Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.

Bild:
<< vorherige Seite

XCIII.

Andere der gleichen wunderbare Errettung.

ANno 1553. hat sich diese warhafftige Geschichte den 18. Novembris zu Schilda im Ampt Torga zugetragen:

Ein Bürger daselbst/ Urban Ermetraut/ hatte einen tieffen Brunn/ welcher aber wenig Wasser hatte/ weil etliche Steine unten/ hart bey dem Wasser/ waren ausgefallen/ die hat er einem Mäurer/ Urban Hamberg/ verdinget/ wieder einzusetzen. Und nach dem er das Gerüste im Brunnen über dem Wasser gemachet / und Morgenbrod gessen/ steiget er endlich an einer Leiter in Brunn/ seinen Hammer zu hohlen/ den er vergessen. Alsbalo er nun hinunter kömt/ überfällt ihn das Erdreich/ samt den obern eingesetzten Steinen/ so gar/ daß man auch oben hin hat gehen können.

Es lieff viel Volcks zu: Jederman meinete/ der gute Mann wäre gantz zerquetschet und zerdrucket: Etliche wolten/ man solte den Brunnen sein Grab und zugefüllet seyn lassen: Aber die Obrigkeit hat solches nicht wollen lassen geschehen / sondern befohlen/ daß man zu dem Mäurer räumen/ und seinen Leib/ da andere Christen ruhen/ hinlegen solte.

Also hat man nach der Zeche den 21. Novembris angefangen zu graben.

XCIII.

Andere der gleichen wunderbare Errettung.

ANno 1553. hat sich diese warhafftige Geschichte den 18. Novembris zu Schilda im Ampt Torga zugetragen:

Ein Bürger daselbst/ Urban Ermetraut/ hatte einen tieffen Brunn/ welcher aber wenig Wasser hatte/ weil etliche Steine unten/ hart bey dem Wasser/ waren ausgefallen/ die hat er einem Mäurer/ Urban Hamberg/ verdinget/ wieder einzusetzen. Und nach dem er das Gerüste im Brunnen über dem Wasser gemachet / und Morgenbrod gessen/ steiget er endlich an einer Leiter in Brunn/ seinen Hammer zu hohlen/ den er vergessen. Alsbalo er nun hinunter kömt/ überfällt ihn das Erdreich/ samt den obern eingesetzten Steinen/ so gar/ daß man auch oben hin hat gehen können.

Es lieff viel Volcks zu: Jederman meinete/ der gute Mann wäre gantz zerquetschet und zerdrucket: Etliche wolten/ man solte den Brunnen sein Grab und zugefüllet seyn lassen: Aber die Obrigkeit hat solches nicht wollen lassen geschehen / sondern befohlen/ daß man zu dem Mäurer räumen/ und seinen Leib/ da andere Christen ruhen/ hinlegen solte.

Also hat man nach der Zeche den 21. Novembris angefangen zu graben.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0792" n="768"/>
        <p>XCIII.</p>
        <p>Andere der gleichen wunderbare Errettung.</p>
        <p>ANno 1553. hat sich diese warhafftige Geschichte den 18. Novembris zu Schilda im                      Ampt Torga zugetragen:</p>
        <p>Ein Bürger daselbst/ Urban Ermetraut/ hatte einen tieffen Brunn/ welcher aber                      wenig Wasser hatte/ weil etliche Steine unten/ hart bey dem Wasser/ waren                      ausgefallen/ die hat er einem Mäurer/ Urban Hamberg/ verdinget/ wieder                      einzusetzen. Und nach dem er das Gerüste im Brunnen über dem Wasser gemachet /                      und Morgenbrod gessen/ steiget er endlich an einer Leiter in Brunn/ seinen                      Hammer zu hohlen/ den er vergessen. Alsbalo er nun hinunter kömt/ überfällt                      ihn das Erdreich/ samt den obern eingesetzten Steinen/ so gar/ daß man auch                      oben hin hat gehen können.</p>
        <p>Es lieff viel Volcks zu: Jederman meinete/ der gute Mann wäre gantz zerquetschet                      und zerdrucket: Etliche wolten/ man solte den Brunnen sein Grab und zugefüllet                      seyn lassen: Aber die Obrigkeit hat solches nicht wollen lassen geschehen /                      sondern befohlen/ daß man zu dem Mäurer räumen/ und seinen Leib/ da andere                      Christen ruhen/ hinlegen solte.</p>
        <p>Also hat man nach der Zeche den 21. Novembris angefangen zu graben.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[768/0792] XCIII. Andere der gleichen wunderbare Errettung. ANno 1553. hat sich diese warhafftige Geschichte den 18. Novembris zu Schilda im Ampt Torga zugetragen: Ein Bürger daselbst/ Urban Ermetraut/ hatte einen tieffen Brunn/ welcher aber wenig Wasser hatte/ weil etliche Steine unten/ hart bey dem Wasser/ waren ausgefallen/ die hat er einem Mäurer/ Urban Hamberg/ verdinget/ wieder einzusetzen. Und nach dem er das Gerüste im Brunnen über dem Wasser gemachet / und Morgenbrod gessen/ steiget er endlich an einer Leiter in Brunn/ seinen Hammer zu hohlen/ den er vergessen. Alsbalo er nun hinunter kömt/ überfällt ihn das Erdreich/ samt den obern eingesetzten Steinen/ so gar/ daß man auch oben hin hat gehen können. Es lieff viel Volcks zu: Jederman meinete/ der gute Mann wäre gantz zerquetschet und zerdrucket: Etliche wolten/ man solte den Brunnen sein Grab und zugefüllet seyn lassen: Aber die Obrigkeit hat solches nicht wollen lassen geschehen / sondern befohlen/ daß man zu dem Mäurer räumen/ und seinen Leib/ da andere Christen ruhen/ hinlegen solte. Also hat man nach der Zeche den 21. Novembris angefangen zu graben.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-11-26T12:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-11-26T12:54:31Z)
Arne Binder: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-11-26T12:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/792
Zitationshilfe: Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/792>, abgerufen am 21.11.2024.