Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Des folgenden Tages gieng sie wieder in den Wald/ das Kind zu suchen/ aber es war vergebens. Als ihr Mann am Tage Allerheiligen von seiner Arbeit heim kam/ hörete er die traurige Zeitung/ von Verlierung des Kindleins/ und wie daß die Gerichte Nachforschung wider sie ansteleten/ als wenn sie das Kind wegen ihres Armuhts den wilden Thieren hätten vorgesetzt: Dieserwegen als sie es lang in den Wäldern gesucht/ und sich weiterer Straffe besorgeten/ machten sich diese elende Eltern aus dem Lande: Und nachmals hat man nichts mehr von ihnen gehöret. Es ist vermuhtlich/ daß die obgedachte Wölffin/ als sie vor ihre junge Wölffe Raub gesuchet/ dieses verlassene Kindlein angetroffen/ und mit sich davon getragen. Diß ist der Warheit ähnlich. Denn ein Wolf träger in seinem Rachen ein Schaf/ es sey so starck und schwehr / als es wolle/ ohne alle Verletzung/ ja wohl eine halbe Meile/ daß er nicht ruhet/ als wie ein starcker Windhund ein Künlein träget. Ja es ist bekant/ daß wenn ein Wolf ein Pferd oder Ruhe in einer Höhle oder Graben antrifft/ er mit seinem Zähnen es kan heraus ziehen dasselbe zu verzehren/ (so einen starcken Hals hat er) welches wohl ein angespannetes Pferd nicht könte thun. Als die Wölffin das Kind ihren Wölffichen bracht (wie dann alle Wölffin/ auf ihrem Des folgenden Tages gieng sie wieder in den Wald/ das Kind zu suchen/ aber es war vergebens. Als ihr Mann am Tage Allerheiligen von seiner Arbeit heim kam/ hörete er die traurige Zeitung/ von Verlierung des Kindleins/ und wie daß die Gerichte Nachforschung wider sie ansteleten/ als wenn sie das Kind wegen ihres Armuhts den wilden Thieren hätten vorgesetzt: Dieserwegen als sie es lang in den Wäldern gesucht/ und sich weiterer Straffe besorgeten/ machten sich diese elende Eltern aus dem Lande: Und nachmals hat man nichts mehr von ihnen gehöret. Es ist vermuhtlich/ daß die obgedachte Wölffin/ als sie vor ihre junge Wölffe Raub gesuchet/ dieses verlassene Kindlein angetroffen/ und mit sich davon getragen. Diß ist der Warheit ähnlich. Denn ein Wolf träger in seinem Rachen ein Schaf/ es sey so starck und schwehr / als es wolle/ ohne alle Verletzung/ ja wohl eine halbe Meile/ daß er nicht ruhet/ als wie ein starcker Windhund ein Künlein träget. Ja es ist bekant/ daß wenn ein Wolf ein Pferd oder Ruhe in einer Höhle oder Graben antrifft/ er mit seinem Zähnen es kan heraus ziehen dasselbe zu verzehren/ (so einen starcken Hals hat er) welches wohl ein angespannetes Pferd nicht könte thun. Als die Wölffin das Kind ihren Wölffichen bracht (wie dann alle Wölffin/ auf ihrem <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0083" n="63"/> <p>Des folgenden Tages gieng sie wieder in den Wald/ das Kind zu suchen/ aber es war vergebens.</p> <p>Als ihr Mann am Tage Allerheiligen von seiner Arbeit heim kam/ hörete er die traurige Zeitung/ von Verlierung des Kindleins/ und wie daß die Gerichte Nachforschung wider sie ansteleten/ als wenn sie das Kind wegen ihres Armuhts den wilden Thieren hätten vorgesetzt: Dieserwegen als sie es lang in den Wäldern gesucht/ und sich weiterer Straffe besorgeten/ machten sich diese elende Eltern aus dem Lande: Und nachmals hat man nichts mehr von ihnen gehöret.</p> <p>Es ist vermuhtlich/ daß die obgedachte Wölffin/ als sie vor ihre junge Wölffe Raub gesuchet/ dieses verlassene Kindlein angetroffen/ und mit sich davon getragen. Diß ist der Warheit ähnlich.</p> <p>Denn ein Wolf träger in seinem Rachen ein Schaf/ es sey so starck und schwehr / als es wolle/ ohne alle Verletzung/ ja wohl eine halbe Meile/ daß er nicht ruhet/ als wie ein starcker Windhund ein Künlein träget.</p> <p>Ja es ist bekant/ daß wenn ein Wolf ein Pferd oder Ruhe in einer Höhle oder Graben antrifft/ er mit seinem Zähnen es kan heraus ziehen dasselbe zu verzehren/ (so einen starcken Hals hat er) welches wohl ein angespannetes Pferd nicht könte thun. Als die Wölffin das Kind ihren Wölffichen bracht (wie dann alle Wölffin/ auf ihrem </p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0083]
Des folgenden Tages gieng sie wieder in den Wald/ das Kind zu suchen/ aber es war vergebens.
Als ihr Mann am Tage Allerheiligen von seiner Arbeit heim kam/ hörete er die traurige Zeitung/ von Verlierung des Kindleins/ und wie daß die Gerichte Nachforschung wider sie ansteleten/ als wenn sie das Kind wegen ihres Armuhts den wilden Thieren hätten vorgesetzt: Dieserwegen als sie es lang in den Wäldern gesucht/ und sich weiterer Straffe besorgeten/ machten sich diese elende Eltern aus dem Lande: Und nachmals hat man nichts mehr von ihnen gehöret.
Es ist vermuhtlich/ daß die obgedachte Wölffin/ als sie vor ihre junge Wölffe Raub gesuchet/ dieses verlassene Kindlein angetroffen/ und mit sich davon getragen. Diß ist der Warheit ähnlich.
Denn ein Wolf träger in seinem Rachen ein Schaf/ es sey so starck und schwehr / als es wolle/ ohne alle Verletzung/ ja wohl eine halbe Meile/ daß er nicht ruhet/ als wie ein starcker Windhund ein Künlein träget.
Ja es ist bekant/ daß wenn ein Wolf ein Pferd oder Ruhe in einer Höhle oder Graben antrifft/ er mit seinem Zähnen es kan heraus ziehen dasselbe zu verzehren/ (so einen starcken Hals hat er) welches wohl ein angespannetes Pferd nicht könte thun. Als die Wölffin das Kind ihren Wölffichen bracht (wie dann alle Wölffin/ auf ihrem
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