Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661.Man machte ihn zu einem Hirten der Hammel und Schaffe: Welches er sieben Jahr lang übete: Und unter der Zeit haben die Wölffe niemahls seine ihm anvertrauete Heerde angefallen/ ob er gleich auch grosses Viehe/ als Kälber/ Kühe / Zugviehe/ Füllen und dergleichen hütete. Dieses nahmen die Inwohner desselbigen Dorffes in acht: Darüm daß auch andere Heerden dieses Privilegit geniessen möchten/ brachten die Bauren und Schäffer in den Dörffern ihr Viehe zu ihm/ oder liessen ihn zu sich kommen: Und liessen ihr Viehe durch seine Hände/ welche er mit seinem Speichel benetzet / gehen. Es mochte nun seyn/ was es für Viehe wolte/ auch die Hunde selber: So berühreten es die Wölffe innerhalb funszehen Tagen nicht. Durch dieses Mittel bekam er viel Geld: Denn er ließ ihm von einem iedwedern Stück einen Dreyer (double tournois) geben/ auf welches er/ wie wir gesagt / die Hand legete: Er betastete auch ihre Ohren. Aber gleich wei alle menschliche Dinge ihre Abwechselung haben: Also auch/ da der Knabe vierzehen Jahr alt worden/ verlore sich die Kraft/ welche er hatte / den Wölffen zu wehren/ daß sie nicht seine Heerde anfielen/ und die jenigen / welche er mit seinen Händen über den Rücken striche/ und bey den Ohren betastete. Man machte ihn zu einem Hirten der Hammel und Schaffe: Welches er sieben Jahr lang übete: Und unter der Zeit haben die Wölffe niemahls seine ihm anvertrauete Heerde angefallen/ ob er gleich auch grosses Viehe/ als Kälber/ Kühe / Zugviehe/ Füllen und dergleichen hütete. Dieses nahmen die Inwohner desselbigen Dorffes in acht: Darüm daß auch andere Heerden dieses Privilegit geniessen möchten/ brachten die Bauren und Schäffer in den Dörffern ihr Viehe zu ihm/ oder liessen ihn zu sich kom̃en: Und liessen ihr Viehe durch seine Hände/ welche er mit seinem Speichel benetzet / gehen. Es mochte nun seyn/ was es für Viehe wolte/ auch die Hunde selber: So berühreten es die Wölffe innerhalb funszehen Tagen nicht. Durch dieses Mittel bekam er viel Geld: Denn er ließ ihm von einem iedwedern Stück einen Dreyer (double tournois) geben/ auf welches er/ wie wir gesagt / die Hand legete: Er betastete auch ihre Ohren. Aber gleich wei alle menschliche Dinge ihre Abwechselung haben: Also auch/ da der Knabe vierzehen Jahr alt worden/ verlore sich die Kraft/ welche er hatte / den Wölffen zu wehren/ daß sie nicht seine Heerde anfielen/ und die jenigen / welche er mit seinen Händen über den Rücken striche/ und bey den Ohren betastete. <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0086" n="66"/> <p>Man machte ihn zu einem Hirten der Hammel und Schaffe: Welches er sieben Jahr lang übete: Und unter der Zeit haben die Wölffe niemahls seine ihm anvertrauete Heerde angefallen/ ob er gleich auch grosses Viehe/ als Kälber/ Kühe / Zugviehe/ Füllen und dergleichen hütete.</p> <p>Dieses nahmen die Inwohner desselbigen Dorffes in acht: Darüm daß auch andere Heerden dieses Privilegit geniessen möchten/ brachten die Bauren und Schäffer in den Dörffern ihr Viehe zu ihm/ oder liessen ihn zu sich kom̃en: Und liessen ihr Viehe durch seine Hände/ welche er mit seinem Speichel benetzet / gehen.</p> <p>Es mochte nun seyn/ was es für Viehe wolte/ auch die Hunde selber: So berühreten es die Wölffe innerhalb funszehen Tagen nicht.</p> <p>Durch dieses Mittel bekam er viel Geld: Denn er ließ ihm von einem iedwedern Stück einen Dreyer (double tournois) geben/ auf welches er/ wie wir gesagt / die Hand legete: Er betastete auch ihre Ohren.</p> <p>Aber gleich wei alle menschliche Dinge ihre Abwechselung haben: Also auch/ da der Knabe vierzehen Jahr alt worden/ verlore sich die Kraft/ welche er hatte / den Wölffen zu wehren/ daß sie nicht seine Heerde anfielen/ und die jenigen / welche er mit seinen Händen über den Rücken striche/ und bey den Ohren betastete.</p> </div> </body> </text> </TEI> [66/0086]
Man machte ihn zu einem Hirten der Hammel und Schaffe: Welches er sieben Jahr lang übete: Und unter der Zeit haben die Wölffe niemahls seine ihm anvertrauete Heerde angefallen/ ob er gleich auch grosses Viehe/ als Kälber/ Kühe / Zugviehe/ Füllen und dergleichen hütete.
Dieses nahmen die Inwohner desselbigen Dorffes in acht: Darüm daß auch andere Heerden dieses Privilegit geniessen möchten/ brachten die Bauren und Schäffer in den Dörffern ihr Viehe zu ihm/ oder liessen ihn zu sich kom̃en: Und liessen ihr Viehe durch seine Hände/ welche er mit seinem Speichel benetzet / gehen.
Es mochte nun seyn/ was es für Viehe wolte/ auch die Hunde selber: So berühreten es die Wölffe innerhalb funszehen Tagen nicht.
Durch dieses Mittel bekam er viel Geld: Denn er ließ ihm von einem iedwedern Stück einen Dreyer (double tournois) geben/ auf welches er/ wie wir gesagt / die Hand legete: Er betastete auch ihre Ohren.
Aber gleich wei alle menschliche Dinge ihre Abwechselung haben: Also auch/ da der Knabe vierzehen Jahr alt worden/ verlore sich die Kraft/ welche er hatte / den Wölffen zu wehren/ daß sie nicht seine Heerde anfielen/ und die jenigen / welche er mit seinen Händen über den Rücken striche/ und bey den Ohren betastete.
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Zitationshilfe: | Richter, Christoph Philipp: Spectaculum Historicum. Historisches Schauspiel. Jena, 1661, S. 66. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/richter_spectaculum_1661/86>, abgerufen am 17.07.2024. |