Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.sagte/ es wäre ihm nicht gar recht/ und befinde sich beschwehret/ daß er diesen Tag solte helffen ein Bluturtheil fällen. Als er aus der Messe wieder heimkommen/ sagte man ihm/ er hätte zum Frühstücke einen Kalbeskopf/ davon er gern esse. Als er ihn nun gern sehen wolte/ machte er den Schranck auf/ darinnen der Kopf stunde: Aber aus grosser Furcht und Schrecken/ fieng er an zu klagen/ vnd fragen: Wer einen Menschenkopf da hinein geschlossen hätte? Sein Weib redete ihm freundlich zu/ wie daß er sich irrete: Er hielte an sich/ aß geschwinde / gieng in die Rahtsstube/ und satzte sich an seine Stelle. Als es nun an ihn kam/ daß er solte seine Meinung sagen/ erklärete er sich / daß nach den Gesetzen der Mörder solte enthäupter werden: Und darauf stunde er auf/ und fieng an: Er hätte eben diese Lebensstraffe selber verdienet. Uber diß erzehlete er nach der Länge alle Umbstände seiner begangenen Mordthat in dem Hause seines seeligen Herrn/ und alles/ was darauf erfolget wäre: Baht mit gefaltenen Händen/ daß die Gerichtliche Obrigkeit Ihn nicht wolte mit einer schändlichern Straffe/ als mit der Enthäuptung abstraffen. Etliche meineten/ eine Melancholey bewegete ihn also zu reden: Riehten ihm/ er solte in sein Haus gehen/ und sich den Aertzten in die Cur ge- sagte/ es wäre ihm nicht gar recht/ und befinde sich beschwehret/ daß er diesen Tag solte helffen ein Bluturtheil fällen. Als er aus der Messe wieder heimkommen/ sagte man ihm/ er hätte zum Frühstücke einen Kalbeskopf/ davon er gern esse. Als er ihn nun gern sehen wolte/ machte er den Schranck auf/ darinnen der Kopf stunde: Aber aus grosser Furcht und Schrecken/ fieng er an zu klagen/ vnd fragen: Wer einen Menschenkopf da hinein geschlossen hätte? Sein Weib redete ihm freundlich zu/ wie daß er sich irrete: Er hielte an sich/ aß geschwinde / gieng in die Rahtsstube/ und satzte sich an seine Stelle. Als es nun an ihn kam/ daß er solte seine Meinung sagen/ erklärete er sich / daß nach den Gesetzen der Mörder solte enthäupter werden: Und darauf stunde er auf/ und fieng an: Er hätte eben diese Lebensstraffe selber verdienet. Uber diß erzehlete er nach der Länge alle Umbstände seiner begangenen Mordthat in dem Hause seines seeligen Herrn/ und alles/ was darauf erfolget wäre: Baht mit gefaltenen Händen/ daß die Gerichtliche Obrigkeit Ihn nicht wolte mit einer schändlichern Straffe/ als mit der Enthäuptung abstraffen. Etliche meineten/ eine Melancholey bewegete ihn also zu reden: Riehten ihm/ er solte in sein Haus gehen/ und sich den Aertzten in die Cur ge- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0059" n="39"/> sagte/ es wäre ihm nicht gar recht/ und befinde sich beschwehret/ daß er diesen Tag solte helffen ein Bluturtheil fällen.</p> <p>Als er aus der Messe wieder heimkommen/ sagte man ihm/ er hätte zum Frühstücke einen Kalbeskopf/ davon er gern esse.</p> <p>Als er ihn nun gern sehen wolte/ machte er den Schranck auf/ darinnen der Kopf stunde: Aber aus grosser Furcht und Schrecken/ fieng er an zu klagen/ vnd fragen: Wer einen Menschenkopf da hinein geschlossen hätte? Sein Weib redete ihm freundlich zu/ wie daß er sich irrete: Er hielte an sich/ aß geschwinde / gieng in die Rahtsstube/ und satzte sich an seine Stelle.</p> <p>Als es nun an ihn kam/ daß er solte seine Meinung sagen/ erklärete er sich / daß nach den Gesetzen der Mörder solte enthäupter werden: Und darauf stunde er auf/ und fieng an: Er hätte eben diese Lebensstraffe selber verdienet. Uber diß erzehlete er nach der Länge alle Umbstände seiner begangenen Mordthat in dem Hause seines seeligen Herrn/ und alles/ was darauf erfolget wäre: Baht mit gefaltenen Händen/ daß die Gerichtliche Obrigkeit Ihn nicht wolte mit einer schändlichern Straffe/ als mit der Enthäuptung abstraffen.</p> <p>Etliche meineten/ eine Melancholey bewegete ihn also zu reden: Riehten ihm/ er solte in sein Haus gehen/ und sich den Aertzten in die Cur ge- </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0059]
sagte/ es wäre ihm nicht gar recht/ und befinde sich beschwehret/ daß er diesen Tag solte helffen ein Bluturtheil fällen.
Als er aus der Messe wieder heimkommen/ sagte man ihm/ er hätte zum Frühstücke einen Kalbeskopf/ davon er gern esse.
Als er ihn nun gern sehen wolte/ machte er den Schranck auf/ darinnen der Kopf stunde: Aber aus grosser Furcht und Schrecken/ fieng er an zu klagen/ vnd fragen: Wer einen Menschenkopf da hinein geschlossen hätte? Sein Weib redete ihm freundlich zu/ wie daß er sich irrete: Er hielte an sich/ aß geschwinde / gieng in die Rahtsstube/ und satzte sich an seine Stelle.
Als es nun an ihn kam/ daß er solte seine Meinung sagen/ erklärete er sich / daß nach den Gesetzen der Mörder solte enthäupter werden: Und darauf stunde er auf/ und fieng an: Er hätte eben diese Lebensstraffe selber verdienet. Uber diß erzehlete er nach der Länge alle Umbstände seiner begangenen Mordthat in dem Hause seines seeligen Herrn/ und alles/ was darauf erfolget wäre: Baht mit gefaltenen Händen/ daß die Gerichtliche Obrigkeit Ihn nicht wolte mit einer schändlichern Straffe/ als mit der Enthäuptung abstraffen.
Etliche meineten/ eine Melancholey bewegete ihn also zu reden: Riehten ihm/ er solte in sein Haus gehen/ und sich den Aertzten in die Cur ge-
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/59>, abgerufen am 20.07.2024. |