller erhalten hatte.
Drey oder vier Tage nach dem erbärmlichen Unglück wurden in den Kellern viel gefunden/ die vor Hunger gestorben/ ersticket/ oder durch furcht und unerträglichen Stanck des Pulvers ümbkommen waren. Man fand einen Mann und ein Weib/ die waren zwischen die Aeste eines Baums geführet/ und gleichsam mit Gewalt eingezwenget
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