Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Raube/ das kleine Viehe/ das sie können erhaschen/ in ihre Lager den Jungen zutragen / daß sie daran sollen lernen ihre Nahrung rauben) sind vielleicht die Wölffichen satt gewesen/ und haben mit diesem Kindlein spielen wollen/ ehe sie es verzehreten: Die alte Wölffin hat sich bey sie niedergeleget: Das Kind hat die die Zützen der Wölffin gefühlet/ eine angezogen/ und gesogen/ meinend/ es hätte seine Mutter funden: Und scheinet/ daß von dar an diese Wölffin es liebete/ als wäre es ihr eigen: Dann die Femellen haben Beliebung dran/ wenn mann sie bey den Zützen zeucht. Und so sie ein Thier anders Geschlechts mit ihren Brüsten nähren/ pflegen sie es zu lieben: Wie man sihet an den Hunden/ die von den Katzen sind gesänget worden: An den Ziegen/ welche Hunde/ Lämmer/ Füllen/ ja Kinder/ gesäuget haben: Davon man alte und neue Historien an unterschiedenen Orten hat. Also kan es seyn gewesen mit der Wölffin/ mit den Wölffichen/ und mit dem Kinde. Als die jungen Wölffe groß und starck worden/ wann sie dieses Kind/ so niemahls von der Wölffin weggieng/ antraffen/ spieleten sie vor ihm/ waren lustig / und sprungen/ wie Hunde/ und kein Wolf derselbigen Gegend beleidigte es. Was noch mehr dieses Kind erhalten/ war dieses/ daß es die Wölffin und die andere Wölf- Raube/ das kleine Viehe/ das sie können erhaschen/ in ihre Lager den Jungen zutragen / daß sie daran sollen lernen ihre Nahrung rauben) sind vielleicht die Wölffichen satt gewesen/ und haben mit diesem Kindlein spielen wollen/ ehe sie es verzehreten: Die alte Wölffin hat sich bey sie niedergeleget: Das Kind hat die die Zützen der Wölffin gefühlet/ eine angezogen/ und gesogen/ meinend/ es hätte seine Mutter funden: Und scheinet/ daß von dar an diese Wölffin es liebete/ als wäre es ihr eigen: Dann die Femellen haben Beliebung dran/ wenn mann sie bey den Zützen zeucht. Und so sie ein Thier anders Geschlechts mit ihren Brüsten nähren/ pflegen sie es zu lieben: Wie man sihet an den Hunden/ die von den Katzen sind gesänget worden: An den Ziegen/ welche Hunde/ Lämmer/ Füllen/ ja Kinder/ gesäuget haben: Davon man alte und neue Historien an unterschiedenen Orten hat. Also kan es seyn gewesen mit der Wölffin/ mit den Wölffichen/ und mit dem Kinde. Als die jungen Wölffe groß und starck worden/ wann sie dieses Kind/ so niemahls von der Wölffin weggieng/ antraffen/ spieleten sie vor ihm/ waren lustig / und sprungen/ wie Hunde/ und kein Wolf derselbigen Gegend beleidigte es. Was noch mehr dieses Kind erhalten/ war dieses/ daß es die Wölffin und die andere Wölf- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0084" n="64"/> Raube/ das kleine Viehe/ das sie können erhaschen/ in ihre Lager den Jungen zutragen / daß sie daran sollen lernen ihre Nahrung rauben) sind vielleicht die Wölffichen satt gewesen/ und haben mit diesem Kindlein spielen wollen/ ehe sie es verzehreten: Die alte Wölffin hat sich bey sie niedergeleget: Das Kind hat die die Zützen der Wölffin gefühlet/ eine angezogen/ und gesogen/ meinend/ es hätte seine Mutter funden: Und scheinet/ daß von dar an diese Wölffin es liebete/ als wäre es ihr eigen: Dann die Femellen haben Beliebung dran/ wenn mann sie bey den Zützen zeucht.</p> <p>Und so sie ein Thier anders Geschlechts mit ihren Brüsten nähren/ pflegen sie es zu lieben: Wie man sihet an den Hunden/ die von den Katzen sind gesänget worden: An den Ziegen/ welche Hunde/ Lämmer/ Füllen/ ja Kinder/ gesäuget haben: Davon man alte und neue Historien an unterschiedenen Orten hat.</p> <p>Also kan es seyn gewesen mit der Wölffin/ mit den Wölffichen/ und mit dem Kinde.</p> <p>Als die jungen Wölffe groß und starck worden/ wann sie dieses Kind/ so niemahls von der Wölffin weggieng/ antraffen/ spieleten sie vor ihm/ waren lustig / und sprungen/ wie Hunde/ und kein Wolf derselbigen Gegend beleidigte es.</p> <p>Was noch mehr dieses Kind erhalten/ war dieses/ daß es die Wölffin und die andere Wölf- </p> </div> </body> </text> </TEI> [64/0084]
Raube/ das kleine Viehe/ das sie können erhaschen/ in ihre Lager den Jungen zutragen / daß sie daran sollen lernen ihre Nahrung rauben) sind vielleicht die Wölffichen satt gewesen/ und haben mit diesem Kindlein spielen wollen/ ehe sie es verzehreten: Die alte Wölffin hat sich bey sie niedergeleget: Das Kind hat die die Zützen der Wölffin gefühlet/ eine angezogen/ und gesogen/ meinend/ es hätte seine Mutter funden: Und scheinet/ daß von dar an diese Wölffin es liebete/ als wäre es ihr eigen: Dann die Femellen haben Beliebung dran/ wenn mann sie bey den Zützen zeucht.
Und so sie ein Thier anders Geschlechts mit ihren Brüsten nähren/ pflegen sie es zu lieben: Wie man sihet an den Hunden/ die von den Katzen sind gesänget worden: An den Ziegen/ welche Hunde/ Lämmer/ Füllen/ ja Kinder/ gesäuget haben: Davon man alte und neue Historien an unterschiedenen Orten hat.
Also kan es seyn gewesen mit der Wölffin/ mit den Wölffichen/ und mit dem Kinde.
Als die jungen Wölffe groß und starck worden/ wann sie dieses Kind/ so niemahls von der Wölffin weggieng/ antraffen/ spieleten sie vor ihm/ waren lustig / und sprungen/ wie Hunde/ und kein Wolf derselbigen Gegend beleidigte es.
Was noch mehr dieses Kind erhalten/ war dieses/ daß es die Wölffin und die andere Wölf-
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/84>, abgerufen am 17.07.2024. |