Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.hatten in der Mitten eine Bahre / in Gestalt eines hohen Sarges/ mit schwartz zugedecket/ und ümb und ümb viel brennende Kertzen in ihren Händen. Seine Bestürtzung verdoppelte sich/ weil er unter allen disen Sängern nicht einen kunte merkcen/ der ihm bekant wäre: Dieserwegen/ als er sie wohl betrachtet/ nahete er sich zu einem Priester/ und fragete: Wem man diese Seel-Messen hielte? Der Priester antwortete: Sie würde einem Ritter gehalten/ und nennete den Nahmen und Zunahmen desselbigen/ der da fragete: Und sagete darzu/ dieser Ritter wäre gestorben/ und man hielte sein Leichbegängnüß. Der Ritter fieng an zu lächeln / und sagte: Der Ritter/ den ihr mir nennet/ ist am Leben: Dieserwegen so irret ihr euch. Aber der Priester antwortete ferner: Ja wohl/ Er ist gewiß todt/ und ist hier / daß er soll begraben werden: Als er diß gesaget/ wendete er sich wieder zum singen. hatten in der Mitten eine Bahre / in Gestalt eines hohen Sarges/ mit schwartz zugedecket/ und ümb und ümb viel brennende Kertzen in ihren Händen. Seine Bestürtzung verdoppelte sich/ weil er unter allen disen Sängern nicht einen kunte merkcen/ der ihm bekant wäre: Dieserwegen/ als er sie wohl betrachtet/ nahete er sich zu einem Priester/ und fragete: Wem man diese Seel-Messen hielte? Der Priester antwortete: Sie würde einem Ritter gehalten/ und nennete den Nahmen und Zunahmen desselbigen/ der da fragete: Und sagete darzu/ dieser Ritter wäre gestorben/ und man hielte sein Leichbegängnüß. Der Ritter fieng an zu lächeln / und sagte: Der Ritter/ den ihr mir nennet/ ist am Leben: Dieserwegen so irret ihr euch. Aber der Priester antwortete ferner: Ja wohl/ Er ist gewiß todt/ und ist hier / daß er soll begraben werden: Als er diß gesaget/ wendete er sich wieder zum singen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0380" n="356"/> hatten in der Mitten eine Bahre / in Gestalt eines hohen Sarges/ mit schwartz zugedecket/ und ümb und ümb viel brennende Kertzen in ihren Händen.</p> <p>Seine Bestürtzung verdoppelte sich/ weil er unter allen disen Sängern nicht einen kunte merkcen/ der ihm bekant wäre: Dieserwegen/ als er sie wohl betrachtet/ nahete er sich zu einem Priester/ und fragete: Wem man diese Seel-Messen hielte?</p> <p>Der Priester antwortete: Sie würde einem Ritter gehalten/ und nennete den Nahmen und Zunahmen desselbigen/ der da fragete: Und sagete darzu/ dieser Ritter wäre gestorben/ und man hielte sein Leichbegängnüß. Der Ritter fieng an zu lächeln / und sagte: Der Ritter/ den ihr mir nennet/ ist am Leben: Dieserwegen so irret ihr euch.</p> <p>Aber der Priester antwortete ferner: Ja wohl/ Er ist gewiß todt/ und ist hier / daß er soll begraben werden: Als er diß gesaget/ wendete er sich wieder zum singen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [356/0380]
hatten in der Mitten eine Bahre / in Gestalt eines hohen Sarges/ mit schwartz zugedecket/ und ümb und ümb viel brennende Kertzen in ihren Händen.
Seine Bestürtzung verdoppelte sich/ weil er unter allen disen Sängern nicht einen kunte merkcen/ der ihm bekant wäre: Dieserwegen/ als er sie wohl betrachtet/ nahete er sich zu einem Priester/ und fragete: Wem man diese Seel-Messen hielte?
Der Priester antwortete: Sie würde einem Ritter gehalten/ und nennete den Nahmen und Zunahmen desselbigen/ der da fragete: Und sagete darzu/ dieser Ritter wäre gestorben/ und man hielte sein Leichbegängnüß. Der Ritter fieng an zu lächeln / und sagte: Der Ritter/ den ihr mir nennet/ ist am Leben: Dieserwegen so irret ihr euch.
Aber der Priester antwortete ferner: Ja wohl/ Er ist gewiß todt/ und ist hier / daß er soll begraben werden: Als er diß gesaget/ wendete er sich wieder zum singen.
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